Neben den Decks – Künstler und ihre Nebentätigkeiten: Douglas Greed

Neben den Decks – Künstler und ihre Nebentätigkeiten
Episode 1: Douglas Greed

Künstler verknüpfen wir mit ihrem Alias und ihrer Musik – das ist nur logisch. Doch die Tätigkeit als DJ oder Produzent*in ist letztlich auch nur eine winzige Facette des Gesamtpakets. Viele unserer Lieblings-Artists gehen nämlich noch ganz anderen und nicht minder interessanten Tätigkeiten nach, von denen wir in unserem Kosmos der elektronischen Musik häufig nichts mitbekommen. Einer davon ist Mario Willms alias Douglas Greed (Freude am Tanzen, BPitch Control), der den Auftakt unserer neuen Reihe „Neben den Decks“ markiert. Willms ist passionierter Hörspiel-Produzent und hat vor kurzem sein neustes Werk „Überall ist Krach“ veröffentlicht, das beim WDR ausgestrahlt wird. In dem Mockumentary (eine fiktionale Dokumentation) geht es um den Sounddesigner Paul Ermann, der als Vordenker vieler akustischer Innovationen gilt. So hat er beispielsweise das Einwahlgeräusch des ersten Modems produziert und war Gründungsmitglied des „Dangerous-Sound-Club“, der Ende der Neunziger auf der Loveparade mit einer Joghurtmaschine auftrat. Im Interview erfahrt ihr mehr über Douglas Greed als Hörspiel-Produzent.

Seit wann produzierst du Hörspiele? Wie ist es dazu gekommen?

Ich habe das tatsächlich mal in Weimar an der Bauhaus-Universität studiert – „Experimentelles Radio“ nannte sich der Lehrstuhl. Von Klanginstallationen, Radiofeatures bis hin zu Hörspielen wurde da alles gemacht. An einer Kunst-Universität zu studieren, heißt vor allem: Kaffee trinken, andere Leute labern lassen und aufgeblasene Egos verarzten – also kein allzu großer Unterschied im Vergleich zum DJ-Dasein.

Wo finden wir in deinen Hörspielen Douglas Greed? Versuchst du, deine Hörspiele mit deiner Musik zu verknüpfen?

Die Musik zu meinen Stücken mache ich natürlich selbst. Das sind dann zwar keine Tracks, die ich als Douglas Greed herausbringe, man kann ihnen aber schon anhören, woher sie kommen. In meinem aktuellen Hörspiel „Überall ist Krach“ befinden sich sieben, eher rotzig-deutschsprachige Songs, die der Protagonist des Stückes singt bzw. mit seiner Band aufgenommen hat. Die Musik in meinen Hörspielen richtet sich also eher danach, wie die Hauptfigur sie produzieren würde und nicht, wie Douglas Greed sie produzieren würde.

Welche Arten von Hörspielen produzierst du? Gibt es einen thematischen Schwerpunkt?

Ich mag vor allem Mockumentaries. Spannend ist daran für mich der Versuch, die absurdesten Sachen so detailgetreu wie möglich darzustellen, sodass Leute glauben, es könnte real sein. Wenn mir nach dem Hören jemand sagt: „Ich wusste gar nicht, dass es eine polnische Version von Star Wars gab!“, dann lache ich mir genüsslich in Fäustchen.

Wie viel Zeitaufwand steckt durchschnittlich in der Produktion eines Hörspiels?

An meinem Hörspiel „Überall ist Krach“ habe ich ungefähr ein Dreivierteljahr gearbeitet.
Zunächst muss das Manuskript geschrieben werden, dann müssen die Songs getextet und produziert werden. Die Aufnahmen mit den Schauspielern, der Schnitt und das Sounddesign sind recht zeitintensiv. Man kann das schon ungefähr mit dem Aufwand einer Albumproduktion vergleichen. Die meiste Zeit nimmt aber das Schreiben in Anspruch.

Welche langfristigen Ziele verfolgst du als Hörspiel-Produzent?

Wie auch beim Musik machen, geht es mir in erster Linie darum, mich selbst zu beschäftigen und mich zu amüsieren. Ich strebe stets danach, in meinem eigenen Schaffen verloren zu gehen – dem Moment, wenn der Tag plötzlich vorbei ist und auf der Festplatte ein neuer Track, eine neue Idee oder ein neues Manuskript liegt. Das Ziel ist immer das MACHEN.

www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr3/wdr3-hoerspiel/audio-ueberall-ist-krach—eine-mockumentary-100.html
www.douglas-greed.com