Neelix‘ Gedanken – „Ich habe doch nichts zu verbergen“

Ich mache gerade eine Entwicklung durch. Mir wird irgendwie bewusst, dass meine Gedanken meine Realität formen. Was ich denke, wird verstärkt, was mich nicht interessiert, nimmt keinen Platz ein. Ich habe einmal in einer Kolumne geschrieben: „Was du nicht willst, wird schlimmer.“ Mit anderen Worten: Was du willst, wird sich manifestieren. Egal, ob du an etwas Gutes oder Schlechtes denkst, es wird dann einfach eintreten. Im Moment haben alle Menschen auf die eine oder andere Art Angst. Die einen haben Angst um ihre Gesundheit und die anderen vor einem Überwachungsstaat. Wenn mein Punkt auch nur annähernd der Wahrheit entspricht, enden wir mit solchen Gedanken in einem unfreien Überwachungsstaat, mit chronisch kranken Menschen. Und zwar, weil wir genau diese Realität hervorgebracht haben. Was, wenn wir „einfach“ keine Angst mehr hätten, keine Schreckensszenarien mehr, keine Spaltung in Gut und Böse? Wovon sollte sich diese Maschinerie denn jetzt nähren, wenn die Menschen einfach keine Angst mehr hätten? 

Angst ist eine niedrige Energie, Liebe hingegen ist von allen die höchste. Mit Angst, Schuld und Sünde ist eine Menschenmenge leichter zu kontrollieren als eine, die voller Liebe steckt. Das ist nicht wirklich etwas Neues. Religionen und Sekten funktionieren schon seit Jahrhunderten mit solchen Schuld-, Sünde- und Angstszenarien. Jede und jeder ist sich aber heute sicher, dass so etwas in unseren aufgeklärten Zeiten nicht mehr möglich wäre. Würden wir jetzt nur mal zum Spaß davon ausgehen, dass es auch heute noch möglich wäre, solche Techniken anzuwenden, woran würden wir diese erkennen? Was wären eventuelle Anzeichen dafür, dass wir in einem permanenten Angstgeflecht gefangen sind? Wahrscheinlich hätten wir viele Schuldgefühle. Wir müssten von uns als Menschen denken, dass wir schlecht sind und wir der Erde nicht guttun. Ich denke wirklich, wenn wir jetzt eine Umfrage auf der Straße machen würden, dass mehr als die Hälfte der Befragten folgendes Menschenbild hätte: „Der Mensch ist böse und führt Kriege. Wir sind das Virus der Welt, wir sind das einzige Lebewesen, das den Planeten rücksichtslos zerstört. Wir sind habgierig und egoistisch und wir werden uns nie ändern!“

Das hört sich für mich sehr schuldig und auch echt krank an. Eine Menschheit, die von sich selbst so denkt, kann sich doch nur selbst auslöschen. „Wenn der Mensch verschwinden würde, wäre das wohl das Beste für unseren Planeten.“ Tatsächlich habe ich diese Aussage schon oft gehört. Was bedeutet das jetzt zusammen mit dem oben erwähnten Gedanken? Wenn wir uns selbst ablehnen, wie sollten wir dann nicht ins Verderben rennen? Das hört sich für mich wie eine sehr kranke Religion an. 

Woran erkenne ich jetzt eine solche Entwicklung? Zuerst hätten wir wahrscheinlich Angst vor Terror aus dem Ausland, dann, dass die Bösen sogar in unserem Land sind. Und am Ende dieser Angst-Schuld-Spirale würden wir dann wohl vor allem und jedem Angst haben. Jeder Mensch um uns herum könnte eine potenzielle Bedrohung sein. Wenn diese Angst wichtig ist, um Menschen leicht zu kontrollieren, wäre es dann politisch gewollt, Angst und Schrecken zu verbreiten? Wäre es vielleicht wichtig, mal in so eine Richtung zu denken?

Tatsächlich gibt es hierzu unübersehbare Hinweise, dass diese Vorgänge heute weltweit stattfinden. Ich wollte es auch wirklich erst nicht glauben, aber ein Buch von Prof. Dr. Rainer Mausfeld hat mich hier recht unsanft aus meinem Koma gerissen. Er schreibt über politische Standardmethoden zur Kontrolle von Menschen und hat dafür unzählige Studien und Werke anderer Wissenschaftler durchforstet. „Warum schweigen die Lämmer“ heißt das Buch. Ich finde diesen Titel zwar wenig gelungen, aber der Inhalt hat es in sich. Ich habe zuerst nur einen Vortrag gesehen, den ihr auch leicht finden könnt. Meine Freunde, die diesen Vortag auch gesehen haben, sagten mir danach: „Ja, das ist jetzt aber auch nicht wirklich etwas Neues.“ Wie bitte, das ist nichts Neues? Ihr wisst, dass ganz viele Dinge in der Vergangenheit inszeniert wurden? Angst als Technik, um Menschen zu beeinflussen. Das ist unglaublich, wie ich finde. Das erzeugt doch eine unglaubliche Dissonanz. Ich weiß, dass diese Dinge geschehen und mache dennoch mit.

„Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer“ (aus „Psychologie der Massen“ von Gustave Le Bon).

Ja, ich weiß auch, dass Geld die Welt regiert und nicht die Politiker.

Ja, ich weiß auch, dass mehr Krieg nicht zu Frieden führt.

Ja, ich weiß auch, dass tausende Menschen täglich verhungern, obwohl es ein Leichtes wäre, sie zu retten. 

Ja, ich weiß jetzt auch, dass Angst geschürt wird, um mich leichter zu kontrollieren.

Und was soll ich jetzt damit machen? Soll ich jetzt etwa verzweifeln und noch mehr Angst haben? 

Das einzige, das mir gerade wirklich Sorgen macht, ist das Vertrauen der Menschen in die mediale Realität und politische Entscheidungen. Aus meiner Sicht haben wir heute ganz klar ein Vertrauensproblem. Wir vertrauen nicht etwa zu wenig, nein, wir vertrauen zu viel. Da, wo das kritische Denken normalerweise sitzen sollte, macht sich dieses gefährliche Vertrauen breit. Einfach vertrauen, dass alles schon irgendwie richtig sein wird. Vertrauen anstatt denken – wie ein Kind im Elternhaus. Meine Eltern machen das schon. Wenn dieses Vertrauen einer Bevölkerung in ihre Regierung aber dennoch einmal abfällt (das kann mit Umfragen und Markforschung leicht herausgefunden werden), nutzt die Regierung zur Sicherung ihrer Macht und ihrer Legitimierung gerne große, vermeintlich unlösbare Angstszenarien. So nach dem Motto: „Meine lieben Kinder, es zieht eine unglaublich schlimme Bedrohung am Horizont herauf. Wir müssen jetzt alle ganz doll zusammenhalten. Wir, eure Eltern, kümmern uns um dieses für euch allein unlösbare Problem. Wir, deine Regierung, bekommen das für dich hin. Du musst jetzt nur genau das machen, was wir sagen, und alles wird gut.“

Durch das methodische Nutzen von Angstszenarien, die natürlich direkt eine Lösungsstrategie mitliefern, festigen die Mächtigen in ihrer Elternrolle das Fortbestehen ihrer Macht. Dafür eignen sich nach Mausfeld besonders Ängste, die nicht wirklich greifbar sind. Ausgelöst durch unsichtbare Bedrohungen, aber dennoch überall und zu jeder Zeit um uns herum. Da können dann nur die Politik und die Regierung helfen. „Schaut her, wir haben alles im Griff!“ Während die Bevölkerung hingegen nun einfach die Rolle des Kindes akzeptieren muss. Das hört sich jetzt alles ziemlich weit hergeholt an, das ist es aber leider nicht. Laut Rainer Mausfeld sind das Standardmethoden zur Festigung politischer Macht. Das Problem ist, dass wir aus Erschöpfung gerne einfach alles hinnehmen und es als unumstößliche Wahrheit annehmen.

Wofür gibt es Gesetze? Was ist das Grundgesetz? Sind es nur Regelwerke für die Bevölkerung selbst, damit die Menschen sich nicht ständig prügeln oder beklauen, oder geht es auch um den Schutz oder besser, sind es auch Abwehrrechte gegenüber unserem Staat? Warum sollte es denn einen Schutz vor unserem Staat oder unserer Regierung geben müssen? Wir haben diese Regierung doch schließlich selbst gewählt und die machen genau das, was wir wollen. Ist das wirklich so? Ist das heute so? War das immer so? Gab es Zeiten, wo wir unserem Staat und unserem Gesetz besser nicht hätten folgen und vertrauen sollen? Gibt es historisch einen Grund, warum das Grundgesetz uns vor unserem Staat schützen müsste? Die Bevölkerung hat dieses Gesetz vor allem auch zum Schutz vor unserer Regierung formuliert. Weil die Regierung immer wieder in der Vergangenheit Verbrechen an der Bevölkerung begangen hat. 

Wenn wir nun davon ausgehen, dass Geld die Welt regiert, dann müssten ja die Superreichen unsere Politik machen. Ich weiß, dass das nicht offiziell so ist, aber ihr immenser Einfluss ist nicht von der Hand zu weisen. Superreich wird ein Mensch mit folgenden Attributen: Ehrgeiz, Egoismus, Skrupellosigkeit, Gier und Gefühllosigkeit. Denn wenn ein Mensch Skrupel besitzt, kann dieser gar nicht einfach immer weiter ausbeuten. Wenn die superreichen Menschen bei ihrer Art, uns zu regieren, jetzt die gleichen Qualitäten an den Tag legen, wie jene, die sie nutzten, um unverschämt reich zu werden, wären das nicht wirklich die besten Voraussetzungen für eine menschliche Politik. 

„Ich habe doch nichts zu verbergen“

Ein Mensch, der beobachtet wird, verhält sich anders als ein unbeobachteter Mensch. Bei der heutigen digitalen Überwachung nutzen wir aber unsere gegebenen Freiheitsrechte nicht mehr in dem Maße, wie wir es tun würden, wenn wir anonym bleiben könnten.  Das bedeutet, bei der Aussage „Ich habe doch nichts zu verbergen“ liegt ein Verständnisproblem vor. Es geht gar nicht darum, was der oder die Einzelne zu verbergen hat. Es geht vielmehr darum, dass der Staat oder die Regierung etwas vor uns verbergen möchte oder zumindest genau steuern will, was wir wissen dürfen. Bei dieser permanenten Überwachung und Manipulation traut sich keiner mehr, etwas gegen diese Macht zu sagen oder sich auch nur im Geringsten zu empören. Dazu könnte jegliche Art der Kritik am Staat mit einer Public-Relations-Kampagne noch stark moralisiert und negativ „geframet“ werden. Wer jetzt etwas gegen den Staat sagt, ist ein Gefährder. Für mich ist das hier und da jetzt schon zu erkennen und ich bin sehr traurig darüber. Früher haben die bewussten Menschen die Regierung kritisiert, heute kritisieren die gleichen Menschen die Kritiker der Regierung. Schon irgendwie schade.

Warren Buffet soll in einem Interview mit der „New York Times“ auf die Frage, was der größte Konflikt der heutigen Zeit sei, gesagt haben: „Das fragen Sie noch? Es ist der Krieg arm gegen reich. Wir, die Reichen, haben diesen Krieg begonnen und wir werden ihn auch gewinnen.“ Er sei nicht glücklich darüber, sagte er noch, aber er könne auch nichts dagegen tun. Was für ein schräger Gedanke: Die Menschen, die den größten Einfluss haben, sind im Krieg mit uns. Das kann aber doch nicht wahr sein. Es fühlt sich ein wenig an wie im Film „Misery“ mit Kathy Bates, in dem sie ihren Lieblingsautoren bei bester Krankheit halten möchte, damit er immer von ihr gepflegt werden kann. Wir leben dann wohl in einem weltweiten Münchhausen-by-proxy-Syndrom, in dem unsere Mächtigen uns krank und schwach halten wollen.

Für mich war dieses neue Wissen sehr schwer zu verdauen. Ich hatte sogar über ein Jahr lang Angstzustände und Panik. Es darf nicht sein, dass wir so regiert werden. Ich hatte zwar die Vermutung, dass da irgendetwas nicht stimmt, aber das Ausmaß war mir neu. Für mich war es wie ein Tal der Tränen, durch das ich gehen musste. Diesen Trauma-ähnlichen Zustand zu überwinden, ist aus meiner Sicht ganz wichtig. Ich werde mich jetzt nur noch auf das konzentrieren, was ich möchte, nicht auf das, wovor ich Angst habe. Lasst uns bitte immer alle zusammenhalten. Wir sind alle gemeinsam hier. Ich liebe alle Menschen und alle Menschen sind gleich, egal, was mir in der Flimmerkiste erzählt wird. Ich lasse eine Spaltung der Menschen nicht zu. Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Wie wäre es denn ab jetzt mit Liebe. <3

Hoffentlich bis bald mal,

Henrik 

Aus dem FAZEmag 119/01.22


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