Neue deutsche Mixer-Hoffnung – Menura Audio MDMX – modularer DJ-Mixer

Neue deutsche Mixer-Hoffnung – Menura Audio MDMX – modularer DJ-Mixer

DJ-Hardware mit deutschem Label, da hält Reloop seit Jahrzehnten die Fackel hoch – ansonsten ist es zappenduster. Drei Jungs aus Bochum und Berlin zünden nun mit Menura ein weiteres Lichtlein an. Ihr MDMX ist dabei kein weiterer Standard-Mixer. Das wäre angesichts der erdrückenden Big-Name-Konkurrenz auch wohl aussichtslos. Sie versuchen sich stattdessen an einem Konzept, das bislang kein Hersteller dauerhaft umzusetzen wusste: Einen Highclass-Mixer, der sich modular anpassen und erweitern lässt. Wir haben einen der Gründer Roger Özcan zu den Hintergründen befragt. Schnell wird klar: Da sind keine Fantasten mit einer Schnapsidee am Werk, sondern arrivierte Szene-Insider mit dem nötigen Background. Hier das komplette Interview – inklusive aller Fragen, die wir in der letzten FAZEmag-Printausgabe aus Platzgründen ausklammern mussten.

Roger, erzähl uns zum Einstieg etwas zu den Initiatoren des Projekts

Hinter unserem Projekt, also Menura Audio, stehen Jasper Lauter aus Bochum sowie Vincent Beermann und eben ich, Roger Özcan aus Berlin. Gemeinsam arbeiten wir jetzt die letzten Jahre am MDMX, unserem modularen DJ-Mixer.

Warum seid ihr in Bochum und Berlin verteilt?

Das hat ganz praktische Gründe: Jasper und Vincent sind in Bochum aufgewachsen. Sie kennen sich bereits seit vielen Jahren und haben viele gemeinsame Projekte verfolgt. Hierzu zählen zum Beispiel ein gemeinsames Soundsystem sowie diverse Veranstaltungen. Ich kenne Vincent über einen alten Kommilitonen, der auch aus dem Ruhrgebiet kommt. Somit ergab es sich, dass Vincent zu mir in die Wohnung zog, als er vor rund zwei Jahren nach Berlin kam und mir von dem modularen DJ-Mixer erzählte.

Welchen Background habt ihr?

Was uns drei verbindet, ist die Liebe zur Musik. Das äußert sich auf verschiedene Weise. Jasper kommt aus der technischen Richtung und war in den letzten Jahren vorwiegend im Bereich der Synthesizerentwicklung tätig. Vincent produziert überwiegend selbst Musik und ich lege liebend gerne auf. Wir alle sind seit vielen Jahren als DJs aktiv und spielen neben der Mixer-Entwicklung auch noch regelmäßig auf Veranstaltungen. Außerdem haben wir im Clubkontext schon alle möglichen Positionen mal durchlaufen, sei es als DJs, Techniker, Organisatoren, Kassierer oder Barleute.

Für die MDMX-Technik dürfte entsprechend Jasper zuständig sein?

Ja. Er hat im Bereich der Veranstaltungstechnik zeitweise seine Ausbildung gemacht, mit dem Schwerpunkt Audio in Clubs und Diskotheken. Danach folgte ein Audio Engineering-Studium mit dem Fokus auf Elektronikentwicklung. Vor dem modularen DJ-Mixer arbeitete er selbstständig in der Synthesizerentwicklung und -reparatur. Durch die Vorerfahrung im DJing und der Entwicklung von Eurorackmodulen entstand somit auch die Idee zu dem modularen DJ-Mixers.

Welche Aufgaben fallen Vincent und Dir zu?

Bei einem Startup macht ja immer jeder ein bisschen etwas von Allem. Aber Vincent und ich kümmern uns hauptsächlich um die Strategie, die Finanzierung und um unsere Community.

Sind noch weitere Personen involviert?

Mit Alex und Sophia haben wir zwei weitere, tolle Menschen mit an Bord, die für unser Design zuständig sind. Alex ist unser Produktdesigner, der Layout und Optik des Mixers sowie der Module mitkonzipiert. Sophia kümmert sich zudem um unsere Kommunikation und unseren Social Media-Auftritt.

Ist der MDMX noch ein neben- oder schon hauptberufliches Projekt?

Jasper arbeitet nun seit etwa anderthalb Jahren hauptberuflich am Mixer. Vincent und ich sind noch anderweitig eingespannt. Vincent ist Program Manager und Doktorand, ich bin Projektleiter für Events. Für die Zukunft wünschen wir uns natürlich, dass wir alle noch tiefer einsteigen können. Das hängt jetzt vom Erfolg unserer Crowdfunding-Kampagne und dem weiteren Projektverlauf ab.

Was besagt der Company-Name Menura?

Menura sind sogenannte Leierschwänze, eine Gattung der Sperlingsvögel, welche vorwiegend in Australien leben. Dieser Vogel hat die Eigenschaft, nahezu alle Geräusche exakt nachahmen zu können. Hierzu zählt nicht nur der Gesang anderer Vögel, sondern auch Kettensägen oder Alarmanlagen. Dazu gibt es auch eine gute Dokumentation von David Attenborough. Die klanglich genaue Wiedergabe ist natürlich die Hauptaufgabe unseres Mixers – daher der Name.

Was war der Anlass zum Start des Projekts?

Ich war wirklich lange auf der Suche nach einem für mich passenden Gerät. Man kennt es: Da gefällt einem der Klang nicht, dem anderen Mixer fehlen wichtige Funktionen, die man für sein Setup braucht, ein anderer wiederum hat Funktionen die man nicht benötigt. Gleichzeitig finden wir im derzeitigen Markt die Standard Club-Mixer und eher nischige Boutique-Mixer. Wir wollen jedem den für ihn bzw. sie optimalen Mixer bieten! Deswegen sind wir davon überzeugt, dass das modulare Konzept kundenfreundlich und nachhaltig ist. Außerdem regt es die Kreativität an, sich mit seinem Setup auseinander zu setzen – was brauche ich wirklich und was möchte ich in der Zukunft damit machen?

Ihr seht den MDMX also gar nicht als Nischenprodukt?

Ich denke, wir bedienen einen recht großen Markt, der über den klassischen DJ hinausgeht. Das modulare Konzept ermöglicht es auch Live-Acts, ihre Instrumente in ihr Set einzubinden. Also wenn ihr so wollt: Musiker:Innen, wozu ich auch den Advanced DJ mit zusätzlichen Instrumenten zähle. Das müssen auch nicht zwangsweise etablierte Künstler:Innen sein, sondern auch Einsteiger:Innen, die sich erst mal ihre eigene 2-Channel-Version über unseren Generator bauen wollen. In der Zukunft wäre es natürlich schön, wenn wir auch Venues gewinnen, die ständig mit verschiedenen Tech-Ridern konfrontiert werden. Diese können dann einfach nur Module austauschen, um dem bzw der Künstler:In das gewünschte Setup zu bieten.

Ihr wart und seid nicht die Ersten, die sich an einem modularen DJ-Mixer versuchen. Langfristig etabliert hat sich keiner. Wo seht ihr die Chance für euer Konzept?

Wenn man sich beispielsweise die Ecler Sclat-Serie anguckt, ließen sich damals nur komplette Signalzüge tauschen. Wir haben unseren Mixer anders aufgeteilt, in sechs Sektionen. Dadurch ergibt sich eine viel größere Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten und der Mixer lässt sich individueller gestalten. Außerdem wollen wir eine weitere Bandbreite an Modulen und Ein- und Ausgangsmöglichkeiten bieten.

Was waren die größten Herausforderungen bei der Entwicklung?

Zunächst ging es darum, ein kohärentes System zu entwickeln, das die Modularität mit den Soundansprüchen und der Flexibilität verbindet, dabei aber trotzdem simpel zu bedienen ist. Das ist uns, denke ich, sehr gut gelungen. Unser Anspruch ist es natürlich, dass jedes Modul mit jedem anderen Modul kombinierbar ist, auch in Zukunft. Somit ging es erst mal viel um den Signalfluss und auch den mechanischen Aufbau. Eine weitere Herausforderung war es für uns als junges Unternehmen – und gerade für die Prototypen – Bauteilzulieferer dazu zu bringen, verhältnismäßig kleine Stückzahlen herzustellen. Das lohnt sich für Zulieferer in der Regel nicht und wir mussten viel Überzeugungsarbeit zu leisten.

Die Klangerzeugung ist rein analog, die Steuerung den ersten Infos zufolge teilweise digital. Wäre es komplett digital nicht einfacher gewesen?

Die bisherigen Module sind tatsächlich komplett analog, bis auf die VU Meter. Auch hier wollen wir langfristig beide Möglichkeiten oder auch Mischformen anbieten. Als Basis dient hier deshalb erst mal der analoge Signalweg. Die analoge Klangverarbeitung hat ja auch berechtigterweise immer noch ein sehr hohes Ansehen.

Lässt sich der Mixer auch für die digitale Steuerung z. B. von DJ-Software nutzen?

Dazu gibt es bereits Pläne. Wir haben an der Rückseite bereits einen USB-C Anschluss implementiert. Dieser läuft zu einem Steckplatz auf dem Mainboard. Hier ließe sich eine digitales Aufsteckmodul installieren, um das Pult zu „digitalisieren“. Das ist aber ehrlich gesagt noch Zukunftsmusik und wird noch ein wenig dauern.

Wie viele Module sind im ersten Schritt und dann im Weiteren geplant?

Zunächst möchten wir der Community eine bewährte Auswahl an verschiedenen Isolatoren bieten (2-Band, 3-Band, 4-Band), ebenso die Wahlmöglichkeit zwischen Rotary- und Linearfadern. Beim Input haben wir von Anfang an auch ein Bluetooth-Modul verbaute, mit dem man problemlos seinen Sound vom mobilen Endgerät oder Computer in den Kanal einspeisen kann. Für die Eurorack- Liebhaber gibt es ein Breakout-Modul, mit dem sich auch Eurorack-Effekte integrieren lassen. Darüber hinaus planen wir digitale und analoge Effekmodule zur Veränderung des Klangs. Außerdem haben wir bereits eine Reihe an Modulen mit dem Namen „1620“ fertiggestellt. Da können sich manche vielleicht denken worum es geht. Wie bereits erwähnt, achten wir auf den regen Austausch mit der Community, die uns mit ihren Ideen immer wieder auf neue Gedanken bringt. Es wird dazu demnächst auch eine Übersicht auf unserer Homepage geben. Unser Ziel ist es, in ständigem Austausch mit der Community zu bleiben und entlang der Wünsche unserer Unterstützer neue Module zu entwickeln.

Ist das Mixer-System so offen konzipiert, dass sich Module von Drittanbietern einbinden lassen?

Auch das ist auf jeden Fall geplant. Wir haben bewusst Eurorack-Maße gewählt, um auch Drittanbietern die Möglichkeit zu geben, mit uns zusammen Module zu entwickeln. Außerdem würden wir uns freuen, wenn sich auch die DIY-Community einbringt.

Werden die Mixer auf Bestellung von Hand gefertigt oder ist eine Art Serienproduktion geben?

Wir haben schon eine Serienproduktion geplant. Wie groß der Umfang sein wird, richtet sich natürlich nach der Nachfrage. Unser Ziel ist es, die Produktion so lokal wie möglich zu halten und mit allen Zulieferern im ständigen Austausch zu bleiben, um die optimale Qualität zu gewährleisten.

Ihr finanziert die Erstauflage per Crowdfunding. Wie habt ihr es bis dato gestemmt?

Bis dato ist das Projekt tatsächlich durch Freunde und die Familie finanziert. Außerdem haben wir alle unsere Sparbücher geplündert und selbst nochmal investiert. Es ist für uns alle ein Herzensprojekt, trotzdem brauchen wir nun die Unterstützung, um die Mixer an den Markt bringen zu können.

Auf welcher Plattform findet das Crowdfunding statt?

Als Plattform haben wir uns für Kickstarter entschieden. Dort findet man immer mal wieder ähnliche Projekte mit dem Bezug zur elektronischen Klangerzeugung oder -veränderung. Somit wollen wir auch internationale Unterstützer ansprechen.

Mit welchem VK-Preis rechnet ihr in der Crowdfunding-Phase und mit welchem danach?

Bei der Crowdfunding-Kampagne haben wir uns für Rabatte von bis zu 40 Prozent entschieden, um den frühen Unterstützer:Innen einen wirklichen Mehrwert zu bieten. Außerdem hat man als Early Bird natürlich den Vorteil, als erstes beliefert zu werden. Beim Endpreis werden wir wohl bei den branchenüblichen Preisen für einen guten 4-Kanal Clubmixer landen.

 

Aus dem FAZEmag 135/05.2023
www.kickstarter.com/projects/menura-audio/mdmx-worlds-first-truly-modular-dj-mixer
www.menura-audio.com