Neue Schmuggelmethoden sorgen für weniger Beschlagnahmungen

Foto: Zoll

Das Jahr 2023 war gespickt von Rekordfunden von geschmuggeltem Kokain in den europäischen Seehäfen. Das BKA erwartet für das laufende Jahr aber einen Rückgang der Zahlen. Das liegt aber nicht etwa an faulen Schmugglern, sondern an neuen Methoden, mit denen die Drogen kaum noch aufspürbar sind.

Auch in Deutschland konnten im vergangenen Jahr rekordverdächtige Mengen an Kokain sichergestellt werden. Allen voran natürlich im Hamburger Hafen. Da nur ein minimaler Bruchteil der Container durchleuchtet werden kann, sind die beschlagnahmten Mengen wohl auch nur eine Dunkelziffer.

Der Leiter der Drogenbekämpfung des BKA, Hans-Joachim Leon berichtete von abnehmenden Sicherstellungszahlen in einem Interview mit dem ARD-Politikmagazin Kontraste. Auch in Rotterdam und Antwerpen werden die Sicherstellungszahlen in diesem Jahr wohl geringer ausfallen. Weiter sagte Leon: „Das spricht dafür, dass neue Wege genutzt werden, um das Kokain nach Europa zu bringen.“

Ernsthaft kommentieren will man die Zahlen aktuell nicht, sondern verweist auf die offizielle Statistik, die aber erst Anfang nächsten Jahres veröffentlicht wird. In Belgien und den Niederlanden hat man bereits einen drastischen Einbruch in der Sicherstellung im ersten Halbjahr 2024 öffentlich gemacht. Man spricht in den Niederlanden von einem Rückgang von 40 Prozent. In Belgien soll sich die Menge der Sicherstellungen sogar fast halbiert haben.

Dies weise aber keineswegs auf einen eingebrochenen Drogenschmuggel hin, sondern viel mehr an die Anpassungsfähigkeit der transnationalen organisierten Kriminalität. Denn offensichtlich sei das Angebot, die Qualität und auch der Preis von Kokain weitgehend stabil geblieben.

Man könnte sagen, dass die Behörden Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden sind. Denn die Täter haben auf die Maßnahmen der Ermittler reagiert. Dies geschah, indem man einfach neue Wege nutze, um das Kokain außerhalb des Container-Handels nach Europa zu bringen.

Dabei werden zum einen sogenannte Drop-Offs vorgenommen. Das Koks wird so erst gar nicht in den Hafen gebracht, sondern einfach vor der Küste abgeworfen und von Fischerbooten aufgesammelt. Da diese Methode aber sehr verlust- und risikoreich ist und auch nur in gewissem Massen funktioniert, können so wohl die „klassischen“ Container-Mengen nicht erreicht werden.

Die chemische Umwandlung des Kokains vor der Verschiffung ist wohl wahrscheinlicher. Man kann die Droge in Holzpallets, Kohle oder sogar in Jeans eingewaschen transportieren. Mit derzeitigen Methoden ist das Rauschgift so kaum noch zu entdecken.

Aufgrund diverser Gesichtspunkte würden die Kartelle „natürlich auch outsourcen, wie es jedes Großunternehmen auch machen würde, wenn es irgendwelche Probleme gibt im eigenen Land“. Das heißt dass mittlerweile vielleicht auch Grundstoffe direkt nach Europa geliefert werden und das Kokain hierzulande verarbeitet wird.

Auch die Gefahr, das rivalisierende Banden das bereits geschmuggelte Produkt nach der Lieferung entwenden, werde geringer, da die Schmuggler die Kontrolle über das Produkt hätten, bis der Rohstoff in Kokain umgewandelt wurde.

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