Neues Flaggschiff ahoi! – AlphaTheta XDJ-AZ

Neues Flaggschiff ahoi! – AlphaTheta XDJ-AZ

Mit dem XDJ-AZ bringt AlphaTheta ein neues All-in-One-DJ-Flaggschiff auf den Markt, das als Follow-up zum Pioneer XDJ-XZ verstanden werden darf. Das Gerät vereint clubtaugliche Features, die einmal mehr die Brücke schlagen wollen zwischen einem klassischen DJ-Setup und modernen, Software- und Cloud-basierten Arbeitsweisen. Wir haben testweise hingelangt

Erster Eindruck und Verarbeitung

Bereits beim Auspacken des AlphaTheta XDJ-AZ beeindruckt das Gerät durch seine Dimensionen und seine hochwertige Verarbeitung. Mit einer Breite von 895 mm, einer Tiefe von 504 mm und einer Höhe von 133 mm nimmt das DJ-System nicht nur viel Raum ein – es stellt auch ein stolzes Gewicht von 13,5 kg auf die Waage. Es ist klar: Der XDJ-AZ wurde eher nicht für DJ Tingeltangel Bob konzipiert, sondern für den professionellen Einsatz auf Bühnen, in Clubs oder auch Studios.

Das Gehäuse besteht aus robustem Kunststoff mit einer Metall-Deckplatte, die für Stabilität sorgt und das Gerät optisch aufwertet. Die Verarbeitung ist tadellos, nichts wackelt oder fühlt sich billig an. Die Jogwheels zeigen sich im vollen Clubstandard-Durchmesser von 206 mm und erinnern in ihrer Haptik an die Top-Player der CDJ-Serie. In der Mitte jedes Wheels befindet sich ein hochauflösendes Farbdisplay, das wichtige Informationen wie Wellenform, BPM, Playback-Status und Cue-Punkte anzeigt. Auch die restliche Bedienoberfläche lässt keine Wünsche offen: Sämtliche Knöpfe und Fader bieten guten Widerstand, sind ergonomisch platziert und für den harten Live-Alltag ausgelegt. Die Mischung aus matten und glänzenden Oberflächen verleiht dem XDJ-AZ ein modernes, professionelles Antlitz, das sich nahtlos in jede Club-Umgebung einfügt.

Display und Benutzeroberfläche

Ein echtes Highlight ist das zentrale 10,1-Zoll-Touchdisplay mit hoher Auflösung. Es dient als Dreh- und Angelpunkt des gesamten Systems und überzeugt durch eine intuitive Benutzerführung. Neben der klassischen Wellenformanzeige im Horizontal- oder Vertikalmodus bietet das Display eine Touch-QWERTZ-Tastatur zur schnellen Musiksuche, Zugang zu Playlists, Filterfunktionen, Effekten und Einstellungen. Allerdings: Komplett touchfähig oder gar gestensteuerbar ist das Display weiterhin nicht. Stattdessen muss immer wieder auf die physische Browse-Sektion zurückgegriffen werden. Kein Beinbruch, die Mischsteuerung ist logisch gelöst, erfordert aber eine gewisse Übung. Als Pluspunkt lässt sich das Display individuell konfigurieren. DJs können z.B. festlegen, ob sie lieber zwei oder vier Decks gleichzeitig sehen möchten oder wie die Wellenformen angezeigt werden sollen.

Anschlüsse und Konnektivität

Der XDJ-AZ bietet eine Vielzahl professioneller Anschlüsse, die für alle gängigen Einsatzszenarien gerüstet sind. Zwei Line/Phono-Eingänge im Cinch-Format ermöglichen den Anschluss von Plattenspielern oder anderen externen Zuspielern. Für Gesangseinlagen stehen zwei Mikrofoneingänge in Form von XLR/Klinke-Kombibuchsen bereit, die jeweils über einen eigenen EQ und eine separate Lautstärkeregelung verfügen. Ein zusätzlicher AUX-Eingang im Cinch-Format erlaubt spontane Zuspielungen etwa von Smartphones oder Tablets. Der Master-Ausgang ist sowohl in symmetrischer XLR- als auch in unsymmetrischer Cinch-Ausführung vorhanden. Ein separater Booth-Ausgang mit 6,3 mm-Klinke ermöglicht schließlich die Steuerung von Monitorlautsprechern innerhalb der DJ-Kanzel. Zwei stirnseitige Kopfhörerausgänge in 6,3 mm-Klinke und 3,5 mm-Miniklinke bieten Flexibilität für unterschiedliche Kopfhörertypen. Für die Nutzung digitaler Medien gibt es zwei USB-Typ-A-Ports für USB-Sticks sowie einen USB-Typ-C-Anschluss für die Verbindung mit einem Computer. Ein LAN-Port mit 100BASE-TX-Geschwindigkeit erlaubt die Integration in ein Pro-DJ-Link-Netzwerk und die Synchronisierung mit CDJs oder Software. Im Vergleich zum Pioneer-Vorgänger ist der Send-/Return-Weg allerdings auf der Strecke geblieben. Was angesichts des AZ-internen Effektangebots jedoch verschmerzbar ist.

Software-Integration und Stand-alone-Funktion

Der XDJ-AZ unterstützt sowohl Rekordbox (Export- und Performance-Modus) als auch seit dem letzten Update Serato DJ Pro. Durch den integrierten USB-Audio/MIDI-Support funktioniert das Gerät als vollwertiger Controller und Audio-Interface. Darüber hinaus lässt sich das System komplett stand-alone nutzen – also ohne angeschlossenen Computer. Tracks können direkt von USB-Sticks oder über das Netzwerk geladen werden. Wurden die Tracks im Vorfeld nicht komplett in Rekordbox oder Serato DJ vorbereitet, greift immerhin eine hardwareinterne Beatgrid- und Tonhöhenanalyse, die nicht nur schnell funktioniert, sondern auch sehr akkurat ist. Beatmatching gelingt mit der Nothilfe perfekt. Dank des Wi-Fi-Moduls ist auch kabelloses DJing möglich, zum Beispiel in Verbindung mit mobilen Geräten oder der CloudLibrary-Sync-Funktion von Rekordbox.
Besonders innovativ ist StreamingDirectPlay: Dieses Feature erlaubt es, Tracks direkt von Beatport Streaming abzuspielen – inklusive vollständiger Wellenform-Analyse, BPM, Grid und Key. Die Daten werden im Hintergrund vorgeladen, um Aussetzer zu vermeiden. In Zukunft sollen weitere Dienste wie SoundCloud oder TIDAL folgen. Die Anmeldung erfolgt einmalig, danach steht die Bibliothek dauerhaft zur Verfügung. Eine Einschränkung betrifft jedoch die Kanalzuweisung im Stand-alone-Betrieb. Der XDJ-AZ bietet zwar vier Mixerkanäle, allerdings lassen sich nur zwei davon für externe Zuspieler nutzen.

Klangqualität erster Güte

Die Audio-Performance des XDJ-AZ bewegt sich auf höchstem Niveau. Mit 24-Bit-Wandlung, einer Samplingrate von 44,1 kHz und 32-Bit D/A-Wandler liefert das Gerät einen hervorragenden Sound, die Master- und Booth-Ausgänge sind rauscharm, kräftig und transparent. Auch die Kopfhörerausgänge liefern selbst bei hoher Lautstärke ein differenziertes und druckvolles Signal. Die integrierten Effekteinheiten für das bekannte Paket an Sound-FX und Beat-FX inklusive X-Pad zur Fingersteuerung können tief ins Klangbild eingreifen, ohne es zu verschlechtern.

Workflow und Performance

Die insgesamt 16 Performance-Pads – jeweils acht pro Deck – sind anschlagsdynamisch, hintergrundbeleuchtet und blitzschnell erreichbar. Sie unterstützen die wichtigsten kreativen Funktionen. Im Hot-Cue-Modus lassen sich präzise Sprungmarken setzen und abrufen. Mit dem Beat-Loop-Modus können sich DJs taktsynchrone Loops erzeugen. Der Slip-Loop erlaubt das Erstellen von Loops, während der Track im Hintergrund weiterläuft und danach nahtlos fortgesetzt wird. Im Beat-Jump-Modus kann man sich in festen Taktschritten vor oder zurück bewegen, um gezielt zu bestimmten Passagen eines Tracks zu springen. Das Zusammenspiel aus Jogwheels, Pads, Touchscreen und Effekten macht das Gerät zu einem echten Kreativwerkzeug, das komplexe Übergänge, Builds, Breaks und Mash-ups erlaubt. Was rein hardwareseitig weiterhin nicht geht, ist das Stemming. Dafür ist eine Rechnerpower erforderlich, die aktuell noch kein Stand-alone-Tool in professioneller Klangqualität zu liefern vermag. Der Zugriff auf die Stem-Kanaltrennung innerhalb der DJ-Software ist über die Performance-Pads mittels entsprechendem Mapping möglich. Nur dedizierte Sektionen oder Buttons sind halt nicht vorhanden. Wer speziell darauf abzielt, bekommt spezialisierte und günstigere Only-Controller wie den DDJ-GRV6 (siehe FAZEmag-Ausgabe März 2025).

Alles, was gut & teuer ist

Mit dem XDJ-AZ ist AlphaTheta ein leistungsstarkes All-in-One-DJ-System gelungen, das die würdige Nachfolge des XDJ-RZ antritt. Sowohl Einsteiger*innen mit Profi-Ambitionen als auch erfahrene DJs werden ihre Freude haben. Seine Kombination aus modernem Workflow, hochwertigen Komponenten, flexiblen Anschlussmöglichkeiten und zukunftsweisender Streaming-Integration macht den XDJ-AZ zu einer effektiven Allzweckwaffe, die auch noch richtig Spaß macht. Mit 3.299 Euro UVP lässt ihn sich AlphaTheta allerdings auch gut bezahlen – die Vollversion von Rekordbox oder Serato DJ Pro inklusive.

Aus dem FAZEmag 158/04.2025
Web: www.alphatheta.com