„Nieder mit der Drogenhöhle!“ Rechtsextremer Angriff auf Technoclub

„Nieder mit der Drogenhöhle!“ Rechtsextremer Angriff auf Technoclub Screenshot: Youtube

Es sollte ein „Kreuzzug“ gegen Drogenkonsumenten und mehrere Lokale werden, die angeblich illegale Substanzen verkaufen: In der ukrainischen Hauptstadt Kiew hat eine rechtsextreme Gruppierung namens Catharsis für Aufsehen gesorgt. Überwachungs- und Handykameras hielten fest, wie die Chaot*innen den Club HVLV angriffen. Auch die beliebten Venues Closer und ∄ waren Ziel der Attacke. Es gab Verletzte und Sachbeschädigungen.

Zeugen der Geschehnisse am 26. November waren unter anderem die Member der Berliner Crew Ecke Records, die in jener Nacht ein Event im HVLV veranstalteten. Via Instagram berichteten sie von einem Angriff auf den Türsteher mit Bärenspray und einem Polizeischlagstock. Auch homophobe und rassistische Äußerungen seien gemacht worden. „Es passierte, als wir uns für den Soundcheck vorbereiteten – Glasscherben flogen durch den Raum, Pfefferspray gelangte durch die eingeschlagenen Fenster, begleitet von Steinen“, hieß es in der Erklärung von Ecke Records. „Der Vorfall dauerte etwa 2:30 Minuten, da sie wohl mitbekommen haben, dass die Polizei kommt“, so die Berliner.

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Ursprünglich war seitens der Catharsis-Gruppe lediglich eine Demonstration geplant, die allerdings anschließend in einem Akt voller Gewalt endete. In den Videoclips ist auch zu sehen, wie Feuerwerkskörper am Eingang des HVLV explodieren. Menschen schreien: „Nieder mit der Drogenhöhle!“

Besonders schockierend: Ein Großteil der Angreifer habe laut Lokal-Miteigentümer Andriy Yankovsky aus Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren bestanden.

Rund 50 Anzeigen wurden bisher erstattet. Zehn Personen wurden von den Behörden bereits in Gewahrsam genommen.

Die globale Szene zeigte sich empört und schockiert über den Vorfall. So veröffentlichte etwa die Vilnius Nightlife Alliance folgendes Statement:

„Wir verurteilen die gewalttätigen Drohungen und Verleumdungen gegen die Tanzmusikgemeinschaften in Kiew auf das Schärfste. Das ist schlichtweg Terrorismus. Wir fordern die Polizei auf, die Freiheit der Meinungsäußerung zu schützen, nicht die Freiheit des Neonazismus. Wir sind solidarisch mit den Veranstaltungsorten HVLV, Closer und ∄“

Der Angriff folgt auf eine Reihe von Drohungen gegen Lokale und Clubbesucher*innen durch rechtsextreme Aktivist*innen in Kiew, wo die Spannungen zwischen Anti-Club-Demonstrant*innen und der Clubszene zunehmen. Ein früherer Angriff auf die drei Lokale fand am 6. November statt, bei dem Dutzende demonstrierten, Eier und Blumen warfen. Auch die Verwendung von White-Power-Slogans wurde beobachtet.

Quelle: DJ Mag, Resident Advisor

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