Nora En Pure – Sound, Natur und Identität

Nora En Pure – Sound, Natur und Identität

Nora En Pure gehört zu den prägenden Künstlerinnen der elektronischen Musikszene und hat sich mit ihrem unverkennbaren Sound, der organische Elemente mit melodischem Deep-House verbindet, eine weltweite Fangemeinde aufgebaut. Die in Südafrika geborene und in der Schweiz lebende Produzentin und DJ, die mit bürgerlichem Namen Daniela Di Lillo heißt, ist bekannt für ihre atmosphärischen, cineastischen Klanglandschaften, die an abgelegene Orte in der Natur entführen – sei es an einsame Strände, in dichte Wälder oder auf die Gipfel der Alpen.
Mit ihrer einzigartigen musikalischen Handschrift schafft sie eine Balance zwischen tiefgehenden Emotionen und tanzbaren Grooves. Seit ihrem Durchbruch mit „Come With Me“ im Jahr 2013 ist Danielas Karriere stetig gewachsen. Heute spielt sie auf den größten Festivals der Welt, darunter Coachella, Burning Man, Tomorrowland und Panorama NYC. Neben ihrer Tätigkeit als DJ und Produzentin hat sie mit „Purified“ eine eigene Marke aufgebaut, die sowohl eine erfolgreiche Radioshow als auch ein Label und eine Eventreihe umfasst. Ihre Purified-Events, die in Städten wie New York, Miami, Zürich und San Francisco stattfinden, haben sich zu einem internationalen Aushängeschild für qualitativ hochwertigen, emotionalen House-Sound entwickelt.
Trotz ihres Erfolgs bleibt sie bodenständig und ihrer Vision treu. Ihre Musik dient nicht nur der Unterhaltung, sondern soll den Menschen eine Auszeit vom digitalen Alltag ermöglichen und sie wieder näher an die Natur heranführen. Ihre tiefe Verbundenheit zur Umwelt spiegelt sich auch in ihrem Engagement für Naturschutzprojekte wider – zuletzt arbeitete Daniela mit der Organisation Beneath The Waves zusammen, um den Schutz der Ozeane zu unterstützen.
Wir trafen die vielbeschäftigte Künstlerin in Lissabon, wo sie nach einer ausgedehnten Tour durch Nordamerika und Asien ihren ersten europäischen Auftritt des Jahres absolvierte. Im Gespräch erzählt sie von ihrem kreativen Prozess sowie der Herausforderung, eine Balance zwischen Tourleben und Studioarbeit zu finden, und warum sie sich in der Corona-Pandemie zum ersten Mal wirklich entspannen konnte.

 

Daniela, heute Abend steht dein erster Gig des Jahres in Europa an. Letzte Woche warst du auf Phuket und davor hattest du vier Wochen Pause. Wie hast du diese Zeit verbracht?

Es war eigentlich seit Langem wieder einmal eine Chance, Sachen aufzuarbeiten, die einfach über die Jahre liegen geblieben sind. Hauptsächlich Accounting, Deals, die schon lange hätten durchgearbeitet werden müssen. Ich habe ja auch mein Label, wo ich viel mache und wo immer wieder mal ein bisschen etwas hängen bleibt. Ich kam von der Tour zurück und hatte kein Release ready. Also musste ich ein bisschen Gas geben, um „Tranquility“ aufzugreifen, das jetzt auch erschienen ist.

Deine Roots sind mit Südafrika und der Schweiz ja relativ gegensätzlich. Wie haben sich diese auf deine musikalische Reise ausgewirkt?

Ich glaube, beide sind schon immer noch sehr präsent. Es ist ein bisschen diese Freiheit, die man in der Natur spürt, oder auch dieses Gefühl von geerdet sein. In Südafrika in der Wildnis ist das ein Gefühl, das ich sonst nirgends habe, aber auch in den Schweizer Bergen ist voll die Ruhe da. Und genau diese Ruhe möchte ich hauptsächlich in der Musik widergespiegelt haben. Ich möchte die Menschen daran erinnern, wo wir herkommen, nämlich aus der Natur. Im Gegensatz zu diesem busy Lifestyle, den wir uns selbst gebaut haben – Erwartungshaltung, Druck, Performance, immer erreichbar sein. All diese Themen haben wir uns irgendwie selbst auferlegt, aber ich finde, sie sind sehr ungesund. Und das ist das, was ich versuche, in der Musik auszudrücken. Aus Südafrika kommt das mehr Exotische, das Raue. Während in der Schweiz eher die Ruhe und das Entspannte vorherrschen.

Strand oder Berge?

Beides natürlich, kombiniert. Cape-Town-Hawaii-Style, das ist wirklich meine Lieblingskombination: Berge am Strand.

Gab es damals, als du angefangen hast, Schlüsselmomente, die rückblickend sehr prägend waren in deiner Karriere?

Rein vom Werdegang hatte ich dieses Gefühl nie, weil ich auch extrem selbstkritisch bin und immer dachte, „es geht noch besser“. Es war eine sehr lange Aufbauphase und ich sehe es auch immer noch so. Ich sehe immer Punkte, die man verbessern kann. Was manchmal auch schade ist, weil man nie zufrieden ist. Wenn man Erfolge hat, vergisst man fast ein bisschen, diese zu feiern. Ich fühle mich dahingehend schon ein bisschen wie im Hamsterrad. Ein Schlüsselmoment war sicherlich, als „Come With Me“ recht beliebt wurde, was ja nur dem Internet zu verdanken ist, weil man nicht mehr so auf die physischen Records angewiesen war. Ein paar DJs haben den Track aufgegriffen und gespielt, dann wurde er quasi ein Sommerhit. Damit habe ich auch sozusagen meinen Sound gefunden. Das macht ja auch Sinn, wenn Leute zu dem Sound connecten, anstatt dass man als Künstler oder Künstlerin permanent einem Trend hinterherläuft.

… was du aber ja nie wirklich gemacht hast.

Sobald ein Sound trendy wird, ist er einfach nicht mehr interessant. Mich reizt das nicht mehr. Man versucht ja immer, etwas Neues zu finden, um sich zu entwickeln, gleichzeitig aber auch, sich selbst treu zu bleiben. Auch in unserem Label ermutigen wir immer die Künstler, dass sie ihren eigenen Sound finden. Es ist natürlich langweilig, wenn das einfach nur wie eine Kopie von etwas klingt, das halt schon da ist.

Gab es denn Momente in den letzten Jahren, in denen du gemerkt hast, dass du soundtechnisch eine Entwicklung oder eine Veränderung hingelegt hast?

Mit den stetigen Touren, ja. Auf einmal hast du Slots auf Festivals, bei denen du nicht mehr ganz so gechillt einen Sound spielen kannst, den du eigentlich gerne spielen würdest. Von daher gab es dort ab und zu ein paar Releases, die eine etwas treibendere Bassline hatten und ein bisschen härter daherkommen. In meinem Kopf ist das ein sehr langsamer, fließender Übergang, aber ich wurde bei Gigs definitiv immer wieder von Leuten gefragt: „Hast du ein bisschen härter gespielt?“ Das sind dann vielleicht diejenigen, die mich von Spotify kennen und die gechilltesten Tracks von mir hören und nicht den ganzen Katalog kennen. Es ist ja nicht so, dass ich Musik nicht mag, wenn sie ein bisschen schneller ist und mehr Energie hat. Gerade in der Corona-Pandemie hat sich Techno extrem etabliert. Aber ich mag es halt, Musik zu releasen, die zeitlos ist, die man auch zu Hause hören kann, während man irgendetwas macht oder am Strand ist oder beim Wandern, wo die Musik also nicht unbedingt im Clubkontext stattfindet.

Nore EN Pure live:

Die Corona-Pandemie ist ein gutes Stichwort. Auch wenn sie schon eine Weile her ist, war sie für viele Künstler*innen paradoxerweise Fluch und Segen zugleich. Wie war diese Zeit für dich?

Für mich war diese Zeit tatsächlich ein absoluter Segen. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn ein ähnlicher Stopp so alle zwei, drei Jahre stattfinden könnte. Alles war irgendwie auf Standby. Wenn man sich sonst eine Auszeit nimmt und sich sagt, „ich nehme mir mal ein halbes Jahr, um alles aufzuarbeiten“, dann hat man massives Fomo. Man fühlt sich schlecht, weil ja alles weiterläuft. Speziell in der elektronischen Musikszene geht alles so schnell. Man hat daher schon ein bisschen Druck, dass man immer up to date ist, immer dran bleibt. Darum fand ich das eigentlich ultraentspannend, dass alles auf Pause war. Auf einmal hatte man Zeit, um z.B. Streams zu machen. So etwa Scenic-Streams – ich liebe es, die Musik mit visuellen Naturszenen zu kombinieren. In einem Break fliegt man mit der Drohne schön langsam durchs Tal und durch die beeindruckendsten Felsen. Ich finde das genial. All diese Scenic-Streams, die wir in der Zeit gemacht hatten, habe ich selbst geschnitten. Ich konnte mich also anderen Projekten widmen, weil ich endlich Zeit dafür hatte.

Was ist der größte Pain, wenn du deine To-Do-Liste durchgehst?

Haha, meistens Steuerthemen von etlichen Ländern. Ich habe ja leider nicht nur Steuersachen in der Schweiz, sondern überall. Auch wenn man in gefühlt jedem Land einen Steuerberater hat, ist man trotzdem verantwortlich und muss gucken, dass das alles stimmt. Das ist das, was ich immer voll vor mir herschiebe, und dann stehe ich vor einem Berg an Aufgaben und weiß halt nicht mehr, was vor drei Jahren irgendwo 800 Franken gekostet hat.

Und in Sachen Musik und Karriere – gibt es da etwas, das du schon ewig auf die lange Bank schiebst, etwas, das du eigentlich gerne mal realisieren würdest?

Meistens sind das Collab-Themen. Das fange ich immer wieder mal mit ein paar Künstlern an und dann kommt es ins Stocken, weil solch ein Prozess manchmal nicht mehr realistisch ist, dass man wirklich zusammen im Studio sitzt. Man ist mal zusammen irgendwo, man nimmt sich in New York ein Studio, fängt an und dann ist es aber noch nicht das fertige Ergebnis. Oft bleibt es danach liegen. Das finde ich voll schade. Es ist quasi ein Hamsterrad: Man muss das nächste Release machen und dann schafft man es nicht wirklich auszubrechen. Aber ich fände es voll cool, wenn man z.B. vielleicht zweimal im Jahr einfach ein Writing-Camp macht für angehende Produzenten. Ich glaube schon, dass man sehr viel schneller weiterkommen kann, wenn man zusammen im Studio ist, als alles online zu machen. Online versteht man oft Dinge falsch. Und sobald eine Änderung stattfinden muss, geht sehr schnell die Motivation runter. Bei beiden Seiten. Dann denkt man, ok, wieder nicht zufrieden, nochmal, wieder nichts.

Das klingt nach einer tollen Idee, und deine Fans würden sich sicherlich freuen. Mit „Protected“ ist in diesem Jahr bereits die erste EP erschienen, ehe dann kürzlich „Tranquility“ erschienen ist.

Ja, und ich freue mich über das Feedback bislang. „Protected“ habe ich schon eine Weile fertig und bereits seit Mai 2024 gespielt. Ich fand es schön, das Jahr mit dem Track zu starten, weil sehr viele Leute auf ihn gewartet hatten und es endlich wieder mal eine Vocal-Single ist, die ich wirklich gut finde. Ich finde oft instrumentale Tracks zeitloser. Mit einem Vocal-Track passiert es recht schnell, dass man nach einem Jahr denkt, „jetzt hätte ich vielleicht ein anderes Vocal gewählt“. Dieses Vocal hingegen hat mich einfach sehr angesprochen, „I’ll be there for you“. Oftmals denke ich aber, dass man heute nicht mehr so füreinander da ist. Oft befinden wir uns alle hinter dieser digitalen Mauer und dadurch ist alles ein bisschen oberflächlicher. Ich glaube, für uns Menschen ist diese persönliche Connection, dieses wirklich-füreinander-Dasein eigentlich das Wichtigste im Leben. Und das fehlt bei uns im Moment extrem, finde ich.

Ich habe letztens den Spruch gelesen „Früher hatten Telefone eine Schnur und die Menschen waren frei. Heute sind Telefone kabellos und die Menschen sind gefesselt.“

Definitiv. Wir sind inzwischen fast Sklaven unserer Digital-Gadgets, ob Handys oder Laptops. Mein schlimmster Albtraum wäre es, wenn bald alle mit diesen VR-Brillen herumlaufen würden. Augmented Reality ist erschreckenderweise etwas sehr Faszinierendes für viele Leute. Ich hoffe, dass wir das niemals als Normalität annehmen werden. Jegliche weitere Abkapselung voneinander empfinde ich als eine schlechte Entwicklung.

Musik wird trotz aller Entwicklungen nie verschwinden. Wann hast du deine aktuelle Single „Tranquility“ geschrieben?

Das war direkt nach der sechswöchigen USA- und Nordamerika-Tour. Normalerweise toure ich nicht so lange, weil ich gerne immer wieder zu Hause bin und weil ich beim Touring nicht zur Musik komme. Dann bin ich nach Hause gekommen und dachte, dass ich unbedingt etwas fertig machen muss. Ich hatte ein Demo über 1:20 Minuten herumliegen. Der Mittelteil hat so einen coolen Bass-Part, der nicht wirklich in den Track passt. Ist auch so ein bisschen typisch Nora en Pure vielleicht. Ich mag manchmal Sachen, die man nicht unbedingt erwartet. Tranquility als Titel hat gut gepasst, weil ich endlich einen Monat zu Hause hatte und nicht irgendwo hingeflogen bin.

Viele Künstler*innen sagen, man werde eigentlich nicht fürs Spielen bezahlt, sondern fürs Reisen.

Definitiv. Nichtsdestotrotz ist für mich Spielen schon auch sehr fordernd. Ich überlege mir immer sehr lange, was ich spiele und wie ich das Set zusammenstellen möchte. Es gibt Leute, die sagen, spielen sei ja voll easy. Aber ich gebe da schon sehr viel Gedanken und Intention rein. Aber ja, es ist viel davon reisen und on the road sein. Oft sieht man nicht so viel von den unglaublichen Städten und Orten, an denen man spielt. Das Hamsterrad besteht meist aus sehr lange reisen, spielen, schlafen, reisen und wieder von vorne (lacht). Ich nehme mir jedes Jahr vor, längere Breaks zu machen. Quality über Quantity bringt meiner Meinung nach vor allem langfristig etwas. Ich spiele sehr viel meine eigene Musik in Sets, und wenn du eine Pause hattest und dann wieder spielst, fühlst du das so viel mehr, als wenn du vier Shows nacheinander hast.

Hattest du jemals Ambitionen, ein Live-Setup anstelle von DJ-Sets zu spielen?

Definitiv. Am Anfang dachte ich, ein organisches Setup wäre cool. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie das aussehen sollte. Meine Klavierskills sind okay, aber nicht so wie in einem Track. Ich habe mal bei Coachella mit Klavier gespielt und hatte ein Hybrid-Setup, aber es hat mir so einen mentalen Stress bereitet. Die Energie beim normalen DJ-Set finde ich eigentlich sehr gut. Bei einem Klavier-Setup müsste ich Abletons Live-Setup machen, aber ich will keine Computer auf der Bühne stehen haben. Vielleicht mache ich eines Tages etwas Spezielles, denn es reizt mich schon sehr.

Dieses Jahr hast du viele eigene Events geplant.

Das stimmt, es sind aktuell acht bis zehn Events geplant. Wir gehen in Märkte, wo wir wissen, dass wir gut performen und ein starkes Following haben. Unser Ziel ist, dass es Outdoor-Events sind, möglichst während der Sunset-Stunden. Es ist schwierig, passende Outdoor-Locations zu finden, die die gewünschte Größe haben und wo das Wetter stimmt. Ich bin sehr involviert in diese Events und frage mich manchmal, ob ich mir einen Gefallen getan habe mit der eigenen Radioshow, eigenen Events und dem eigenen Label (lacht).

War deine Intention dabei, sich auszutoben und sich von niemandem reinreden lassen zu müssen?

Ja, definitiv. Manchmal spielt man Shows, wo man denkt: Das war so cool, ich war im Wald und die Stimmung war genial für meinen Sound. Oder auf einer Klippe oder am Strand. So sollte es eigentlich immer sein, aber es ist nicht immer ganz so, wie man es sich vorstellt. Bei Purified haben wir eine Person, die sich um Events kümmert, zwei Personen innerhalb des Labels, wobei ich aber auch sehr viel selbst mache. Wenn man eine eigene Vision hat, muss man schauen, dass das lange so bleibt. Für die Radioshow habe ich ein Team, das mir mit dem Mixing hilft. Mein Management-Team besteht aus drei Leuten, dann gibt es noch lokale Agenten und einen Tourmanager. Ich finde es wichtig, dass man seine Stimme nicht irgendjemandem gibt. Man hat so eine Plattform mit Leuten, die sich mit deinem Sound oder deiner Ideologie und Vision identifizieren. Ich bin wahrscheinlich nicht die einfachste Person zum Zusammenarbeiten, weil ich oft eine Idee habe und vielleicht schwer davon abzubringen bin. Ich habe recht klare Visionen von vielen Dingen.

Hast du feste Routinen, um auf acht Stunden Schlaf zu kommen?

Acht Stunden? Wer macht das? Routine? I wish (lacht). Oft wache ich gestresst auf. Die Arbeit nimmt leider oft überhand. Ich stehe auf, mache relativ schnell meinen Laptop auf, schaue, was sich angesammelt hat und erledige das Dringendste. Wenn ich zu Hause bin, gehe ich mit meinem Hund raus. Manchmal nutze ich den Spaziergang für Telefonate, manchmal versuche ich, einfach die Natur zu genießen. Ich wohne in der Nähe des Zürcher Airports, aber auf dem Land. Dort kann ich mich manchmal einfach auf die Wiese setzen mit meinem Hund und nichts machen. Dann gehe ich zurück, arbeite weiter oder spiele Hausfrau (lacht).

Was kochst du am liebsten?

Ich bin ein absoluter Salat-Fan. Meine Salate sind sehr reichhaltig mit Granatapfel, kandierten Walnüssen, je nach Saison vielleicht Spargel oder Zucchinistreifen. Sie sehen zumindest genial aus und ich esse fast jeden Tag so einen Salat.

Was hast du für dieses Jahr noch geplant bezüglich Releases?

Wir versuchen, einen Rhythmus beizubehalten von etwa einem Track alle eineinhalb bis zwei Monate. Im Moment habe ich nichts ganz fertig, aber zwei Ideen, die ich sehr gut finde. Eine ist wieder ein Vocal-Track, bei dem ich den Main-Drop noch nicht finalisiert habe – für mich der wichtigste Part. Oft versuche ich, damit zu starten, dann mache ich den Rest.

Welche sind deine Lieblingstools in Sachen Soft- und Hardware?

Meistens Roland. Bei Plug-ins arbeiten wir an einer Sample-Library, die wir herausbringen möchten – verschiedene Pianos, die wir selbst eingespielt haben. Manchmal sind die Emotional-Piano von Kontakt Library oder Native Instruments sichere Go-tos. Ich plane auch, mehr Vocal-Tracks zu machen. Bisher hatte ich so einen im Jahr. Mir gefällt instrumental, aber ich merke, Menschen connecten mehr, wenn sie mitsingen können.

Gibt es Neuigkeiten oder Entwicklungen bei deiner Radioshow?

Aktuell sind keine großen Veränderungen geplant. Ich bin sehr dankbar, dass ich z.B. jeden Samstag die Series „X Chill“ präsentieren kann. Sehr viele Leute hören das, und es hat sich eine gesunde Community gebildet. Das ist sehr bereichernd, obwohl es viel Arbeit ist. Montags suche ich Tracks und stelle sie so zusammen, dass es von der Tonalität, Vocals und Energie passt. Mir gefällt nicht so viel Musik, also muss ich lange suchen.

Wer sind gerade deine Favoriten?

Tinlicker und Jan Blomqvist – deren Releases spiele ich immer. Meistens eher Indie. Monolink gefällt mir auch sehr gut.

Gibt es einen Act, mit dem du unfassbar gerne kollaborieren würdest?

Hans Zimmer. Ich versuche, in meiner Musik immer eine Szenerie zu schaffen. In meinem Kopf bin ich fast immer irgendwo am Fliegen, in der Natur. Ich finde es sehr inspirierend, wie man bei Filmmusik den Viewer in die Szenerie bringen kann. Und Hans Zimmer ist auf dem Gebiet natürlich der König.

Du klingst sehr passioniert, wenn du über Musik und Natur sprichst. Was treibt dich an?

In den ganzen zehn Jahren habe ich selten auf definitive Ziele hingearbeitet. Es war mehr „I enjoy what I do“. Ich möchte ein positiver Einfluss sein. Wenn Leute meine Musik hören, sollen sie sich gut fühlen. Viel Musik da draußen ist recht dark, und ich finde nicht, dass wir in einer Zeit leben, die noch mehr Dunkelheit braucht. Daher sehe ich mich manchmal als Hoffnungsträger. Ich möchte einfach Positivität verbreiten.

Erzähl uns etwas über Beneath the Waves.

Die Inspiration bei Purified ist das Meer. Das Meer gibt so viel. Ich sehe viel in der Musik, was das Meer widerspiegelt. Wenn du vor dem Meer stehst, hast du diese Weite, die dich klein fühlen lässt, aber auch gleichzeitig ein sehr beruhigendes Gefühl dabei. Du hast aber auch keine Macht gegen das Meer – es ist so kraftvoll. Genau das versuche ich in meiner Musik wiederzugeben. Ich bin mit der Natur aufgewachsen, war immer campen, habe früh angefangen, zu tauchen und zu surfen. Beneath The Waves ist eine 2014 gegründete gemeinnützige Organisation, die sich der Förderung der Gesundheit der Ozeane widmet. Durch den Einsatz von Wissenschaft und Technologie setzt sie sich für den Schutz bedrohter Arten, die Einrichtung von Meeresschutzgebieten und die Entwicklung naturbasierter Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels ein. Ich arbeite auch mit „Sea Legacy“ zusammen, und wir heben bei jedem Release eine Naturschutzorganisation hervor. Ich arbeite auch mit Ocean Photographers zusammen, die durch ihre Bilder auf Umweltprobleme aufmerksam machen wollen. Letztes Jahr haben wir 30 Prozent der Einnahmen in die drei beliebtesten Projekte investiert.

Was würdest du machen, wenn du nicht mehr DJ wärst?

Naturschutz – Ocean oder Wildlife. Ich interessiere mich fast noch mehr für Natur als für Musik. Das wäre auch mein Plan, wenn ich irgendwann nicht mehr den derzeitigen Lifestyle haben möchte. Es ist eine große Passion von mir und es macht Sinn, das alles zu kombinieren. Es gibt mir in der Musikindustrie noch mehr Motivation und Sinn.

Und hier ist die neue Single von Nora en Pure.

 

Aus dem FAZEmag 158/04.2025
Text: Triple P
Web: www.instagram.com/noraenpure