Novation MiniNova im Test – Zwergenaufstand


Sterne haben die Angewohnheit, nach einiger Zeit zu kollabieren. Bei dieser ultimativen Atomexplosion wird unfassbar viel Energie freigesetzt, so dass dabei schwarze Löcher und Zwergsterne entstehen können. Der Physiker nennt dieses Phänomen „Supernova“. Und so ähnlich ist auch die Geschichte der inzwischen zu Focusrite gehörenden Company „Novation“ erzählt, die in diesen Tagen die „MiniNova“ ausliefert

Denn Mitte der 1990er-Jahre explodierte der Markt für virtuell-analoge Synthesizer förmlich. Viele Klassiker haben sich seitdem gut gehalten, andere gerieten zu recht in Vergessenheit. Einen bleibenden Eindruck hinterließ in jedem Falle Novation mit der 1998 vorgestellten „SuperNova“. Das Schlachtschiff mit der überdimensionierten Bedienoberfläche stellte klanglich viele Mitbewerber in den Schatten. Und ähnlich einem kollabierenden Stern hinterließ Novations „SuperNova“ einige Nachfolger, in denen die mächtige Synth-Engine weiterentwickelt wurde. Der Zwergstern des Hauses heißt „MiniNova“ und rundet die Produktpalette nach unten ab.

Reden wir nicht lange drumherum: Die MiniNova sieht aus wie ein MicroKorg. Ähnlich wie man bei Autos von der „Golfklasse“ spricht, drängt sich der Vergleich zum japanischen Schrumpf-Synth-Klassiker auf. Das Instrument ist für seine Größe erstaunlich stabil und erfreut den User mit griffigen Drehreglern, dicken beleuchteten Tasten, Metall-Wippschalter und einer kleinen 37er-Tastatur. Die Unterteilung der Presets in verschiedene Kategorien und Styles wird über den großen Drehregler links vorgenommen – und schon pustet es kräftig aus den Boxen. Durch die acht „Animator“ Knöpfe kann der Sound teilweise drastisch, aber (fast) immer musikalisch sinnvoll verändert werden. Wer nicht in die Tiefen einer Modulationsmatrix einsteigen möchte, findet hier schnell Möglichkeiten, den Sounds einige Lebendigkeit und Bewegung einzuhauchen. Perfekt für Einsteiger.

Aber auch Profis können mit der MiniNova warm werden, da alle Parameter entweder über die intelligent angeordnete Matrix am Gerät oder über den Editor am Computer bearbeitet werden können. Das Problem der Mehrfachbelegung der vier Drehregler ist schön gelöst, da die Regler die aktuellen Werte „abholen“.

Besonders praktisch: Neues Sound-Futter für den hungrigen Zwergstern wird über die Homepage serviert und findet über den Editor den Weg in die MiniNova. Stilistisch orientieren sich die Presets an aktuellen elektronischen Produktionen und obligatorischen Klassikern der Synthesizer-Musik. Hier zeigt sich die zeitlose Güte der Nova-Engine, vermag sie schließlich auch heute noch problemlos die Bandbreite der elektronischen Musik überzeugend darzustellen. Dank der sechs Hüllkurven und drei LFOs lassen sich einige Barbareien veranstalten – in dieser Geräteklasse ist ein derartiger Reichtum an Modulations-Möglichkeiten wohl einzigartig.

Auch der Vocoder ist weit mehr als nur eine beiläufige Zugabe. Über das mitgelieferte Mikrofon lässt sich der Zwölfband-Vocoder ansprechen. Er liefert die klassischen Roboter-Voices ab und hat außerdem einen „Vocal-Tune“ Modus, der klanglich zwischen einer Talkbox und Autotune liegt. Die gesungene Stimme entspricht dann der Tonhöhe, die auf der Tastatur gespielt wird. Je weiter der eingesungene Ton und die gespielte Note auseinander liegen, desto drastischer ist der Effekt. Viele der mitgelieferten Presets nutzen diesen Modus intelligent aus, so dass auch dieser Bereich ohne umständliches Gefummel genutzt werden kann.

Fazit: Was auf den ersten Blick eventuell noch so aussieht wie ein weiteres Schrumpf-Spielzeug, entpuppt sich beim Schrauben als äußerst leistungsfähiger und kraftvoller Synthesizer. Anfänger finden sich sofort durch die übersichtliche Bedienung zurecht, Profis entdecken permanent neue Möglichkeiten und können tief in die Wellenformkiste greifen. Die SuperNova hat uns einen wunderbaren Zwergstern hinterlassen.

Test & Text: Martin Stürtzer

Novation MiniNova
18-stimmiger Kompaktsynthesizer
Pro Patch:
• 3 Oszillatoren
• 1 Noise-Generator
• 2 Ringmodulatoren
Wellenformen:
• Rechteck, Sinus, Dreieck, Sägezahn, Pulse, 9 Sägezahn-Pulse-Kombinationen
• 20 digitale Wellenformen
• 36 Wavetables
15 Filter-Typen
Umfangreiche Modulationsmatrix
5 Effekte pro Patch
12-Band-Vocoder
Arpeggiator mit 33 Pattern
Chord-Funktion mit bis zu 10 Noten
512 Patch-Sounds (300 Presets)
Pitch- und Modulation-Rad
37 Tasten-Keyboard mit Velocity
Audio-In (Klinke)
Audio-Out (Stereo-Klinke)
MIDI I/O und USB
Kopfhörer-Ausgang
Schwanenhals-Mikrofon
Preis: 449 EUR UVP (ca. 400 EUR Straße)
www.novationmusic.com