Novys Welt – We came to party

Novys Welt 06/2010

Guten Morgen alle zusammen. Montagmorgen und hinter mir liegt eine Woche Reisen, Auflegen, Feiern, Meetings und Raveline TV!! Ich bin echt erschöpft heute. Ein wenig ausgebrannt, aber guter Dinge. Froh zu Hause bei Frau, Kind und Wau Wau zu sein. Back to normal life jetzt. Post, Bank und Bäcker. Die Woche wollte ich weiter am Kinderzimmer basteln. Heute noch Kolumne schreiben. Wie immer zu spät. Meine Gedanken treiben mich immer wieder in die letzte Woche. So viel passiert, so viel gesehen und so viel Neues, das die nächsten Wochen mein Schaffen bestimmen wird. Der ganze Alkoholgeschmack und der ganze Zigarettenrauch aus den Clubs sind noch in meinem Kopf. Eines ist mir wieder mal klar geworden vergangene Woche. Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Vieles hat sich verändert und leider nicht immer zum Guten. Der Geist der Menschen ist eng geworden in der heutigen Zeit. Zu leicht entstehen Barrieren oder Schluchten. Vorurteile regieren und ein Wort, das es früher nie gegeben hätte in Verbindung mit Techno oder elektronischer Musik ist heute leider zu einer bedeutsamen Größe geworden: Der Hater!

Nehmen wir doch das Beispiel Underground und Kommerz! Woher kommt diese Schlucht! Man kann sich heute nur noch für das eine oder das andere entscheiden. Und unweigerlich muss man das Pendant scheiße finden oder noch viel schlimmer haten. Das heißt, man muss das dann auch Kundtun. Denn es ist ja wichtig, dass man heute eine Meinung hat. Und sei sie noch so unbegründet und noch so falsch.

Als ich neulich in einer frühen After Hour in Düsseldorf als schwarzes Schaf beschimpft wurde, musste ich schon lachen. Schaf gerne, aber schwarzes Schaf geht ein bisschen zu weit. In der After Hour waren ca. 100 viel zu Verstrahlte und es lief natürlich Underground vom feinsten. Ich kam gerade von einer kommerziellen aber netten und sehr gut gefüllten Kommerzparty. Aber das tut hier ja mal gar nichts zu Sache, denn eigentlich ist mir das so was von egal. Was mich aber beschäftigte ist der Haterspruch. Warum haben wir uns diese Schluchten aufgebaut? Das war doch gar nicht die Botschaft unserer Jugendbewegung in den Neunzigern. Warum ist aus gemeinsamem Feiern, Lästern und Hass geworden. Sicher denkt ihr jetzt, dass muss ausgerechnet ich schreiben, der hier Monat für Monat vom Leder zieht. Mit einem kleinen und sehr bedeutenden Unterschied. Humor! Das hier ist eine Kolumne, und niemand würde das lesen wollen, wenn ich nicht polarisieren, übertreiben und lästern würde.

Aber ich hate nicht. Habe ich nie und ist nicht mein Ding. Ich interessiere mich gleichermaßen für alle und jeden und schreibe auch drüber. Ich find Locodice scheiße, weil es mich freundschaftlich bewegt hat und die Discoboys albern wegen der Studio 54-Nummer, aber ich hasse ja keinen. Ich komme mit Gordon prima aus, wenn wir uns sehen. Er kann aber auch über sich selber lachen und nimmt sich nicht so ernst wie leider zu viele meiner Kollegen. Es gibt doch Wichtigeres im Leben als Partys, Drogen, Nutten, Ibiza, VIP-Tische und der ganze Scheiß.

Also ich bin damals angetreten, weil ich die Musik mag und weil es meine Leidenschaft ist, vor Leuten zu spielen und mit ihnen einen tollen Abend zu erleben. Ich habe so viele wundervolle Menschen kennen gelernt, mit denen ich enge oder auch weniger enge Freundschaften pflege, ohne aber ständig lästern zu müssen. Ich finde so eine Einstellung traurig und ich möchte mich hier mal ganz klar distanzieren von so einem Image. Ich bin auf keinen Fall ein Hater und schreibe die Kolumne hier nicht aus Neid oder um andere Schlecht zu machen und mich dadurch hervor zu heben oder mich wichtig zu machen. Das wäre ja mehr als peinlich. Nein, ich versuche euch eher den Spiegel vorzuhalten und die Dinge auch mal aus anderer Sicht aufzuzeigen. Was soll mir Lästern bringen? Ich bin viel zu positiv für euer ganzes Haterding und will nicht, dass ich mit meinen Zeilen in so eine Schublade gesteckt werde. Meinung sagen ist ein Ding, aber doch bitte mit Gründen und Argumenten.

Wer das nicht versteht, der soll hier bitte nicht mehr lesen und weiterblättern. Egal, ob Underground oder Kommerz, ich finde den Mangel an Toleranz und Offenheit, der heute in unseren Kreisen umgeht, bedenklich,. Das macht so viel kaputt und nimmt der ganzen Sache den Spirit. Jemanden ausgrenzen und grundlos haten sollte doch nicht das Ziel unserer Gesellschaft sein. Es gibt schließlich seit 20 Jahren auch keine Ossis mehr. Erinnert euch lieber daran, warum ihr eigentlich auf die eine oder andere Party gegangen seid. Bestimmt nicht zum meckern sondern doch zum feiern.

Ich bitte dies einmal zu bedenken. Montags bin ich immer so emotional, oder ist das der Upturn?

Mit einem freundlichen, zuversichtlichen und ziemlich verschmitzten Lächeln im Gesicht

Euer Tom

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