Pappenheimer fällt vernichtendes Urteil über die Techno-Szene

Pappenheimer fällt vernichtendes Urteil über die Techno-Szene

Jörg Ringleb aka Pappenheimer spielt schon lange mit im Techno-Game. Bereits mit 14 Jahren, Ende der 1990er Jahre, machte er seine ersten Gehversuche am DJ-Pult und stieg spätestens in den 2000er-Jahren zu einer festen Größe des Hardtechno-Olymps auf – lange, bevor das Genre durch den TikTok-Hype weltweit wiederentdeckt wurde. In dieser Zeit hat der Produzent und Djvielerlei Trends des Techno-Business miterlebt. Wie bleibt man so lange authentisch an der Oberfläche, ohne in der Masse neuer Trends unterzugehen? Ein aktueller Post von Pappenheimer verrät es.

2023: ein Aufschrei ging durch die Szene. Pappenheimer legt sich mit der neuen Techno-Ikone Stella Bossi an. Auf einem Event in Stuttgart spielt Pappenheimer auf Bitten des Veranstalters länger als geplant, da Bossi Verspätung hat. Als Bossi dann eintrifft, wird Pappenheimer ohne hallo und danke von der Bühne geschickt und in sein Set-up eingegriffen, der letzte Track ungewollt abrupt beendet – trotz extra aufgebauten, eigenem Set-up für Bossi nebenan. Ein Clash der Generationen? New vs. Old? Oder einfach Respektlosigkeit von Seiten des Social-Media-Stars Stella Bossi?

In seinem aktuellen Statement spricht Pappenheimer unter anderem über die Anerkennung von etablierten DJs in der Szene versus derer von Newcomern. Einem DJ mit langjähriger Berufserfahrung werde nicht unbedingt mehr Respekt zugetragen als einem Newcomer mit viralem Clip auf TikTok. Eine Anspielung auf die Respektlosigkeit Bossis? Scheint so, wobei Bossi wohl einfach als Exemple unter vielen dasteht. Andererseits zeigt sich am Vorfall auch, dass das Image von Bossi sich seit dem Vorfall gewandelt hat. Die Szene bringt ihr in großen Teilen kaum noch Respekt entgegen.

Weiterhin beobachtet Pappenheimer, dass Newcomer-Acts kommen und gehen. Ein bis zwei Jahre halte ein Hype an, bis das „nächste große Talent“ komme. Dabei setzten viele junge Künstler auf einen immensen Output, um die Fans ständig mit neuer Musik zu versorgen – Langlebigkeit und Erfahrung litten hingegen darunter. Außerdem spricht Ringleb über die Art und Weise der Musikrezeption. Spotify, Bandcamp, SoundCloud und soziale Medien, veränderten die Weise, wie Musik konsumiert und entdeckt werde. Auch hier stehen die Zeichen auf Schnelllebigkeit. Quantität statt Qualität –  eine „Flut neuer Tracks“, die „oft nur noch einen Klick entfernt“ seien.

Doch wie schafft man es, in dieser schnelllebigen Musikwelt als langjähriger Artist mit im Game zu bleiben? Die Herausforderung bestehe laut Pappenheimer darin, „sich selbst treu zu bleiben, ohne den Anschluss zu verlieren“. Er habe „unzählige Trends kommen und gehen“ gesehen – auch die verschiedener Genres und Tempos. Man müsse „offen für neue Entwicklungen (…) bleiben“ und gleichzeitig die „eigene Handschrift in der Musik (…) bewahren“.

Bei Pappenheimer konkret hat sich das in den letzten Jahren so gestaltet: Während Pappenheimer in den 2000ern mit Schranz angefangen hat, Ende der 2010er kaum noch Hardtechno gespielt hat, davor aber jahrelang, hat er sich in den letzten Jahren erneut dem Tempo angepasst –  allerdings dem Trend entsprechend mit einem weiterentwickelten Sound. Dieser fügt das Beste seiner Handschrift von früher mit der neuen Hardtechno-Gangart zusammen. Damit holt Pappenheimer sowohl die neue Generation als auch alte Fans ab und bewahrt in der Masse der Hardtechno-DJs der letzten Jahre sein Standing – ohne unterzugehen und mit starker Fanbase.

Während viele andere Hardtechno-Wegbegleiter Pappenheimers, etwa Kollegen des „USB – United Schranz Board“, während des TikTok-Hypes von Hardtechno an Bedeutung verloren haben und kaum noch auf Line-ups auftauchen und dem Großteil der TikTok-Generation kein Begriff mehr sein werden, hat Pappenheimer es geschafft.

Das komplette Statement:

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