
„Es fühlt sich an, als würde ich all meine bisherigen Wege, Erfahrungen und Sounds in einem Punkt zusammenführen – mit voller Hingabe und ohne Plan B“, sagt Patrick Scuro über sein erstes Album „ALL IN“. Der Berliner DJ, Producer und Labelhead wagt damit einen großen Schritt: Er verabschiedet sich von allen alten Alias-Projekten und bündelt seine Energie nun ausschließlich in einem Namen – Patrick Scuro. Für ihn ist es ein Cut, ein bewusster Neuanfang, ein Statement: „Jetzt war für mich der richtige Zeitpunkt, diesen Cut zu machen und zu sagen: Ich stehe mit allem, was ich bin und was ich fühle, hinter dieser Vision.“
Das Album sei dabei mehr als nur eine Sammlung neuer Tracks. Laut Patrick ist es ein Spiegelbild seiner Reise und seiner künstlerischen Identität, die nie eindimensional war: „Ich wollte bewusst alle Facetten meines Sounds zeigen – von Melodic-Techno über groovigen Techno bis hin zu Peak-Time, Hard-Techno, Trance und Bounce. Für mich war das eine Herzensentscheidung, weil ich mich nie in eine Schublade pressen lassen wollte.“ Diese Vielfalt versteht er nicht als stilistische Beliebigkeit, sondern als Ausdruck seiner Persönlichkeit. Musik sei für ihn immer Ventil und Kompass zugleich gewesen: „Manchmal brauche ich die Schönheit von sanften Kicks und warmen Melodien, die mich tragen und beruhigen. Manchmal darf es groovy mit sehr viel guter Laune sein, und manchmal will ich, dass es kompromisslos nach vorne geht – roh, hart und voller Energie. Immer mit ganz viel Spaß und Herz, alles für die Seele.“
„Mit ‚Sontag‘ beginnt mein Album – und es ist gleichzeitig der wohl persönlichste Track für mich. Ich habe ihn gemeinsam mit meiner Verlobten Alex Xandra produziert, und allein dieser Moment macht den Track einzigartig.“ Dazu kommt die doppelte Bedeutung des Namens: „‘Sontag‘ ist mein echter Nachname – und bald auch Alex’ Nachname. Diese doppelte Bedeutung macht es zu einem Stück, das für uns mehr als nur Musik ist. Es ist ein Symbol für Liebe, Zusammenhalt und den Start in ein neues Kapitel.“ Überhaupt ist Alex Xandra, die mit „Sontag“ auch ihr erstes Release feiert, ein wichtiger Teil dieses Albums. Die private Beziehung und die künstlerische Arbeit greifen bei dem Paar ineinander. „Natürlich ist es manchmal eine Herausforderung, beides zu vereinen, aber gerade das macht es so spannend.“
Ein weiteres Wiedersehen gibt es mit „Tell Me“. Der Track war 2021 Scuros erstes Release überhaupt – und ein sofortiger Erfolg. „‘Tell Me‘ war mein erster großer Erfolg, und ich bekomme bis heute Nachrichten dazu. Für ‚ALL IN‘ wollte ich den Track neu aufgreifen, um ihn in den Sound von 2025 zu bringen. Das 2025er Edit ist druckvoller, moderner und peak-time-orientierter – und gleichzeitig eine Hommage an meine eigene Geschichte, weil es das allererste Release auf Animarum war.“ Dass Studio und Club bei Patrick Scuro eine Einheit bilden, zeigt sich auch in der Single „All Night Long“. Sie ist nicht nur ein treibender Peak-Time-Track, sondern zugleich der Titel seines Release-Events im Hamburger Fundbureau. „Mein All Night Long in Hamburg wird für mich ein Schlüsselmoment. Dort werde ich zeigen, wie die Reise von meinen Studioideen direkt auf den Dancefloor überspringt. Solche Brücken sind mir extrem wichtig – weil ich nicht nur Musik für mich mache, sondern weil alles erst dann Sinn ergibt, wenn die Tracks auf einer großen Anlage gespielt werden und die Energie auf die Crowd überspringt.“
Doch auch für einen Künstler, der so klar in seiner Vision ist, gab es auf dem Weg zum Debütalbum Zweifel. „Natürlich gab es Momente, in denen ich gezweifelt habe. Gerade wenn man an so einem großen Projekt arbeitet, kommen Fragen wie: ‚Reicht das aus?‘ oder ‚Bin ich auf dem richtigen Weg?‘. Aber diese Zweifel gehören dazu. Sie sind Teil des Prozesses – und am Ende haben sie mich nur noch mehr motiviert, das Beste aus mir herauszuholen.“ Besonders wichtig war für Scuro die Einbindung seiner Community. „Meine Community war ein fester Bestandteil dieses Albums. Ich habe viele Tracks schon vorab gespielt, Feedback gesammelt und meine Fans mitentscheiden lassen, welche Singles vorab releast werden.“ Diese Interaktion sei für ihn kein Marketinginstrument, sondern Grundhaltung: „Dieser Austausch ist mir extrem wichtig, weil er zeigt, dass Musik keine Einbahnstraße ist, sondern ein gemeinsames Erlebnis.“
Das passt zu seiner Arbeit als Labelhead. Mit Animarum Recordings und Animarum Black hat Patrick Scuro in den letzten Jahren nicht nur zwei Plattformen für seine eigene Musik geschaffen, sondern auch eine Heimat für viele Nachwuchskünstler*innen. „Animarum Recordings und Animarum Black sind mehr als nur Labels. Für mich sind sie Plattformen, auf denen wir nicht nur veröffentlichen, sondern auch Newcomern eine Stimme geben. Soultechno und Soultrance sind das verbindende Element – ein Sound, der Energie und Emotionen zusammenbringt.“ Dabei gehe es ihm auch um Verantwortung: „Ich habe selbst viel Unterstützung auf meinem Weg erfahren und deshalb möchte ich unbedingt etwas zurückgeben. Durch Mentoring, durch Produktionen mit jüngeren Artists oder einfach durch Feedback. Mein Ziel ist es, eine nächste Generation an Künstler*innen aufzubauen, die ihre Vision kompromisslos lebt.“
Dass Patrick Scuro in der Szene angekommen ist, zeigt nicht nur die Resonanz auf seine Tracks, sondern auch sein Tourkalender. „Dieser Sommer war unglaublich. Ich durfte auf großen Festivals und Paraden wie dem Airbeat One oder Rave The Planet und anderen internationalen Events spielen. Jeder Gig hat seine eigene Magie, aber besonders in Erinnerung bleibt mir das Gefühl, wenn Menschen aus völlig unterschiedlichen Ländern zu meinen Sounds feiern. Es zeigt, dass Musik wirklich universell ist und verbindet.“ Auch das kommende Animarum-Showcase im Fundbureau Hamburg verspricht ein solcher Moment zu werden. „Das Animarum-Showcase im Fundbureau Hamburg ist für mich ein absolutes Highlight. Wir vereinen dort nicht nur bekannte Artists, sondern auch Newcomer, die ihre Chance bekommen. Es ist ein Abend, der unsere Vision von Soultechno greifbar macht – Energie, Emotionen und eine Community, die zusammenkommt. Besucher*innen dürfen sich auf intensive Sets, eine familiäre Stimmung und mein erstes All Night Long freuen.“
Musik sei nie bloß ein Produkt, so Patrick: „Meine Vision ist, Musik nicht nur als Releases zu sehen, sondern als etwas Ganzheitliches. Musik ist für mich Energie, Emotion, eine Botschaft. In der Praxis bedeutet das: Jeder Track, jedes Set, jedes Event ist für mich eine Möglichkeit, eine Geschichte zu erzählen und eine Verbindung zu schaffen.“ Dieses Verständnis von Musik prägt auch seine Zukunftspläne. „Nach ‚ALL IN‘ wird die Reise weitergehen. Ich sehe das Album nicht als Endpunkt, sondern als Startpunkt. Musikalisch werde ich noch tiefer in die Verbindung von Energie und Emotion gehen – Soultechno und Soultrance in all seinen Facetten. Mit Animarum möchte ich langfristig eine Plattform aufbauen, die internationale Strahlkraft hat und gleichzeitig nahbar bleibt – ein Zuhause für Artists und Raver, die mit Leidenschaft Musik fühlen.“
Mit „ALL IN“ setzt Patrick Scuro ein deutliches Zeichen: für Vielfalt, für Hingabe, für Community. Es ist ein Album, das nicht nur seine Geschichte erzählt, sondern eine Einladung an alle ist, Teil dieser Reise zu werden. „Ich habe mich bewusst entschieden, alles auf eine Karte zu setzen – all in zu gehen. Und genau dieses Gefühl möchte ich mit meiner Musik weitergeben.“
Aus dem FAZEmag 164/10.2025
Text: Triple P
Foto: Maurice Renois
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