
Wer hätte das gedacht? Während der deutsche Beitrag des Sängers Isaak zum diesjährigen Eurovision Song Contest wieder in bewährter Manier auf Radio-Pop setzt und dem Song von vielen Fans schlechte Chancen zugeschrieben werden, setzt die Niederlande auf einen wesentlich lockereren Beitrag. Produziert wurde dieser von niemand geringeren als der Hardcore-Legende Paul Elstak.
Man könnte den Song fast schon als Parodie des Eurovision Song Contests sehen. Die Niederlande schickt dieses Jahr einen Happy-Hardcore-Song im Stil der 90er-Jahre ins Rennen. Eigentlich hat ein solcher Track zum ESC-Beitrag der Niederlande längst gefehlt. Dort gilt Hardcore und der dazu passende Tanzstil Hakke schon fast als Volkssport. Die größten Hardcore- und Harder-Style-Festivals finden in den Niederlanden statt. Inwiefern der Happy-Hardcore-Track wirklich in die Hardcore-Szene passt, dürfte ein kontroverses Thema sein, das jedoch schon seit den 90er-Jahren besteht.
Eingesungen wurde der Track vom niederländischen Rapper Joost Klein. Dieser skandiert passend zum ESC „Europapa“ und liefert den glorreichen Text à la „Euro-pa-pa-pa-pa-pa-pa-pa-pa“ im Refrain. Das Video parodiert sowohl verschiedene europäische Länder, zeigt Hakke-tanzende Gabbers und thematisiert als Niederlande-Klischee eine Windmühle, die zum Schluss des Musikvideos in Flammen aufgeht. Einen abgedrehteren, passenderen Beitrag hätte die Niederlande wohl kaum ins Rennen schicken können.
Joost Klein stürmte letztes Jahr wiederum die deutschen Charts mit einem Happy-Hardcore-Track, ein Genre, von dem man wohl vor ein paar Jahren noch dachte, es sei in der Versenkung verschwunden. Der Techno-TikTok- und Techno-Rap-Trend machen das wohl möglich. Beim Song handelte es sich um eine Neuauflage des „Friesenjung“ vom Komiker Otto Waalkes, den Joost zusammen mit dem deutschen Rapper Ski Aggu auf Deutsch eingesungen hatte. Bis heute hielt sich der Song 37 Wochen in den deutschen Single-Charts und kletterte, trotz deutschem Text, auch in den Niederlanden bis auf Position 47.
Paul Elstak produzierte in den 90ern Happy-Hymnen, wie „Luv U More“ oder „Rainbow In The Sky“, die noch heute nachhallen. In den 2000ern wechselte er in die undergroundige Hardcore-Szene, inzwischen produziert er beides. Rund um das Jahr 2010 erlangte Paul Elstak erneut Bekanntheit, durch die niederländische Comedy-Serie und die dazugehörigen Filme „New Kids“, in denen alte Happy-Hardcore-Tracks von Elstak verwendet wurden. Nun also der nächste Clou, für den niederländischen Produzenten, der auf zahlreichen Festivals auflegt.
Der deutsche Beitrag von Isaak, „Love On The Run“, muss sich währenddessen damit beschäftigen, dass er gegen die Richtlinien des ESC verstößt, weil er das Wort „Shit“ enthält und Schimpfwörter im ESC nicht zugelassen sind. Sänger Isaak kündigte an, dass der Text regelkonform abgewandelt werde.
Hier könnt ihr euch das Musikvideo zu „Europapa“ anschauen:
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