Pioneer recordbox 3.0 – von Broombeck getestet

broombeck
Überraschenderweise las ich vor am 2. Juli 2014 in meiner Facebook-Timeline, dass Pioneer rekordbox ein Update geschenkt hat – 3.0. Na ja, dachte ich mir. Es lief die ganze Zeit schon gut, alles funktionierte, und wie kann man eine Software, die für mich eigentlich „nur“ für den Import meiner iTunes Bibliothek, zum Sortieren dieser Titel in Playlists für meine DJ Sets und zum Synchronisieren meiner Tracks für das Wochenende mit meinen USB-Sticks, noch verbessern? „rekordbox 2“ kam mit einem schlichten, eher minimalem, Layout – nur die wichtigsten Elemente wurden hervorgehoben, um die Arbeit so einfach wie Möglich zu gestalten. Akkurates Beatgridding mit gut gelöster Nachjustierung, Anordnung der Titel und Playlists in einer Datenbank-ähnlichen Struktur, übersichtliche Anordnung, sogar auf meinem 13 Zoll-Display – keine Probleme mit den Daten im Club, auf Bühnen, im Festivalzelt. Sogar die Verbindung eines Laptops und das Nutzen der kompletten rekordbox-Datenbank meines Laptops in Verbindung mit den den Pioneer CDJ-Playern und DJM-Mixern – kein Problem.

Als Technik- und Software-Nerd musste ich natürlich die neue Version direkt von der Webseite downloaden und auf Herz und Nieren testen. Die Installation verlief reibungslos – Doppelklick auf die MacOS dmg-Datei, Admin-Passwort eingeben, los und WOW! Das hätte ich nicht gedacht. Die Überraschung war gelungen. Ein komplettes Redesign der grafischen Oberfläche leitet hier eine neue Ära der beliebten Musik-Management-Software ein. Alles wirkt sehr aufgeräumt, nicht überladen, aber trotzdem sehr professionell und umfangreich. Man merkt, dass Pioneer verstärkt das Augenmerk auf die visuelle Darstellung der Songs gerichtet hat. Wellenformen bestimmen hier das Bild.

Das erste Starten der Software verlief ohne Probleme. Meine Bibliothek wurde direkt geladen und im Hintergrund auf die neue Version geupdatet. So soll ein Update auch laufen! Wer vorher mit Version 2 gearbeitet hat, findet sich hier sofort zurecht. Die Aufteilung der einzelnen Bereiche haben sich nicht sonderlich geändert. Symbolgrafiken wurden leicht verbessert oder ein wenig mehr in Richtung der CDJ/DJM-Symbole angeglichen. Lediglich die HotCue-Tastenbelegung findet man nun auf der rechten Seite im selben Bereich, in dem sich die Memory Cues befinden. Die Cues kann man aber auch unterhalb der großen Wellenform in den Loop/Cue Einstellungen wie gewohnt bearbeiten und setzen. Übersichtlicher und aufgeräumter gestaltet wurde der komplette obere Bereich rund um die Hauptwellenform. Diese wurde nun eingefärbt. Die verschiedenen Farben zeigen unterschiedliche Energie des Tracks an. Cue-Points können nun mit Kommentaren und Farb-Codes versehen werden, um die einzelnen Abschnitte besser zu beschreiben.
2Player5
Man merkt, dass Pioneer eng mit vielen verschiedenen DJs weltweit über mehrere Jahre zusammengearbeitet hat, um dieses Update fertigzustellen. Sie haben hier wirklich auf Anregungen und Wünsche der User großen Wert gelegt. Die Oberfläche wirkt sehr einladend, man fühlt sich direkt „heimisch“. Ich konnte direkt meine Titel bearbeiten, neue Titel aus meiner iTunes Library importieren, neue Cues erstellen, Playlists verwalten und erstellen, ohne mich vorher einzulesen oder die Tutorial Videos auf der Pioneer Webseite durchschauen zu müssen. Auch das automatische Beatgridding fühlt sich viel genauer an und muss seltener nachjustiert werden. Neben den übernommenen Features der Vorgängerversion, überrascht Pioneer mit neuen Möglichkeiten ein DJ Set vorzubereiten. Der 2-Player, den man über die Ansichtbuttons anzeigen lassen kann, ermöglicht dem User nicht nur das Austesten eines möglichen Übergangs/Mixes zweier Tracks der Bibliothek, sondern speichert auch die „Verbindung“ dieser beiden Titel für das schnellere Wiederfinden dieses einzigartigen Übergangs, durch klick auf das Notensymbol rechts neben der beiden Waveforms.

Mit Aktivierung des 2-Players, werden zwei Wellenform Slots angezeigt, in die Titel der Bibliothek via drag ’n’ drop gezogen werden können. Die Waveforms der Tracks werden grafisch untereinander abgebildet, beide in der Mitte aufgeschnitten. Die obere Wellenform zeigt die obere Hälfte, die untere die untere Hälfte. Somit hat man den direkten Vergleich der Transienten, um die Titel auch visuell an aneinander angleichen zu können. Auch die Funktionen der CDJ-Player kann man zusätzlich pro Wellenform ein- und ausblenden. Ein Crossfader an der linken Seite, sowie die Standart Buttons „Cue“ und „Play“ bilden hier die Bedienungsleiste der zwei virtuellen CDJs, wobei man neuerdings durch ein Klick auf die Wellenform diese Abspielen lassen und durch erneutes Klicken wieder stoppen kann. Die Aktivierung der „Sync“ Buttons lässt beide Tracks in gewohnter Weise, Parallel und ohne Versatz laufen, so dass man hier einen „perfekten“ Mix kreieren kann. Loop- und Cue-Punkte können on-the-fly erstellt werden. Der 2-Player hat auf meinem 13 Zoll-Display eine angenehme Größe, so dass eine nicht vorhandene Möglichkeit den Browser zu verkleinern oder sogar auszublenden, um nur mit dem 2-Player zu arbeiten, nicht störend ist.

Der Browser Abschnitt wurde ebenfalls komplett neu gestaltet und überarbeitet. Auch hier braucht es nicht viel Einarbeitungszeit, um in gewohnter Arbeitsweise Titel zu suchen, zu bearbeiten und zu sortieren. Die Einbindung der iTunes-Bibliothek inklusive iTunes-Playlists ist besser integriert worden, sowie die Möglichkeit, Titel von externen Festplatten und/oder Netzwerk über den „Explorer“ einzufügen. Verläufe werden nun separat aufgeführt. Die Suche-Funktion wurde durch ein neues Tagging-System (auf der rechten Seite des Browsers) erweitert. Jetzt lassen sich die Titel schneller taggen und können somit leichter gefunden und sortiert werden. Auch die Verbindungen zu anderen oder ähnlichen Titeln werden hier angezeigt, was aber eine recht genaue Überarbeitung der eigenen Bibliothek voraussetzt, da die Suche auf das neue Tagging-System zurückgreift. Sobald man angefangen hat, Titel zu taggen, sind die Vorschläge wirklich gut und erleichtern das Suchen und Finden. Teilweise bekommt man recht interessante Ergebnisse und greift zu alten, lange nicht mehr gespielten Tracks zurück. Es gibt im Titel-Fenster des Browsers zusätzlich eine kleine Wellenform-Anzeige, die man aber deaktivieren kann.

Durch ein neues Shortcuts-Menü links des Browsers (wird durch einen Doppelpfeil aktiviert), hat der Benutzer jetzt die Möglichkeit, die wichtigsten oder neuesten Playlists abzulegen, um schnell darauf zuzugreifen, oder schnell Titel per drag ’n’ drop in dieser Liste abzulegen. Darüber hinaus gibt es drei mal vier Slots oberhalb des Browsers, in die sich ebenfalls wichtige Playlists legen lassen können. Auch das Synchronisationsfenster wurde komplett erneuert. Einmal eingestellt, synchronisiert es automatisch iTunes Playlists mit rekordbox, sowie rekordbox mit den Geräten (USB-Sticks, SD-Karten, Festplatten, etc.), aber auch die letzten Geräte Einstellungen (Cue, Grid, Info) mit der eigenen rekordbox-Bibliothek. Hier kann man vorher festlegen, ob alle oder nur einzelne Playlists übertragen werden sollen. Natürlich funktioniert der Anschluss des rekordbox Computers via LAN Kabel wie gewohnt, so dass die angeschlossenen CDJs direkt Zugriff auf die gesamte Bibliothek bekommen.

Dieses umfangreiche Update ist Pioneer wirklich gut gelungen, so dass die nächsten Updates sicherlich „nur“ kleine Nachjustierungen und Bugfixes mit sich bringen werden. Ich hoffe, dass ich in einem der nächsten Updates für mein MacBook ein Retina-Display-Update bekomme, so dass auch hier alle Zeichen und Grafiken unverpixelt und leichter lesbar werden, sowie die Möglichkeit MIDI-Clock, gesynct zu rekordbox, über ein MIDI-Ausgang oder via USB auszugeben, um externe Sequenzer oder Effektgeräte in das System integrieren zu können.

Die Software entwickelt sich allem Anschein nach in Richtung einer eigenständigen DJ-Mix-Software und wird mit kommenden Feature Updates sicherlich immer mehr in Konkurrenz mit den jetzigen Marktführern reiner DJ-Software treten. Wir können sehr gespannt sein! / Marcus Schmahl aka Broombeck

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