Planet Xenbel – 32 kbit/s!

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Planet Xenbel von Xenia Beliayeva
32 kbit/s!

Ich musste mich sortieren und resetten. Die alltägliche Routine brechen, mein Berufs- und Privatleben von einer anderen Perspektive betrachten, um einen neuen Weitblick zu gewinnen. Dafür bin ich in einen unkonventionellen Urlaub um die Ecke gefahren.

Ich wollte mich nicht ablenken, ich wollte alleine sein. Mit meinem Hund chillen, alte Kassetten hören, nachdenken und schreiben. Deswegen habe ich mir 500 Meter von Zuhause entfernt eine Wohnung zur Zwischenmiete genommen. Die Wohnung hatte eine wunderschöne, alte Küche, einen super Flair und war unmöbliert. Ich habe ein paar Basics gepackt, die Sachen innerhalb von zwei Stunden rüber getragen und schwups war ich weg. Ganz böhmisch und spartanisch. Manchmal reicht ein Tapetenwechsel, ein paar kahle Wände und ein anderer Blick aus dem Fenster, um auf neue Gedanken und Ideen zu stoßen. Die Wohnung hatte kein Internet, und ich wollte bewusst davon weg. Fuck off, ich brauche kein Internet, zumindest nicht in der Form, wie ich es genutzt habe. Mein Datenvolumen vom Handy war innerhalb von zwei Tagen verbraucht, und ich habe mir aus Protest kein neues gebucht. Alle wichtigen Sachen, habe ich nachmittags bei Kaffee und Kuchen im Café erledigt, alles andere konnte warten und stellte sich relativ schnell als unwichtig heraus. Es hat keine 14 Tage gedauert, bis sich meine Welt entschleunigt und zum Besseren gewendet hat. Ich habe mich abends ins Bett gelegt, meine Kuscheleule umarmt und bin innerhalb von zehn Minuten eingeschlafen. Zuvor habe ich mich schraubenartig eine Ewigkeit von A nach B gedreht, ehe ich einschlief. Dieser ganze Informationsfluss und das Blaulicht vom Internet fördern Schlafstörungen. Das Handy wurde von mir aus dem Schlafzimmer verbannt. Normalerweise wachte ich auf, ging ins Bad, schob mit der einen Hand den Nespresso-Tab in die Maschine und hielt plakativ gesagt, mit der anderen bereits das iPhone fest, um mich direkt am frühen Morgen auf den neusten Stand zu bringen. Mein Gott, was ein Scheiß. Jetzt stehe ich auf, kuschele zuerst den Hund, mache in Ruhe mein Bett, schaue aus dem Fenster, ziehe mich an, hole mir ein Kaffee auf dem Weg, spaziere in den Park, setze mich auf die Bank und strukturiere ganz entspannt meinen Tag. Social Media hat mich von der Realität entfernt, egal ob ich Formate wie Facebook, Twitter, Instagram, Youtube und Co. jobbedingt brauche oder nicht, das meiste davon ist sinnlos und muss portioniert werden. Ich kann mir nämlich nichts, was in der Facebook-Timeline steht, merken. Ich kann mir aber sehr wohl merken, dass das Schaufenster an der Ecke einen neuen Anstrich hat und der Hund vom Nachbarn zahnt. Diese Erkenntnis war ziemlich schmerzlich und bedauernswert für mich. Wie sagt man so schön, man lebt nur einmal. Ich freue mich wieder über Kleinigkeiten in meiner unmittelbaren, realen Umgebung und mehr Zeit im wahren Leben. Alleine, ohne Internet, Fernsehen und beschränkte Soziale Kontakte, bedeutet keineswegs einsam zu sein. Ganz im Gegenteil, es war eine enorme Bereicherung für mich, von der auch meine Freunde und Geschäftspartner jetzt profitieren. Ich habe diesen Monat intensiv genutzt. Am 31. trug ich extrem beflügelt, mit einer neuen Kreativität und seicht treibendem Rückenwind meine Sachen wieder nach Hause. Home, sweet home, hello, there I am, a better me!

Man muss nicht weit weg, um zu sich zu kommen. Das Leben ist kurz, scheiß auf Internet und jetzt: ab nach Ibiza. Closing!

Eure Xeni

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