Das sind sie, unsere Tonträger-Favoriten aus dem April-Heft unterteilt in Alben und Compilations, Singles und EPs sowie die jeweiligen Platten des Monats. Diesmal mit der neuen Telum, Sublee, Gesaffelstein, DJ AGITATED, Boris Brjecha, Frank & Tony, Mount Kimbie und vielen mehr.
Singles & EPs – Platte des Monats
Unknown
(Telum 12)
Ich liebe das Londoner Label seit Release 01 und auch das Sublabel Aurum finde ich großartig. Allerdings zeichneten sich die grundsätzlich als Vinyl Only erschienenen Tracks nie durch eine besondere Massenwirksamkeit aus. Stattdessen legten die Unknown Artists stets das Ohrenmerk auf Deepness. Bei Katalognummer 012 ist es jedoch ein Vocal-Arrangement, das dafür sorgen wird, dass auch bisher eher unschlüssige Vinyl-Käufer hier zugreifen werden. Ich weiß nicht, wer den Marvin-Gaye-Klassiker „I Heard It Through The Grapevine“ hier neu interpretiert hat, aber die Frauenstimme klingt wunderschön und dabei nicht aufdringlich. Deep, smooth und funky. Ein perfekter Track. Die anderen beiden Stücke auf der EP sind klassischer Telum-Sound, also auch klasse. 10 svenman
Singles & EPs – Top Ten
Camiel Daamen
Qunitaesencia EP (Bare Bones Wax)
Wundervoller Deep House von Camiel Daamen, der No.5 auf BBW bestreitet. Das Titelstück rollt dick und deep mit zerstückeltem Vocalfragment – gaaaanz gemütlich und entspannt. Super Track! Johannes Ortlieb nordet das Teil etwas stärker auf den Flur unter Verwendung von HiHats und Cosmicsounds ein – ebenfalls top gestaltet. Noch größer dann die Ergebnisse der B-Seite: Zunächst das Original von „Make Music“ mit narrativen Vocals, HiHats und ambienten Chordflächen – maximale Deep House Wirkung wie Mitte der 90er aus Chicago. Johannes Ortlieb lässt es sich auch beim zweiten Stück nicht nehmen, ergänzend Hand anzulegen und kann durch die chordy Vibes abermals einen begeisternden, reduzierten Mix hinlegen. Ultrastarkes Release auf Bar Bones. 10 Cars10.Becker
DAVI‘
KOX!E / Creeds Remix (Dalia)
Wenn man Creeds eines nicht vorwerfen kann, dann, dass sich der Franzose sich auf seinem riesigen Erfolg mit „Push Up“ ausruht. Diverse Remixe und Outputs auf ähnlichem Level haben bewiesen, dass er den Auftrag verstanden hat. Interessant ist, dass sein neuer Remix TikTok-unüblich mit über 3:30 Minuten als Single fast schon „lang“ wirkt. Dabei braucht er wahrlich keinen langen Anlauf, sondern stampft sich nach einer kurzen Clap-Einlage direkt auf 160 BPM, gefolgt von DAVI‘s französischen Vocals. „Y’a que les montagne qui se croisent pas: toi tu vas te manger l’massif / Si je le fais c’est pour les miens les renégats qui m’assistent / Pour rentrer je soulève le gros videur“ schallt es durch die Boxen, während sich im Hintergrund ein Clubmonster entwickelt. Wenn dann der Drop einsetzt, fühlt sich der Hörer zurück in die Untergrund-Clubs katapultiert, in denen Wesley Snipes brutal Vampire dahinsäbelt. Nur eben viel schneller. Nach einem kurzen Break, der etwas Spannung aufbaut, wird der ganze Spaß sogar noch eine Spur härter. Unreal-Freunde werden auch hier wieder ihren Spaß haben. 9 scharsigo
DJ AGITATED
Magic Overlooked (Dolly)
Das hier ist mal wieder eine Klasse für sich. Seit der Lars Huismann EP im Winter bringt Steffi auf Dolly eine Knaller-EP nach der nächsten raus. DJ AGITATED ist das Alias eines bekannten Produzenten und die Erfahrung merkt man dem Release an. Hier gibt es perfekt ausproduzierten Techno mit Einflüssen aus dem Dub- und Hardgroove-Bereich. Schon der Opener beweist, dass hier jemand sein Handwerk beherrscht. Hardgroove meets Dub-Techno, wer hätte gedacht, dass diese Mischung so gut klingt? Weiter geht es mit etwas Progressive Einflüssen, was eigentlich nicht so mein Fall ist, hier aber perfekt passt. Zum Ende wird die dann etwas ruhiger, aber ich weniger druckvoll oder verspielt. Sehr feines Release! 10 Transmitter
Goeran Meyer ft. Mario Navajo
Boundless Chains (MYR)
Die neue Single von Goeran Meyer, zusammen mit dem Sänger Mario Navajo bringt uns einen wunderbar warmen und minimalhousigen Tune, der sich voll und ganz von den tollen Vocals tragen lässt. Das Grundgerüst kommt dabei eher minimal und reduziert rüber, lässt die Beats seicht im Hintergrund laufen und setzt auf ein wildes Fx-Spiel. Kommen dann allerdings die stimmungsvollen Vocals ins Spiel, nehmen sie alles in Beschlag und lassen nichts mehr los. Das gipfelt in einem epischen Break, nach dem ich erst mal eine Minute durchatmen musste. Für wen das too much ist, gibt es den Instrumental Edit. Krasses Release, das im Ohr bleiben wird. 9Rusty
liquidfive X B Martin
Veins (5L-Records)
Die neueste Single von Martin Kotzur aka liquidfive ist für mich die bislang reifste Leistung seiner Karriere. Eventuell ist das auch der großartigen Stimme des US-Amerikaners B Martin geschuldet, der – sicherlich nicht nur mich – an The Weeknd erinnert. Eine sehr harmonische und dennoch treibende Dance-Produktion mit starker Hook, die das Radio hoffentlich ein bisschen besser machen wird. 9 points trancer
Makez
Midnight Time EP (Heist)
Jazz-tingled-soul-sonic- House des Duo’s aus Amsterdam auf dem großartigen Heist Label, das hier wieder einmal seine Extraklasse beweist. Die Neo-Soul Vocals von Ava Lava verleihen dem Opener „Closer“ in seiner Deep House Anmutung ein besonderes Flair. Ab auf den Flur zur Peak: Pumpy Housebeat mit Vocalloop („Running From The Noise“), auf dem leicht reduzierten “Midnight Time” wieder mit Ava Lava und narrativen Malevocals – sehr gefälliger Housemove, der über alle Maßen glänzt! Die subtil bouncende Bassline und Moodyman-like Vocals in Kombi mit der kybernetischen Synthieline lassen die Clubber nochmal durchswingen – deep Classic! („Gratitude“) Zum Abschluss rüber nach Chicago, wenn „The Answer“ mit 909 Drums und Acid Licks dick marschierender Clubabschluss im amerikanischen Clubterritorium zur Höchstform auflaufen lässt. Fantastische 81. Veröffentlichung auf dem Imprint von Dan Swindle. Gratulation! 10 Cars10.Becker
Mikal & Riot
present Tech Noir Part 3 (Metalheadz)
Ich möchte ja nicht übertreiben, aber mit „Bamboo“ schicken Mikal & Riot (unter ihrem Alias Tech Noir) einen der vielleicht massivsten Tracks des noch jungen Jahres ins Rennen. Die reduzierten, percussiven Beats rollen nicht nur als gäbe es kein Morgen, sie bieten zudem der wirklich monströsen Bassline genügend Raum, um so ziemlich alles aus dem Weg zu Ballern, was nicht ab dem ersten Takt auf dem Dancefloor ist. „Blackoister“ ist eine auf den ersten Blick recht klassische Metalheadz-Nummer mit organischen Drums und düsteren Sounds, kippt dann aber mit dem Drop in ein bösartiges Ding, das ein wenig an Keaton & Have in den frühen 2000ern erinnert. Ultrageil. 10 points Feindsoul
Soul Clap
EcoSytstemS EP (Soul Clap Records)
Die Qualität ihrer Produktionen eilt ihrem Ruf voraus, denn Charles Levine und Eli Goldstein stehen für souligen, groovenden House, der zu jeder Gelegenheit einsetzbar ist. Musikalisch zwischen NYC und Miami zu Hause, legt das Duo mit dem Jamie Fox-Original „Extravaganza“ los, aufgefrischt um die grandiose Bearbeitung mit Claps und klöppelndem Schlagzwerkzeug, Pianosequenz inklusive. „Something In My Heart“ ist ein weiteres Original (von R’N’B Star Michel’le), das zunächst hartbeatig mit souligen Vocals als Original kommt und in der Soul Clap-Veredelung dann trippt und um ein paar Harmonien und Melodien hintergründig komplettiert wird. Garagesounds („Rick Fredkin“) von Life Planets fällt in der Überarbeitung nahezu versionsgleich aus. Das Closing gelingt mit „Keep Reaching“ im Original in deep-souligem Kontext, im Remix mit einem voluminösen, locker groovenden Bass, Claps und allerlei Percussions versehen. Vielschichtiges und formschönes Release. 8 Cars10.Becker
Sublee
Mesmerizing Fields (hashplant 014 / Deejay.de)
Das Mailänder Label steht auf rumänischen Minimal Techno und propagiert diesen regelmäßig. Im Gegensatz zum eher sperrigen Paul K auf Katalognummer 013 geht es Stefan Nicu weitaus massenkompatibler und schmissiger an. Ein wenig Acid hat noch niemandem geschadet. „itsmyb“ ist der Knaller der enthaltenen vier Stücke: ein positiv treibender Detroit-Tune mit leichten Säure-Sprenklern. Aber prinzipiell sind alle Tracks große Klasse. Für mich die beste Hashplant bislang. Vinyl only bitches. 10 points minimizer
Unknown
Mmbl / Ctml (Memory Remains / Deejay.de)
Unfassbar gutes House-Bootleg von „Mammy Blue“, wobei ich nicht sagen kann, ob es sich hier um eine Bearbeitung der Version von Ricky Shane, Demis Roussos, Sandra oder von Dalida handelt. Aber egal. Das Ding groovt und wird dafür sorgen, dass sich alle Tänzer auf dem Floor umarmen, küssen und danach begatten. Großartig. Ach ja, es gibt ja noch eine B-Seite. Hier wurde Joyce Sims‘ „Come Into My Life“ verarbeitet. Auch klasse, aber nicht so herausragend wie „MMBL“.10 points svenman
Hannes Bieger
Black Hole (Elektrons)
Hannes Bieger startet sein Label „Elektrons“, bei dem seine progressiven und melodischen Techno-Sounds ein Zuhause finden sollen. Das erste Ergebnis hört auf den Namen „Black Hole“ und ist einer Jamsession Biegers in dessen Studio entsprungen. Der Track ging viral und wurde über 20 Millionen Mal in sozialen Netzwerken aufgerufen. Musikalisch lässt er Giorgio Moroder aufleben und komponiert eine hypnotische Bassline, die den Proto-House-Disco-Sound der 70er Jahre verkörpert. Darauf baut er ein gefühlvolles Arrangement auf, bei dem helle melodische Schichten den pulsierenden Bässen gegenübergestellt werden, bis zu einem gefühlvollen Breakdown. Dancefloor-Groove und Energie, mit emotionalen Elementen garniert. Die harmonische Verbindung von Rhythmus und Melodie trägt definitiv Biegers Handschrift und macht klar, wohin die Reise seines Labels in Zukunft gehen soll. 8 scharsigo
Alben & Compilations – Platte des Monats
Gesaffelstein
Gamma (Columbia/Sony)
Gesaffelsteins neues Album ist ein künstlerischer Befreiungsschlag, der gleichzeitig vertraute Klänge mit neuen Experimenten verwebt. In diesem atmosphärisch dichten Statement nimmt der französische Produzent seine Hörer mit auf eine nostalgische Reise durch sein bisheriges Schaffenswerk, während er gleichzeitig neue Elemente hinzufügt. Nicht falsch verstehen. Soul-Nummern wie mit The Weeknd oder Elektro-Bretter wie „Pursuit“ sind hier Mangelware, Features gibt es auch keine. Nur Sänger Yan Wagner ist hier mehrfach vertreten und das verleiht dem Album eine einzigartige Konsistenz und hebt es innerhalb seiner Diskografie ab. Los geht’s mit Dark-Wave-Hymnen und Elektro-Pop. Doch die Stärke von „Gamma“ sind absurd-wilde Stilbrüche, von plötzlich draufhämmerndem Elektro-Punk bis hin zu bluesigen Momenten, auf die Elvis stolz wäre. Es knarzt, es wummert und mittendrin plötzlich 30 Sekunden 60er-Vibes. Diese kreative Anarchie macht Gesaffelstein noch unberechenbarer. Höhepunkte sind „Hysteria“, „The Urge“ und „Lost Love“. Unterhaltsam. Satirisch. Herausfordernd. 10 scharsigo
Alben & Compilations – Top Ten
Boris Brejcha
Level One (FCKNG SERIOUS)
Der Joker macht keine Gefangenen. „Level One“ möchte einen Neuanfang symbolisieren. Eine Rückbesinnung auf Brejchas musikalische Wurzeln und gleichzeitig einen Neustart als Künstler. Der Opener „Level One (Intro)“ kündigt exakt das an. Wunderschöne Klanglandschaften formen sich langsam zu einem House-Beat mit Sci-Fi-Vibe. Einige Elemente wirken vertraut, einige wie wunderschöne Fremdkörper. Von den trancy Synth-Tabs aus „Ice Cave“ oder „Message In A Bottle“, dem schön reduzierten Drop aus „Space X“, – die Balance zwischen Bewährtem und Neuem gelingt hervorragend. Von 17 Tracks dauern 15 Stück mind. 7-9 Minuten, gleichzeitig wagt sich der 42-Jährige an prominente Unterstützung aus der Popwelt, durch Kollabos mit den Sängerinnen Malena Narvay und Leony. „Level One“ ist dann am stärksten, wenn man es komplett durchhört. Und doch gibt es mit dem düsteren Stampfer „Rave City“, dem groovigen „Vienna“ und dem Dancefloor-Raver „Anything Else“ wahre Hightlights on-top. Ein Album, wie ein Hollywood-Sequel, das die Stärken des Originals ehrt und die richtigen Add-Ons findet. 9 scharsigo
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Frank & Tony
Ethos (Scissor And Thread)
Zehn Jahre nach ihrem letzten Album „You Go Girl“ präsentieren uns Anthony „Tony“ Collins und Francis „Frank“ Harris ihren neuen Longplayer „Ethos“. In einer Zeit politisch-kultureller Umwälzungen und Extreme erinnern die beiden daran, dass House schon immer auch politisch und „ein sicherer Raum für Communities war, in dem sie auf eine Art und Weise zusammenkommen konnten, die die Gesellschaft als Ganzes nicht zuließ“, wie es Frank erklärt. Musikalisch beschreiten das Duo aus Biarritz und Brooklyn einen House-Pfad, der seine Wurzeln in New York, Detroit und Chicago hat, womit sich natürlich auch nochmal ihren Ansatz zur Musik unterstreichen. Mit an Board sind zahlreiche Collab-Partner, vor allem von ihrem Imprint Scissor And Thread. Der Opener-Track „Olympia“ wird von Eliana Glass gesungen und führt und hinein in prächtige Deepness Voller Soul und Ausstrahlung. Ein Gefühl, dass wir bei den weiteren Tracks auch nicht loswerden. „Too Poor For Movies, Too Tired For Love“ (mit Lawrence) trumpft dann auch noch mit einer charmanten Eleganz auf und der Titeltrack „Ethos“ führt uns wohlig-exzessiv durch die Nacht. Frank & Tony verstehen es ausgezeichnet mit ihrem Sound ein bisschen Vintage-Flair zu verbreiten, ohne dabei aber in eine zu offensichtliche Retro-Falle zu tappen, denn ihre Tracks wirken einfach sehr zeitlos. 10 Dieter Horny
Gigi D’Agostino
Gin Lemon EP (ZYX)
Auch wenn hier ‚EP‘ steht, das Ding ist ein Album für mich. Basta. Auf farbigem Dreifach-Vinyl ist das ein Re-Release des 1997 erschienenen Meisterwerks mit u.a. „Terapia“, dem Titeltrack und „Tuttobene“. Zeitlose Euro-Dance, Italo-Harddisco-Tunes für Disco-Laser und Tänzer in Käfigen. Muss man vielleicht miterlebt haben, um dieses Zeitdokument ausreichend wertschätzen zu können. Vielleicht geht es auch so. 9 points tseb
Kashpitzky
Romantic & Dead LP (Be As One)
Wie der Titel schon sagt, ist die „Romantic & Dead LP“ eine außergewöhnliche, abstrahierte und gemischte Reise für Techno-Heads und Sammler. Das Debütalbum des Berliner Produzenten umfasst 11 Tracks, auf zwei Vinyls verteilt. Nach einem mysteriös anmutigen Intro folgt mit „System Error“ auch direkt das erste Brett aus Breaks und blechernen und hallenden Sounds. Während das reduziertere „Confused“ sich anschließend mehr Richtung Bunker-Vibes bewegt, zieht „A Path To Unknown“ das Tempo an lässt die Hi-Hat zur groovigen Bassline nur so schwingen. Wenig später begeistert dann der melodische Titeltrack mit seinen verspielten, futuristischen Synths und zieht nochmal Tempo nochmal an. Highlights sind aber vor allem die immer wiederkehrenden Breaks. Zum Beispiel geht „The Run To Atonal“ back to Industrial Breaks, was zusammen mit seinen Vocals schon fast an The Prodigy erinnert. „Personality Test“ schenkt uns dann noch einmal wummernde Basslines und „Response“ Percussions mit Jungle Vibes. Eine rohe, Oldschool-beeinflusste Soundästhetik, die Spaß macht. 8 scharsigo
Mount Kimbie
The Sunset Violent (Warp Records)
Für ihr viertes Album „The Sunset Violent“ haben sich die beiden Gründungsmitglieder Dominic Maker (L.A.) und Kai Campos (London) in eine abgelegene Stadt in Kalifornien zurückgezogen. Nach „MK 3.5: City Planning / Die Cuts“, für das beide jeweils eine Seite abgeliefert haben, ist der neue Longplayer das erste gemeinsame Album seit 2017. In der Abgeschiedenheit nun hat Maker seine Texte geschrieben, die sein „chaotisches, hektisches“ Privatleben der letzten Zeit widerspiegeln, während Campos sehr oft zur Gitarre griff, die zwar schon immer ihren festen Platz im Kimbie-Kosmos hatte, aber dieses Mal eindeutig mehr im Fokus steht, ebenso wie die Rhythmen der LinnDrum-Drummachine. „The Sunset Violent“ ist ein Füllhorn an Ideen und Wendungen, es ist gewagt, ebenso wie ansteckend. Die Songs sind, kreativ, funky, einnehmend und voller Energie. 9 Terence Trance D’Arby
Spirits VI
(Crosstown Rebels)
Seit 2017 ist die “Spirits”-Serie von Damian Lazarus am Start und geht mittlerweile in die sechste Saison. Acht aufstrebende Talente werden hier mit ihren House-Kreationen gefeatured. AJ Christou performt catchy Drum Funk („Back & Forth“), Cameron Jack bubbled tropisch mit kosmischen Synthies und einem lockeren Groove („The Vision“) – nice one mit fettem Groove! Chris Bowl gibt sich emotional deep und netter Frauenstimme („Silent Plain“). Apropos female vocals: Die kann Cristina Lazic auf „So Deep“ auch beisteuern – minimale Drums und gefühlvolle Hintergrundflächen begleiten gekonnt. Zum Pumpen nochmal alle auf den Floor: Inigo Vontier lädt mit „That Trippy Sound“ zu einem substanziellen Workout mit hellen Texturen und wummerndem Bass ein, während Laura Lane fingerschnippend in Zigarettenrauch und flüchtigem Wispern gehüllt für mystische Houseatmo sorgt („Fair Game“) – höllisch guter und hypnotischer Track! Marc Lenz pusht mit einem der stärksten Titel dieser Compi („People Are People“) dark im Ame Style, während TMPLE mit „Girl In The Room“ diese bemerkenswert gute Zusammenstellung housig sanft ausklingen lässt. Hot Creations – immer für eine hervorragende Compilation gut. 9 Cars10.Becker
Squarepusher
Dostrotime (Warp)
Der Soundtüftler ist immer für eine Überraschung gut. Covergestaltung verpixelt a la Space Invaders (1978), Innenhülle designt wie New Orders „Blue Monday“ Maxi, die Tracks so vielfältig und komplex wie der K2. Kostproben gefällig: Start lediglich mit einer Akustikgitarre bewaffnet („Arkteon“), gefolgt von Klavierakkorden mit breakender Beatoptik sowie melodiösen 90er Synthiesequenzen („Enbounce“). Abgefahren energetisch defragmentiert erscheinende Drum & Bass Attacke („Wendorlan“), gern auch klassischer in Szene gesetzt („Duneray“) – typischer Squarepusher Stil. Beruhigung in down-breakigen Gefilden mit 303 Flangern („Kronmec“), um danach wieder auf Gitarre pur umzuschwenken. Aus den Tiefen dieser Erde erhebt sich „Holorform“, neben dem beattechnisch anspruchsvollen „Akkranen“, das wohl komplexeste Gebilde dieser Scheibe, Rave („Stromcor“), abgefahrene Geschwindigkeit inmitten von Videosequenzen („Domelash“) und eine beschauliche Beruhigung gestalten die finale Szenerie. Spannend wie immer, sehr anspruchsvoll und bedingt zugänglich wie immer; einfach gut, wie immer. 8 Cars10.Becker
TechnoBaseFM Vol. 39
(Zyx)
Die populärste Zusammenstellung für HandsUp- und Happy Hardcore-Sounds geht in die 39. Runde. Was für eine Leistung. Und, machen wir uns nichts vor, so populär waren die Sounds vielleicht noch nie. Felix Harrer und Co sei Dank. Natürlich ist Felix auch hier vertreten, aber dieses Mal bietet der Dreier-CD-Sampler auch ein anderes, ganz besonderes Highlight, denn der legendäre Act Paffendorf hat die erste CD gemixt. Auf der ersten CD finden sich dann u.a. Paffendorf X Kosmonova, Niels van Gogh, Jens O, Andrew Spencer, Brooklyn Bounce, Alex Megane oder Harris & Ford. CD 2 wurde von Lady Luminis zusammengestellt und gemixt und bietet u.a. Tracks von Basslovers, Pulsedriver, Ole van Dansk, Topmodelz oder Special D. Bleibt noch CD 3 von Technobase FM-Resident DJ Aybee. Dieser weiß genau, was die Fans verlangen, und mixt brandneue Tunes von z.B. DJ Dean, Pulsedriver, Felix Harrer, Klubbingman und Groove Coverage. Ein Muss für alle Fans des Genres. 9 harthorst
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Teho
Shifting (Labo T.)
Das dritte Studioalbum des französischen DJs und Produzenten liefert melodisch beeindruckende Kompositionen und tanzflächentaugliche, euphorische Trips. Dabei ist es inhaltlich alles andere als ein Party-Animal. Teho befasst sich hier mit seinen tiefsten Ängsten und Traumata und mit „Shifting“ zur Suche nach innerem Frieden. Er selbst sagt, er habe Glück mit seiner Frau, der Geburt seiner Tochter & dem beruflichen Erfolg und doch kämpfe er auf Tour mit Panikattacken und konnte nie vollständig glücklich sein. Schon das Intro „Hypernova“ zeigt, wo die Reise hingeht – beginnend mit melodischen Klanglandschaften, nach einem Drittel aber auch immer wieder gestützt von Sounds, die stressen. Unter den bereits sechs veröffentlichten Singles ist vor allem Nr.1 „Lyra“ hervorzuheben, doch das Album besitzt weitere Leckerbissen, wie zum Beispiel „Five-0“ oder „Disorder“. Von Deep House über Melodic Techno bis hin zu Electronica ist mit Trance- und Ambient-Elementen besitzt das Album zudem eine unfassbare Bandbreite. 8 scharsigo
„Shifting“ erscheint am 19. April.
Aus dem FAZEmag 146/04.2024