Das sind sie, unsere Tonträger-Favoriten aus dem Januar-Heft unterteilt in Alben und Compilations, Singles und EPs sowie die jeweiligen Platten des Monats.
Singles & EPs – Platte des Monats
Lose Endz
No Stress EP (Zingiber Audio 13 / Deejay.de)
Das französische Label von Thibaut Corsant zählt zu meinen Lieblingslabels im Grenzbereich Minimal / Techno / House. Einige Vinyl-Only-Releases des Imprints wurden an dieser Stelle bereits besprochen. Die aktuelle Four-Track-EP des Labels – zwei Originale und zwei Remixes – überrascht dennoch. Und das ausschließlich positiv. „No Stress“ ist ein erfrischend anachronistischer Piano-House-Tune mit viel Tiefe und dennoch genügend Punch, um auch in der Peaktime zu bestehen. Perfekt passt die Nummer in einen Jazz-Club, der um Mitternacht die Tische an die Wände rückt, um eine Tanzfläche für die Gäste freizugeben. Einigen House-Fans könnten die female Vocals etwas ‚too much‘ sein, aber ich feiere es. Ebenso wie die Remixes von Tony Lionni auf B1 und Labelchef COR100 auf B2. Tony addiert ein paar Chi-Town-Sounds, konzentriert sich aber vornehmlich auf das Piano und beschneidet die Vocals etwas. Thibaut beschleunigt den Track merklich, was aber nicht zu Lasten der Funkyness geht, so aber auch in dem einen oder anderen Techno-Set passend sein dürfte. Der Bonus-Cut „The Shadow“ auf A2 versprüht Chicago-Flavour, obwohl Lose Endz aus Spanien stammt. Sachen gibt’s. Vinyl Only. Don’t sleep on this.
Hier die gesamte EP auf Vinyl bestellen.
Singles & EPs – Top Ten
A.N.I.
Bubble Bounce (Filth On Acid)
Die studierte Tontechnikerin, Techno-DJ und -Produzentin ist von ihrer frühen klassischen Klavierausbildung in Bereichen wie Hardtechno und Hardtrance zu Hause, wo sie immer wieder schnelle und rhythmische Sounds verschiedener Genres miteinander vermischt. Auch ihr neuer Track „Bubble Bounce“ macht da keine Ausnahme und strotzt vor druckvollen Beats und jeder Menge Energie. Schon zu Beginn macht der Track mit seinem Geisterbahn-ähnlichen Lacher, der immer wieder über die Bassline grooved, keine Gefangenen. Wenig später gesellen sich trancige Lines dazu, die dem ganzen mehr Epik verpassen. Kein Wunder, dass Filth On Acid auf die Berlinerin aufmerksam wurde. Kleiner Tipp: Gönnt euch direkt die neueste Compilation „Stamp Collection Vol. 4“, wo sich A.N.I.s Track in bester Gesellschaft mit Ikonen wie Da Hool, Felix Kröcher und Torsten Kanzler befindet.
Bad 4 Life, Antoanesko
Blue Note Juicy Couture (Mathematica)
Und hier kommt ein absolutes Sommer-Release! Schlechtes Timing? Vielleicht auch gerade nicht. Denn Liquid Drumandbass mit housig gefilterten Bläsern, jazzigen Bässen und südamerikanischen Gitarren passt eigentlich immer. Die beiden Tracks von Bad 4 Life und Antoanesko klingen angenehm gewohnt und erinnern ein wenig an die frühen 2000er, ohne dabei staubig zu klingen. Damals hätte man die Tracks wohl als „for the Ladies“ gelabelt, was aber natürlich großer Quatsch ist. Mein persönlicher Liebling des Monats und ein super Mittel gegen Scheißwetter im Kopf!
Brizman
Extended Life (Silvi / Deejay.de)
Brizman kommt hier mit seinem neuen Drei-Tracker auf Silvi und beschert uns damit einen wunderbar deepen bis technoiden House, der sich hören lassen kann. Mir gefällt natürlich der Titeltrack am besten, denn hier bollern die Beats einfach sehr amtlich und schaffen, in Verbindung mit den Claps, einen gewissen funky Drive. Hinzu kommt eine sehr mächtige Bassline, die eigentlich aus BackBeats besteht, fluffige Synthies und ein paar Fx-Sounds, fertig ist ein massiver Schieber. Aber auch „Milly“ kann mit verträumten, flächigen Synthies zusammen mit fluffigen Beats punkten. Zum Schluss kommt mit „Tokyo Nights“ noch ein minimaler Frickler, der mit asiatisch anmutenden Synthies aufwartet. Das ist alles sehr nice, angenehm zu hören und auch zum Tanzen ist was dabei.
Hier die gesamte EP auf Vinyl bestellen.
Carlo Astuti
Oh Yeah (Music Is 4 Lovers)
Mit dem fünften Input der neunteiligen SPACE-Serie launcht das kalifornische Label einen Spitzentrack der Extraklasse und das bislang wohl beste Release des Labels. Denn der Italiener liefert hier minimalen Klicker-Klacker-House, der so mächtig und monoton groovt und mit vielen kleinen Effekten einen fantastischen Track entwickelt. Ähnlich ergeht es dem im gleichen Rhythmus schwingenden „Push Push“: Urwaldgeräusche und ein markantes, unheimliches Tonloop kreieren eine fantastische Atmo und einen treibenden Groove für den Floor. Totale Percussionmania dann mit „On My Level“, das den Tänzer nicht mehr vom Haken lässt und wo jeder Hit den Körper mit einem Stromstoß manövriert. Hut ab, exzellente Leistung im clubbigen Housesegment.
DJ Koze
Pure Love feat. Damon Albarn (Pampa Records)
Der erste Appetizer des kommenden Koze-Albums – und was für einer! Für „Pure Love“ hat DJ Koze Damon Albarn angeschleppt und ihn ans Mikro gestellt. Das Ergebnis ist ein elektrisch angetriebener Pop-Song mit Akustik-Folk-Einschlag – abgedreht, verwaschen, im Sonnenlicht blinzelnd, eckig und charmant. Dazu gibt es noch eine Day. und eine Night-Version, die auf dem Weg zum Original-Song entstanden sind. Während der Tag sehr gemütlich blubbernd zwischen den Sonnenstrahlen tanzt, schleicht sich die Nacht zwischen Sternschnuppen und Werwölfen und angedeuteten Beats durch den Wald.
Emmanuel Top
Turkish Bazar / Chris Liebing Remake (CLR)
30 Jahre, nachdem uns Emmanuel auf Petit Prince mit seinem Acid-Superknaller „Turkish Bazar“ verzauberte, verdingt sich die deutsche Technolegende Chris Liebing auf seinem eigenen Label mit seiner Sichtweise des Tracks. Er hält sich größtenteils an das Original mit den ikonischen Vocals und dem wegweisenden Acidloop, erweitert das Szenario jedoch um fette Drums und luftige Pads, um den Dancefloor verschärft unter Feuer zu setzen. Dieser Remix kommt modern und haucht einem Klassiker der Technogeschichte auf acht Minuten einen zweiten Frühling ein. Cool!
Reboot
Juno Dance (Rebellion)
Das Sublabel von Crosstown Rebels zeigt seinen Geschmack erneut mit dem 111ten Release, denn hier tritt kein Geringerer als der großartige Reboot aus Offenbach auf den Plan. Seine VÖs auf Cocoon, Cadenza und Cecille sprechen wahrlich für sich und mit der 5-Track EP auf dem Label von Damian Lazarus erarbeitet er sich erneut höchste Meriten und untermauert seine Reputationen. Zum Einstieg gleich ein Knaller: „Voltage“ verfügt über einen tiefen, groovenden Puls und pumpt wie zu besten Reboot-Zeiten Ende der 00er. Deeper und ätherischer angelegt, bewegt „Colibrix“ sanft die Gemüter und Körper – nice Deepness mit hypnotischer Wirkung. Slick and funky performt „Juno Dance“ – wackelnder Rhythmus, wackelnder Hintern – so einfach ist das. Knackige Grooves mit Kanten und einem fetten Drive markieren die Bestandteile von „Dominator“ – schöner, catchy Clubslammer. Scheinende Synthieloops in einer anheimelnden Atmosphäre beschreiben die Deepness von „Wurm“, der zum entspannten Mitwippen einlädt. Fazit: Fantastische Exkursionen mit Frank Heinrich, die seine Skillz in höchstem Maße strahlen lassen.
Tatana
Tribute To The 90s (muve recordings)
Eine der bekanntesten DJs und Produzent*innen der elektronischen Musik der 90er- und 2000er-Jahre aus der Schweiz, Tatana, liefert auf ihrer neuen EP Cover-Versionen bekannter Hits aus den 90er-Jahren ab. Die Idee ist nicht neu, lieferten doch schon Alex Christensen mit seinen Alben zu „Classical 90s Dance“ und dazugehöriger Live-Tour oder zuletzt auch Dimitri Vegas mit seinem Album „Vinyl Only“, das beim Tomorrowland aufgenommen wurde, ähnliche Ansätze. Was neu ist, ist die Umsetzung. Tatana hat fünf großen Hits ihre ganz eigenen Interpretationen verpasst. „Bitter Sweet Symphony“ klingt jetzt elektronisch-progressiv, „You Are Not Alone” Uplifting und trancy, „Everybody’s Free” technoid, „It’s A Fine Day” clubbiger als je zuvor und „Can’t Stop Raving” verträumt. Frische Gewänder, die die Zuhörer*innen zwischen Nostalgie und dem Hier und Jetzt schwelgen lassen.
Various Artists
Echo Scapes. Clutch (Mix Cult Records / Deejay.de)
Eric Louis, Kirill Matveev, Tim Shuffle und Nicolas Barnes zeichnen für das neue V.A.-Release auf Mix Cult verantwortlich und bringen uns natürlich technoiden House mit einer gewissen düsteren Aura. Mit gefällt dieser deepe Drive in „Artist“ von Tim Shuffle am besten, denn hier stolpern sich die Beats nice einen zurecht, während daneben fluffige, chordige Synthies für Aufsehen sorgen. Aber auch „Voice Memo“ von Eric Louis kann mich mit seinen eher langsamen aber stoischen Beats, den bedrohlichen, bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Vocals, und perfekt getimten Fx-Sounds überzeugen. Das ist alles schon ziemlich nice und könnte auf dem Techno- sowie auf dem Housefloor punkten.
Various Artists
From Paris To Balkans Vol. 2 (Stamp 016 / Deejay.de)
Vier Protagonisten versammeln sich unter dem Stamp-Dach, um sich auf die zweite Reise der Gefährten zu begeben. Sublee startet mit „Aeki“ in einem elektronischen Houseumfeld, leicht progressiv – leider fehlt ein echter Fokus, plätschert etwas. Petit Batou kommt sehr geordnet, deep und formschön durch die Boxen („Chorganic“) – lockerer Deep House Swinger. Etwas druckvoller mit voluminösem Bass folgt Dust Yards „Opium“ – sehr gefällige Flächen und Xylophon Auf-und-ab, klasse Track! Percussions sind auch im Gepäck, wenn Shyam „Atmo“ verbreitet und den Tänzer langsam, aber monoton stetig in Trance klöppelt – gelungen. Insgesamt eine empfehlenswerte Housescheibe.
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Alben & Compilations – Platte des Monats
Ela Minus
Dìa (Domino Music)
Für ihren aktuellen Longplayer hat sich die kolumbianische Künstlerin Ela Minus über vier Jahre lang Zeit gelassen und verschiedenste Orte in Europa, Nordamerika sowie Kolumbien und Mexiko besucht. Ob im Hotelzimmer in Los Angeles oder in einer Hütte in den Bergen Mexikos: die Singer- und Songwriterin hatte das Ziel, ihr wahres Ich zu finden und sich in der Musik durch die verschiedenen örtlichen Inspirationen noch viel intensiver auszudrücken als auf ihrem Debüt-Album aus dem Jahr 2020. Das hört man auch. Herausgekommen sind tiefe, gefühlvolle Tracks, die sowohl durch die Stimme Elas als auch durch experimentelle elektronische Klänge Stimmungen der menschlichen Emotion hervorheben. Teilweise aggressiv, teilweise entspannt, teilweise harmonisch und voller Struktur, teilweise sehr ungeordnet. Gesang und Synthies bleiben dabei meistens gleichberechtigt. Irgendwo gesanglich poppig, irgendwo instrumental aber auch so gar nicht. Eine spannende Mischung, die uns auf eine Entdeckungsreise schickt, sowohl zum eigenen Ich als auch gedanklich an die verschiedenen Orte, an denen Ela die Tracks entworfen hat.
Alben & Compilations – Top Ten
80s Synthpop Tracks Volume 1
(ZYX)
ZYX präsentiert die erste Ausgabe der „80s Synthpop Tracks Volume 1“. Und wer sollte sich mit elektronischer Musik aus den 80er-Jahren besser auskennen als das hessische Label? Immerhin erschienen auf dem Kult-Imprint schon damals etwa bedeutende Releases aus dem Genre Italo Disco. Mit der neuen Compilation widmet man sich dem Synth-Pop. Es geht hier aber nicht einfach um die größten Klassiker. Stattdessen handelt es sich bei den zwölf Tracks um ein buntes Potpourri verschiedener Künstler, sowohl großer Hits, als auch weniger bekannte. Absolute Klassiker wie „Fade To Grey“ oder auch „Enola Gay“ wechseln sich etwa mit der ersten Single der Mitglieder von Scooter, damals noch unter dem Pseudonym Celebrate The Nun und deren Single „Ordinary Town“. Die Debüt-Single der britischen Synth-Pop-Band When In Rome, „The Promise“, befindet sich ebenso auf der Compi wie „Situations“ der deutschen Truppe Ceta Javu. Längst vergessene Tracks treffen auf Evergreens – und das alles in langen Versionen, die einen abtauchen lassen. Zeit, 80er-Jahre-Synth-Pop neu zu entdecken! Eine Perle für Liebhaber dieses Sounds und dieser Zeit.
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Alfred Heinrichs
I Am You (Iam Melodic Techno)
Alfred Heinrichs‘ neues Album „I AM YOU“ präsentiert eine spannende Mischung aus emotionalem Techno und introspektiven Klängen. Der Titeltrack mit Rene Deepreen eröffnet das Album mit einer hypnotischen Atmosphäre. „Regenbogenbrücke (Let Them Go)“ gemeinsam mit Haexxa zeigt Heinrichs‘ Fähigkeit, tiefgründige Emotionen in Techno-Beats zu verwandeln. Ein Highlight ist „Fuck You Two“, eine erneute Zusammenarbeit mit Haexxa, die Heinrichs‘ Expertise in der Verbindung von Gefühl und Rhythmus unterstreicht. Tracks wie „Zu Dir“, „Zu Mir“ und „Wie Wir“ erforschen dabei verschiedene Facetten zwischenmenschlicher Beziehungen. Heinrich demonstriert mit insgesamt 15 Tracks seine Vielseitigkeit als Produzent und seine Fähigkeit, eine emotionale Reise durch Techno zu kreieren. Auch Abseits der Tanzfläche empfehlenswert.
Cosmic Soul
Cosmic Soul (Tom Novy)
Schon Ende 2023 haben wir euch das neue Herzensprojekt von Tom Novy vorgestellt, das „Urban Electronic Music For Relaxed People“ versprach. Nun folgt der endgültige Beweis in Form eines Albums, das exklusiv auf Bandcamp erscheint und tatsächlich durch sanfte Beats in entspannter Stimmung besticht. Dabei werden Funk, Soul, HipHop, Acid Jazz und nuancierte elektronische Elemente in elf Songs verpackt, die ein überraschend homogenes Paket aus Positivität und Ruhe ergeben. Mal hören wir ein „Sad Piano“, mal lateinamerikanische Bläser wie in „Dance With You“. Das ist loungige Fahrstuhlmusik im besten Sinne, bei der Rhythmus, Seele und Groove deiner schlechten Laune keine Chance lassen. Als House-Junkie freuen mich dann aber doch die sphärische Synthpop-Nummer „Run To The Moon“ und „All The Time“ am meisten.
De-Phazz
Presents De-Drums (Phazz-a-delic)
Mit satten 16 Kompositionen schicken uns De-Phazz auf eine Groove-Reise, die ganze im Zeichen des Schlagzeugs steht und quer durch Jazz, Pop und Experimentelles führt. Wie gewohnt steht dabei auch auf „De-Drums“ die Verknüpfung von elektronisch-synthetischen Sounds und organischen Instrumenten im Mittelpunkt – vor allem das besagte Schlagzeug. Bei der Konstellation des Ensembles hat man sich wenig überraschend keine Blöße gegeben und das „who is who“ der deutschen Schlagzeugszene ins Boot geholt, darunter Legenden wie Mani Neumeier (GuruGuru), Jan Fride (Kraan), Michael Kersting, Wolf Simon oder auch die Jungs von Fanta 4. Das Resultat ist eine äußerst pfiffige Compilation, voller Virtuosität und Spielfreude und gespickt mit allerlei musikalischen Einflüssen. Good Vibes!
Dina Summer
Girls Gang (Iptamenos Discos)
Das zweite Album verabschiedet sich von 90s-Elektro und Italo-Disco und mischt stattdessen Synth-Wave, New Wave und Indie-Pop zu einem vielseitigen Werk aus elf Songs. Der Titeltrack lockt bereits mit verführerischen Synthies und selbstbewussten Beats. „Schall & Rauch“ bietet nostalgische Gefühle, während „Nothing to Hide“ EBM und Dark Wave verschmilzt. „Alien“ huldigt Außenseitern mit minimalistischen Klängen. „Promise Me“ glänzt durch die Zusammenarbeit mit Curses, „Halkidiki“ entführt in sommerliche 80er-Soundscapes. „Hypnotized“ strahlt poppige Vibes aus, „Zombie“ animiert zum Tanzen, während „Disco Goth“ Gothic-Glamour feiert, „FOMO“ mit pulsierendem Bass anreibt und „No More Tears“ den ganzen Spaß mit einer Hymne der Widerstandsfähigkeit abschließt. Dinas typischen Sprech-Vocals gesellt sich immer öfter Gesang hinzu, komplettiert durch episches Melody-Writing.
Julien Daian
Suppose It is Butter (Antipodes Music)
Das französische Jazz-Multitalent weiß auch auf seinem neuen Album “Suppose It Is Butter” zu überzeugen. In den insgesamt neun Titeln schwingen die Einflüsse seines Quintets aus HipHop, Elektronik und urbaner Rhythmik mit. So startet mit funky-esker Attitude „Bartz Is Kid Again“ – kraft- und gehaltvoll. Souliger, bedachter danach „The Play You Play Always“. Schöne Nu Jazz breakende Rhythmen („Les Musicien Dorment Le Matin“), groovende Downbeats (“The Real Mr. Buck“, „Romancing The Stone“), lateinamerikanische Stimmung mit US-like Vocals von Bishop Chaste („Caiman Barbu“). Gegen Ende herrlich smoothe modern Jazzvibes („Luna Glow In The Magoon“) und tanzbarer Funk-House Flurstoff („Weight Watchers“). Extrem starkes Ergebnis von Julien, dessen Kompositionen qualitativ für sich sprechen.
Legowelt
A Field Guide To The Void (Clone Jack For Daze Serie)
Der niederländische Sound-Tüftler Danny Wolfers stellt erneut sein technisches, künstlerisches und kreatives Können unter Beweis – und seine Liebe zu klassischen, älteren Synthesizern. Auf dem Album „A Field Guide To The Void“ knallen Electro-Breakbeats in 80er-Jahre-Freestyle-Anlehnung zu analogen Retro-Synthesizern, die mit den elektronischen Schlägen um den Sound-Vordergrund ringen. Letztendlich hat beides seine Daseinsberichtigung und fügt sich zu einem Ohrenschmaus für Electro- und Oldschool-Liebhaber zusammen. Hinzu kommen Chiptune-artige Sounds, die wie aus Retro-Games klingen und mit dem Vocoder veränderte Stimmen, die den Longplayer zu einem elektronischen Orgasmus werden lassen. Hier wechseln sich Futurismus und Nostalgie und sorgen gemeinsam für eine willkommene analoge Abwechslung im digitalen Zeitalter – Hardware statt Software und das hört man im Resultat.
Kompromat
PLДYING/PRДYING (Warriorecords)
Das französische Duo, bestehend aus Vitalic und Rebeka Warrior, kehrt nach über fünf Jahren mit einem neuen Album zurück. „PLДYING/PRДYING“. Nachdem „Traum und Existenz“ damals auf Vitalics Label Clivage Music erschien, kommt der neue Longplayer nun auf Rebekas Label Warriorecords raus. Musikalisch bieten die beiden einen wilden Mix aus EBM, 80ies Pop, Cold Wave, New Wave und radikalem Techno, der Gesang ist dieses Mal auf Englisch – beim Vorgänger noch auf Deutsch – und drehen sich um Gebet (heidnisch oder nicht), Bestattungsriten, Übergängen zwischen Welten sowie körperlichen Genüssen, Tanz und Ekstase. Und das transportiert das Werk auch sehr eindrucksvoll, es klingt sehr authentisch, ungeschliffen, roh und mitreißend, aber auch sehr nuanciert und ausgereift. unterstützt wurde Kompromat dabei von Albumgästen wie Vimala Pons, Sonia DeVille, Rahim Redcar oder Farah. Ein guter Start ins neue Jahr!
Steyoyoke Black 100
(Steyoyoke / Deejay.de)
Hier ist es also, das 100. Release auf Steyoyoke. Wie immer als Doppelvinyl und voll gepackt mit acht mitreißenden Tunes von u.a. Santiago Celasso, 2Qimic, Blotho & Studio Deep oder auch MPathy & Andrewboy. Zu hören bekommen wir beste elektronische Musik, die sich irgendwo grob zwischen Techno, House und Trance bewegt. Z.B. ist da „Psilocybin“ von Pablo Goyesi, in dem uns ein treibendes, housiges Beatgerüst begrüßt, das sich von mächtigen Synthies und halligen Vocals durch den Track tragen lässt. Oder auch „Silky“ von Aquiver, wo uns anfangs vor allem drückende, technoide Beats zusammen mit einem darken Basslauf um die Ohren gehauen werden. Zum Break hin übernehmen dann aber atemberaubende Synthies, in Verbindung mit Broken Beats die Regie. Aber auch „Voyager I“ von Senses Of Mind punktet bei mir mit housigen Beats, flächigen Synthies und einer Open-Air tauglichen Attitüde. Insgesamt ist dieses Release ein würdiger Meilenstein in der Geschichte von Steyoyoke und das Label verdient nichts als Respekt von uns.
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Talla 2XLC
All The Dreams I Share (The Vocal Edition) (ZYX)
Alle Vocal-Trance-Fans erhalten mit diesem Doppel-Vinyl im transparent violetten Design ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk. Diese Sammlung beinhaltet die besten Vocal-Trance-Momente aus Tallas jüngster Schaffensphase und dazu gehören u.a. „Journey‘s End“, „Destined From The Start“ mit Gid Sedgwick, „Cambodia“ (Talla 2XLC Remix) von Pulsedriver, „All The Dreams We Shared“, „Life Is 4 Living“ (Talla 2XLC Remix) mit Danny Fervent und Gid Sedgwick, „The World in My Eyes“, „I‘ve Been Gone So Long“ mit Christina Novelli, „Shine“ mit RAM und Natalie Gioia sowie „Back To Life“ (XiJaro & Pitch Remix) mit Clara Yates. Wer auf euphorische Synthies, kraftvolle Basslines und emotionale Vocals steht, wird hier bestens bedient.
Aus dem FAZEmag 155/01.2025