Platten des Monats – Mai 2025

Das sind sie, unsere Tonträger-Favoriten aus dem Mai-Heft unterteilt in Alben und Compilations, Singles und EPs sowie die jeweiligen Platten des Monats.

Singles & EPs – Platte des Monats

Luca Olivotto
Let’s Get Deep EP (Small Great Things / Deejay.de)
Auf jede neue SGT freue ich mich diebisch und so verhält es sich auch mit Ausgabe Nummer zehn, die vor Pianoeinsatz im House nur so strotzt. Das Titelstück reicht zwar nicht ganz an die Chordgenialität eines Kerri Chandler heran, dafür bestechen die flötenartigen Flächen und das gekonnte Layering von Vocals und Instrumentation – knüpft an die besten Zeiten von Strictly Rhthym Anfang der 90er an (Stimme klingt ein wenig nach Mike Hucknall von Simply Red). Noch virtuoser gestaltet sich der Pianoeinsatz auf „I’m (Not) With You“ – treibt die Tänzerschaft in freudiger Stimmung vor sich her. Etwas smoother und reduzierter, also feinster Deep House nach Small Great Things Lesart, so kommt „Don’t Need To Know“ aus den Boxen – höchstes musikalisches Niveau, das vom letzten im Bunde „Givin‘ All My Love“ nochmals an Genialität getoppt wird – sagenhafte Deepness und extrem cooler Houseswing. Top Release! 10 Cars10.Becker

Singles & EPs – Top Ten

apaull
Distorted Information (Furnace Room Records)
Die vierte Single aus dem zweiten Album des niederländisch-kanadischen Elektronikproduzenten wurde von Abe Duque produziert und erscheint auf dem Label furnace room records. Der Original-Mix wird begleitet von einer kürzeren Radio-Edit-Version und einem punktgenauen Mexico meets Berlin Techno-Remix von Signal Deluxe. Der Track basiert auf einem Sample eines öffentlichen Beamten, der erklärt: „Die Wissenschaft gehört uns“, und reflektiert darüber, wie die Wissenschaft (und die akademische Welt im Allgemeinen) wieder einmal für politische und andere unwissenschaftliche Zwecke vereinnahmt wurde. Musikalisch treffen sich hier Stakkato-Basslinie, rückkopplungsbehaftete Tasten und eine streicherähnliche Melodie – eine Mischung aus experimentellem House und spacigem Techno. Fun-Fact: Alle apaull-Fotos stammen von Techno-Veteran und Fotograf Dave Clarke. 08/10 scharsigo

Aural Float
South Of The Clouds Pt. 2 [Gregor Tresher & Extrawelt Remixes] (Break New Soil)
Aural Float war das Projekt von Pascal FEOS, Gabriel Le Mar und Alex Azary, das die drei 1993 gründeten. 1995 erschien ihr legendäres Debütalbum „Introspectives“ auf Electrolux und daraus kristallisierte sich „South Of The Clouds Pt. 2“ als Fokustrack heraus, mit seinem hypnotischen, deepen und geloopten Frankfurt-Sound dieser Zeit. Auf Gregor Treshers Label Break New Soil erscheinen nun zwei Remixe dieses Klassikers, den ersten liefert der Labelhead selbst, der andere kommt von Extrawelt. Tresher startet einen elfminütigen Trip, der dem zeitlosen Original huldigt und es in ein modernes und progressives Soundgewand packt, sehr intensiv und mitreißend. Mit Extrawelt wird es düsterer, undergroundiger mit ihrem ausgeprägten Trademark-Sound, ausgefeilten Beatstrukturen, einem epischen Break und leichten Acid-Fragmenten – ebenfalls eine hervorragende Neuinterpretation. 10 Terence Trance D’Arby

Denney & D. Ramirez
Invisible (Rebellion)
Die Reunion nach der ersten Kollabo auf Crosstown Rebels vor fünf Jahren dürfte nicht nur Rebellion-Labelboss Damian Lazarus in Freudentaumel versetzen: Was das Duo hier abliefert, ist schlichtweg Tech-House auf Weltklasseniveau. Vom ersten Moment an wird der Hörer auf „Invisible“ mitgerissen und taumelt inmitten von deepen Low-Frequency-Drohnen, mystischen Vocals und darken industriellen Abgründen auf dem Floor mit dem sensationellen Groove – selten klang Techno so funky! Mega! „In The Dark“ besticht mit toxischer Chordprogrammierung und Klanglandschaften jenseits dieser Welten. Donnernder Groove incl. Ravefanfaren lassen auch dieses Stück auf höchstem Niveau glänzen. Press play and repeat – da bleibt kaum Luft zum Atmen – welch ein Erlebnis! 10 Cars10.Becker

Dina Summer
Girls Gang Remixes (Iptamenos Discos)
Drei Jahre nach ihrem Debütalbum „Rimini“ melden sich Dina Summer mit ihrem Follow-up „Girls Gang“ zurück, welches durchweg positive Resonanz hervorrief. Jetzt veröffentlicht das Trio eine Reihe von Clubversionen und Remixen von befreundeten Künstlern wie dem legendären DJ Hell, dem Dark-Disco-Allstar Damon Jee, dem italienischen Producer Phunkadelica und dem französischen Sänger/Produzenten und Filmkomponisten The Populists (aka Yan Wagner). Die Remixes von DJ Hell, The Populists und Damon Jee gefallen mir dabei am besten, da sie direkt auf die Peak Time der Nacht abzielen und jede Tanzfläche zum Beben bringen sollten. Bei den Clubversionen hat mich „Promise Me (Feat. Curses)“ total umgehauen. Das Stück hat jetzt eine extreme Power, die mir gefällt. Das soll nicht heißen, dass die anderen Remixe und Club Mixe nicht gut sind. Phunkadelica zum Beispiel hat eine tolle Version von „Alien“ geschaffen, dasselbe gilt für die Clubversionen von „Schall & Rauch“ und „Halkidiki“. Tolles Release! 10 Transmitter

Ordley
ineedu (Warner Music)
Der australische DJ und Produzent Ordley wird unter anderem auch mit DJ Heartstring, Salute oder Sam Alfred verglichen. Die aktuelle Single erinnert jedoch eher an alte Mainstream-UK-Garage-Tracks rund um die Jahrtausendwende wie etwa Daniel Bedingfields „Gotta Get Thru This“ oder auch „Re-Rewind“ von Artful Dodger feat. Craig David. Während die Vorgänger-Single „4EVA“ noch mit treibenden 90s-inspirierten Trance-Offbeats aufwartete, vollzieht das aufstrebende Talent dieses Mal einen rasanten Stilwechsel und widmet sich UK-Garage – inklusive poppiger Vocals. Das Release zeigt die Vielfältigkeit des Künstlers auf und transportiert eine ganz andere Stimmung als der Vorgänger. Ordley selbst sagt, er wolle mit dem neuen Track eine „Geschichte (…) erzählen, die über die Tanzfläche hinausgeht“. Das ist ihm auch gelungen. Nostalgische Gefühle an die frühen 2000er mischen sich hier mit textlicher Message und hochwertiger, feinfühliger Produktion, die den alten UK-Garage-Veröffentlichungen von damals in nichts nachsteht. 10/10 Davy D.

Paul Donton
Positive Hunger (Triangle)
Denn nur, wo Detroit drauf steht, ist auch wirklich Detroit drin. Paul Donton, seit 15 Jahren umtriebig im Szenebetrieb unterwegs, knüpft musikalisch da an, wo man in den 80ern in der Motor City irgendwo begann: Trippy FX Sounds, eine deepe und resonante Bassline sowie ein stripped-back Ansatz machen „Positive Hunger“ zu einem monoton marschierenden Tech-House-Pumper. Die Dub-Version kommt trockener und lockt einen intensivierten, hypnotischen Groove ein. Top! Dann Auftritt von Motor City Legende Eddie „Flashin“ Fowlkes: Um seinem Ruf als Killer-Groove-Machine gerecht zu werden, layert er Extradrums und lässt Synthies im Rhythmus pulsieren – welch ein Schauspiel und Abfahrt auf dem Parkett!!! Etwas schneller und darker beatet Elviron seine Re-Interpretation an – ebenfalls ein driving Resultat. Mega Maxi mit Detroitcharakter. Gebt uns mehr davon – dafür sind wir hergekomm‘. 10 Cars10.Becker

Prismode & Solvane
X (Ritter Butzke)
Prismode & Solvane feiern ihr zehnjähriges. Seit 2016 sind sie in der Labelfamilie von Ritter Butzke aus Berlin. Dazu erscheint auf dem Label ein passendes Release. Das geschieht sowohl mit einem aktuellen Track als auch anhand von fünf Remixen anderer Künstler. Der gewohnt melodische Touch gepaart mit progressiven Beats findet spannende Abwandlungen durch Dritte. „Together“, der aktuelle Track, bringt den Sound des Berliner Duos als Quintessenz auf den Punkt. Melodik wechselt sich mit Progressivität und einem Spannungsaufbau. Sowohl kantige Ecken als auch erholsame Flächen finden sich im akustischen Verlauf. bekuwis Remix zu „Changes“ macht aus dem soften, gefühlvollen Original einen knallenden Banger mit technoiden Elementen, der trotzdem nicht die Vocal-basierte Melancholie des ursprünglichen Stücks verliert. Beim Moonwalk Remix zu „Follow“ kommt die Bassdrum dagegen fast schon soft daher. Der Grundtenor ist es aber eher nicht. Knarzende, technoide Sounds wechseln sich mit einer Pizzicato-artigen, simplen Melodieabfolge. Nihil Young zaubert aus „Zeus“, das im Original eher an Musik von Andhim oder Einmusik erinnert, ein druckvolles Pendant, das eher Assoziationen an Roman Flügel oder Kölsch weckt – gleichzeitig aber Gedanken an Tropical House à la „Coma Cat“ von Tensnake aufkommen lässt. Ohrwurm. Abgeschlossen wird die EP durch zwei Remixe zu „Into Your Eyes“. Bohms Remix fällt äußerst Drum-lastig aus, gleichzeitig ergänzen sich dazu SuperSaw-Strings und der Gesang von Eleonora, der nach einer Mischung aus Sarah McLachlan, Björk und Sinead O’Connor klingt. Im Frieder & Jakob Remix klingt die Bassdrum wesentlich gleichflächiger, Gesang und Synthies wurden etwas dezenter gehalten. Er klingt dafür kratziger. Insgesamt eine solide Scheibe, die Enthusiasten progressiver elektronischer Musik Spaß und Abwechslung bereiten dürfte. 9/10 Davy D.

Various Artists
Vivendum 5 (Fur:ther Sessions)
Die neue V.A. auf Fur:ther Sessions kommt mit vier zeitlosen Deep-Techno-Cuts. Auf der A-Side eröffnet Psyk mit „Static Drift“, das mit granularen Sci-Fi-Flächen und einem modulierten Ensemble aus Bleeps und Sawtooth-Synths für eine starke Atmosphäre sorgt. Peitschende Tops heizen die Kiste an. „Backflash“ von Shoal zieht das Tempo mit 140 BPM weiter an, muss in puncto Atmosphäre aber keinerlei Abstriche hinnehmen. Das gefällt mir richtig, richtig gut bis hierhin. Rasant bleibt es auch auf der B-Side, wenn Blazej Malinowskis „Beyond The Veil of Sleep“ mit dumpfen Kicks und modulierten Stakkato-Rhythmen loslegt. „PsyOp“ des Italieners Save Your Atoll lässt diese brillante Scheibe schließlich mit einem subtilen tribalesken Charme und einem vergleichsweise melodischeren Ansatz auslaufen. 10 Laenkford

Various Artists
Bangers Vol. 10 (Terminal M / Deejay.de)
Westfalenhallen Dortmund in da House: Ignacio Arfeli beginnt und donnert eine ständig kreisende Doublebassdrum mit kleinem Ravesignal in das weite Rund und die Crowd geht crazy – solider, nach vorn peitschender Techno. Eine schnellere Abfahrt gelingt Kaspar mit „Never Look Back“ – fällt mir mit 142bpm zu schnell aus – für große Hallen allerdings perfekt zum Abfeiern. Es folgen auf der Flip die beiden besten Titel dieser EP: Chris Bekker und sein „Masterpeace“ feuert hart pumpenden Tech-House, der alles abrasiert und ohne Ende stampfend marschiert – Bombe! Drumcomplex und Frank Sonic knallen als Schlusspunkt „Alhalma“ raus – ein epischer Ethno-Tech-Roller, der Afrogesänge im Hintergrund transportiert und auf einem schlagwerkintensiven Überbau aufsetzt. Das Teil ballert ohne Ende und bläst die Köpfe frei – ultrastarke Performance. Insgesamt sehr empfehlenswert diese 242te Ausgabe von Terminal M – Kruse sei Dank! 9 Cars10.Becker

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Wankelmut feat. OverTheMoon
Horizon (Warner Music)
Wir erinnern uns noch alle an Wankelmuts Durchbruch: Mit seinem Remix zu „One Day / Reckoning Song“, inklusive des markanten Falsettgesangs von Asaf Avidan, stürmte er die Charts. Auch im neuen Track paaren sich männlicher Gesang und gemächliche Deep-House-Beats. Dieses Mal fällt der Gesang, der vom Newcomer OverTheMoon kommt, nicht so hoch aus wie damals, erinnert stilistisch und klanglich ein wenig an die Stimme des Coldplay-Sängers Chris Martin. Zusammen mit dem Soundgebilde Wankelmuts ergibt das einen Song, der poppige und elektronische Elemente miteinander vereint. Auch die inhaltliche Message von „Horizon“ wird durch das Akustische gestützt: „Horizon“ handelt von der Liebe, von einer Person, die das eigene Leben verändert – wie etwa in Coldplays „Feelslikeimfallinginlove“, nur elektronischer. Das Sinnbild des Horizonts kommt durch eine sentimentale, verträumte, wehmütige Atmosphäre rüber. Ein entspannter, zurückhaltender Beat, der dennoch Tiefe und Trieb besitzt, trifft auf weiche Vocals sowie Gitarren- und Piano-Elemente. Teilweise finden sich Momente der Abweichung innerhalb dieses Stücks, das trotz poppigem Charakter einen Spannungsaufbau besitzt, etwa Broken Beats an einer Stelle. Der perfekte Sound für den Frühling, für die Gartenparty mit Freunden oder, noch mehr, den romantischen, zweisamen Sonnenuntergang in der Natur. 9/10 Davy D.

Alben & Compilations – Platte des Monats

Meese X Hell
Gesamtklärwerk Deutschland
Meese X Hell liefern mit „Gesamtklärwerk Deutschland“ eine betörende Dosis retrofuturistischer Kunstprovokation. Schon der Opener „Gesamtklärwerk Deutschland“ tönt wie ein technoides Manifest, das Kraftwerk referenziert und gleichzeitig persifliert. „Dr. Deutschland“ lässt Meese im Vocoder-Modus zwischen Größenwahn und Selbstzerlegung taumeln – „Klein Groß Klein Groß“ wirkt wie dadaistisches Wahlkampf-Remixing. Auf „Apokalyptiker“ liefern sich Meese und seine 95-jährige Mutter ein skurriles Gut-gegen-Böse-Duell – herrlich überdreht. „Müde“ hingegen schaltet in den Slow-Modus, zärtlich und absurd zugleich. Im Finale „Gesamtkunstwerk Deutschland“ stilisiert sich Meese zum Gesamtkunstwerk selbst – passend zu Hells eleganten Synthie-Wogen. Ein ironisches, dröhnendes, liebenswert irres Statement – konsequent deutsch, und gerade deshalb so unterhaltsam. 10/10 scharsigo

Alben & Compilations – Top 5

AVAWAVES
Heartbeat (One Little Independent / Bertus Musikvertrieb)
Das dritte Album des Duos lässt seine Soundtrack-Erfahrung einfließen und ließ die beiden zum gemeinschaftlichen Prozess zurückkehren, der ihr Debütalbum so prägte. Dabei erweitern Geigerin Anna Phoebe und Filmmusikkomponistin Aisling Brouwer ihren unverwechselbar schimmernden Sound um elektronische Klänge – allen voran Synthesizer. „Stärke, Entschlossenheit und Vorwärtskommen“ soll „Heartbeat“ vermitteln und sowohl der titelgebende Opener als auch „Earth“ bestätigen das Vorhaben von Anfang bis Ende. Von schönen, treibenden Momenten in „Mood“, über den sphärischen Track „Escape“ bis hin zu Breaks in „Nightdrive“ und dem dunklen Groove von „Rumour“ durchlebt das Album sämtliche Stimmungen und Emotionen, die ihren Höhepunkt in „Sleep Tight“ finden, der von Imogen Williams eingesungen wurde und eine Ode an Brouwers verstorbenen Großvater darstellt. Mein kleines Highlight ist „Crush“, in dem verspielte Synthies nochmal alles geben dürfen. 09/10 scharsigo

Morcheeba
Escape The Chaos (100% Records/Bertus)
Mit „Escape The Chaos“ veröffentlicht das britische Duo Morcheeba sein elftes Studioalbum. Im April erschien die Vorabsingle „We Live And Die“, die eine Hommage an die nun 30-jährige Bandgeschichte darstellt. Mit ihrem einzigartigen Trip-Hop-Sound haben sich Ross Godfrey und Skye Edwards auf der ganzen Welt einen Namen gemacht und in dieser Tradition wurde natürlich auch „Escape The Chaos“ produziert. Darüber hinaus ist es auch eine Familienangelegenheit, denn bei einer frühen Albumsession haben Skyes Ehemann Steve Gordon (Bass) und ihr Sohn Jaega (Drums) mitgewirkt. Ebenfalls an Bord ist Ross’ Ehefrau, die französische Sängerin Amanda Zamolo, die Text und Gesang zu „Pareidolia“ beigesteuert hat. Musikalisch machen es Morcheeba natürlich wieder gewohnt gut, charmant und ausdrucksvoll. Schwerelose Beats, funky Feelings, trippig, soulig und natürlich Skyes wunderbarer Gesang lassen uns hier abheben. Highlights sind die intensive Leadsingle „We Live And Die“, das Broken-Beat-getriebene „Bleeding Out“ und das bezaubernde „Far We Come“. 9 Pop Guardiola

Paul van Dyk
This World Is Ours (VANDIT Records)
Auch wenn Paul van Dyk sich verbal nie auf das Trance-Genre reduzieren wollte, so ist er doch einer der unangefochten hochrangigsten Vertreter genau von diesem – wahrscheinlich sogar mehr als ein Armin van Buuren. Trotzdem zeugt sein neuestes Werk von einem Spektrum, das auch Techno- und Acid-Sounds in die sage und schreibe 15 Tracks mit einfließen lässt, von denen eine große Mehrheit aus Kollaborationen mit anderen Künstlern besteht. Mal verträumt, mal eckig und kantig, mal mit Vocals, mal ohne, mal progressiver, mal melodischer – und trotzdem immer irgendwie mit einem gewissen Signature-Sound. „This World Is Ours“ zeigt erneut, wofür Paul van Dyk steht – und wofür ihn seine Fans lieben. 10/10 Davy D.

Sisko Electrofanatik
Starboy (Gain Records)
Anlässlich seines 20-jährigen Karrierejubiläums veröffentlicht der in Rom ansässige DJ und Produzent sein erstes Album. Mit diversen Produktionen und Remixen immer wieder bei uns im Heft vertreten, steht der Italiener für Peaktime-Techno: knöchern, dystopisch und spannungsgeladen. Der Titeltrack „Starboy“ als Opener steht hierfür beispielhaft. Das Album greift aber auch Progressive, Raw, Acid und Vocal-Trance-Stile auf. 15 Tracks teilen sich auf in energetischen Beginn, atmosphärische Mitte und technoides Finale. Breaks, Melodien, Gesang – alles drin. „Acidland“, „Ad Astra“, „Fable“ und das von Carl Cox gefeierte „Alter Ego“ sind nur einige Highlights. 08 Master J

Surgeon
Shell~Wave (Tresor Records)
Der britische Techno-Pionier Anthony Child alias Surgeon veröffentlicht mit „Shell~Wave“ sein neues Album. Hier vereinen sich 30 Jahre musikalische Erfahrung mit der immer noch vorhandenen Neugier auf das Neue und Unbekannte. Das ist purer und unverfälschter Techno – ein Kaleidoskop mit vielen Schattierungen und einem intensiven Spannungsbogen. Herzstück des Albums ist der beatlose Track „Dying“, der Ambient-artig eine psychedelische und eindringliche Stimmung erzeugt. „Shell~Wave“ ist für Technoliebhaber ein ehrliches Album, das man gut durchtanzen kann. 9 Funk A. Potente

Alben & Compilations – Weitere Releases

JakoJako
Tết 41 (Mute)
Sibel Koçer alias JakoJako veröffentlicht mit „Tết 41“ ihr neues Album, ihr erstes auf Mute Records. Entstanden mit einem minimalen Hardware-Setup ist „Tết 41“ ein Ausdruck ihres außergewöhnlichen Verständnisses von maschinenbasierter Musik. Ambient-Landscapes fließen rhythmisch, fragmentarisch und melodisch in einer spektralen Atmosphäre. Eingerahmt von Field Recordings aus Vietnam verleiht das Album eine besondere Aura. 9 Drone Baez

Jazzanova
In Between Revisited: Live (Sonar Kollektiv)
Zum 20-jährigen Jubiläum von „In Between“ veröffentlichen Jazzanova eine Live-Version ihres Debütalbums. Aufgenommen mit Publikum in den Little Big Beats Studios in Liechtenstein, präsentiert sich das samplebasierte Meisterwerk hier als mitreißende Jazzanova Live-Performance. Zwischen Club-Moment, Konzertbühne und Lounge-Abend – ein rundes Album. 10 Terence Trance D’Arby

Paul Hillery Presents
Folk Funk & Trippy Troubadours Volume 3 (BBE)
DIY-Folktronica, Lo-Fi Dub, jazzy Grooves und funky Folk – 22 Exkursionen, teils unveröffentlichtes Material, das den Hörer zwischen Gollum, Bilbo und Mordor und 60er-Jahre-Freiheitsspirit katapultiert. Sheila Chandra bis Tim Green, Woodstock-Vibes inklusive. Für Fans von Vintage-Spiritualität und Vinyl-Cracks. 8 Cars10.Becker

Raf Reza
Ekbar (Telephone Explosion)
Der bangladeschisch-kanadische Künstler kombiniert Baul-Musik, Samples aus Filmsoundtracks, Volksmusik und jamaikanischen Dub mit Clubmusik – zwischen 100-BPM-Groove und 160er-Jungle. „Taal Riddim“, „Sadhana“, „Mirror Of Love“, „Man As A Bird“: ein Mini-Album mit Identitätssuche, aber ohne Clubwirkung in Zentraleuropa. 06 Master J

Verena Zeiner
Radical Care (Unit)
Eine feinsinnige und feinfühle musikalische Sprache spricht die Pianistin auf ihrem neuen Album, dessen Titel die Frage nach inneren Grundhaltungen aufwirft, die durch Zuwendung und Fürsorge geprägt sind. Neben dem Dauerpartner Ziv Ravits am Schlagzeug, hat sie die Klangpalette erweitert mit Gitarre, Bass und Streichern – damit verleiht sie ihrer Musik und Titeln wie „Radical Care“ noch mehr Ausdruck, mehr Dynamik aber auch bewegenden Tiefgang. Manchmal reicht dafür aber auch einfach nur ihr Klavierspiel aus, um Fragen nach sinnvoller Lebensgestaltung und Hinterfragen des eigenen Ichs direkt und tiefgründig zu stellen („To The Other Side“). Ein tolles Album für die stillen Stunden im Leben bei einem guten Glas Wein im heimeligen Ambiente. Starke Performance zwischen Dream und Dramatik! 8 Cars10.Becker

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Aus dem FAZEmag 159/05.2025