Singles & EPs – Platte des Monats
Various Artists
No One Waiting (The Basement Discos / Deejay.de)
Eleganter und modern interpretierter Disco-House entfaltet sich auf dem dritten TBD-Release. Zunächst orientiert sich die Bassline von Cabin Luv Affairs „Toma Todo“ sehr stark an Pino D‘Angios „Ma Quale Idea“ – groovt fett und locker. Bauhouse kommen deeper und setzen Claps und Chords etwas subtiler ein – dennoch erzielt „Whole Lotta Groove“ eine fantastische Wirkung. Die B-Seite wartet mit formschönem Vocals Deep House auf, der bei „Can’t Let You“ von Romeo Luisa zunächst in Szene gesetzt wird, gefolgt von klöppelnden „Hit That“ von Gabi Fischer, das mehr auf Clubaction und Energie setzt. Eine brillante und äußerst empfehlenswerte 12“, die auf Rotation geht. 10 Cars10.Becker
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Singles & EPs – Top Ten
Damian Lazarus
Magickal Remixed (Part1) (Crosstown Rebels)
Aus dem Anfang des Jahres erschienenen Album entwickelt der Labelboss neue Möglichkeiten in Form eines ersten Remixpakets. Gleich zu Beginn serviert Harry Romero in seiner Version von „R U Dreaming“ einen fantastisch groovenden Track, dessen Bass toll performt und von Tribalenerergie und leichten Acidsequenzen begleitet wird – Bombe auf dem Floor!!! Es folgen euphorische Gefühle, die sich in der Zusammenarbeit mit A-Track und der Bearbeitung von Jonathan Kaspars Sunrise Mix einstellen – Melodiephrasen und aufgehende Pads bestimmen die Soundlandschaft. Mit dem Spanier Mestiza und seinem Mix taucht er tief in Flamenco inspirierte Wurzeln ein mit handgespielten Percussions und blumenhaften Vocals, die allesamt eine dichte und hypnotische Stimmung schaffen. Ein fantastisches und vielseitiges Remixpaket auf Crosstown – mehr davon in den nächsten Teilen… 10 Cars10.Becker
Harre
It’s House Music EP (At A Glance / Deejay.de)
Auch die dritte At A Glance kann mit schönem House aufwarten und glänzen. Das Titelstück widmet sich prinzipiell House aus den 80ern und rückt mit den Vocals in die Nähe von Chicago. Deepe Vibes, wo der Bass gepflegt wummert und Wohlfühlatmo erzeugt. Und es wird noch besser: 70er Blackvocals und leichte Discoeinflüsse bestimmen das großartige „You Got Me“ – tolle soulige Stimmung, die augenblicklich zum Mitswingen animiert. Auf der Flip dominieren zunächst Pianochords („I Want“), die einen satten Groove erzeugen und die Tanzfläche fluten. Zum Abschluss flowt die Scheibe mit einem herrlichen Deep Houser („People Are Back“) raus. Dieses Vinyl stellt eine der besten des Scheiben des Jahres im Deep House Bereich bislang dar und sollte sich demnächst auf vielen Clubplattentellern wiederfinden lassen. Klasse! 10 Cars10.Becker
Jay Crusoe
Mysterious Happenings (Modern Delivery Express)
Der neue Drei-Tracker von Jay Crusoe bringt uns wieder einen mächtigen Tritt in den Hintern und dazu gibt es auch noch treibenden Techhouse. Zu hören bekommen wir nämlich in jedem Track knarzige Basslines, die sich auch mit ein wenig Acid anfreunden. Hinzu gesellen sich schnelle Beats, die wuchtig und technoid Schellen verteilen, und natürlich dürfen auch mal ravige, treibende Synthies nicht fehlen. Den härtesten Schlag landen aber die Arrangements der Tracks mit ihren schnellen Cuts, kurzen Breaks und der fetzigen Art, Sounds kurz zu halten. Das geht mega schnell und vor allem tanzbar nach vorne. 10Rusty
Ken Ishii
Autopilot (Rekids Ltd)
In Ken Ishiis Diskografie stehen zahlreiche Meilensteine, welche der beste Beweis dafür sind, was für ein herausragender Künstler er ist. Von der Olympiahymne für Nagano im Jahr 1998 über Best Techno DJ bei den DJ Awards auf Ibiza in 2005 bis hin zum offiziellen Soundtrack für PAC-MANs vierzigstes Jubiläum. Über all die Festivals, welche er bespielte, brauchen wir an dieser Stelle nicht schreiben. Der bierbrauende Japaner kommt nun mit “Autopilot“ auf Rekids und zieht den Hörer vom ersten Beat an in den Bann. Eine penetrante Acidline durchzieht den Track und gibt der Nummer einen roten Faden während drumherum die Elemente tanzen. “Sunset Flight“ hat einen kostbaren Groove, die warmen Chords und Synths lassen den Sommer noch einmal aufblühen und sorgen zeitgleich für Oldschool-Flair. Grandios endet die Scheibe mit “Grid Bounce“. Wie in einem Flipperautomat schießen die Sounds hin und her und sorgen für ein verspieltes Konglomerat. Der Beat feuert gut voran und bringt das alte Gebälk in Bewegung. Mega Nummer! 9 Michael S
Marten Lou x CamelPhat
Save Me (Warner Music)
Der deutsche Breakthrough-Produzent Marten Lou und das britische Duo CamelPhat im elektronischen Ensemble – das Resultat nennt sich „Save Me“ und tangiert irgendwo zwischen progressiver Club-Hymne für dunkle Nächte, Soundtrack zum Sonnenuntergang auf Ibiza und co. und radio-tauglichem Pop-Song. Aktuelle Afro-House-Elemente treffen auf dreckige Progressive-Electro-Elemente, die sich jedoch im Hintergrund halten. Dafür im Vordergrund: sentimentaler männlicher Gesang, der an den passenden Stellen auch weiblich unterstützt wird. Gesanglich erinnert der Track an Vocal House der frühen 2000er, etwa an Nummern wie „Chase The Sun“ von Planet Funk oder „Somewhere Beyond“ von Michael Gray. Das Soundset richtet sich jedoch an den aktuellen Afro-Hype und klingt fast schon wie bei Keinemusik oder Hugel. Alles in allem, eine gelungene Mischung, die sich für verschiedene Anlässe eignet und Vorheriges mit Aktuellem kombiniert. Marten Lou beweist damit erneut: Er hat es drauf. (8/10) Davy D.
Matthias Tanzmann
Chano – Defex Remix (Moon Harbour)
Was mich an diesem Remix begeistert, ist die Leichtigkeit im Groove, die zugleich eine konstante Spannung aufbaut. Defex arbeitet mit treibendem Beat, pointierter Percussion und feinen Effekten, die sich immer wieder entladen und so die Tanzfläche in Bewegung halten. Der Remix dockt klar am Tech-House an: sattes Bassfundament, hypnotische Elemente und ein Timing, das jedes Break zur Einladung macht. So bleibt die hypnotische DNA des Originals erhalten, bekommt aber mehr Druck und Energie. Für mich der perfekte Track für ein Ibiza-Closing oder eine Spätsommer-Bootsparty – leicht, clubbig und voller Momente, die länger nachwirken als ihre Laufzeit. 08/10 scharsigo
Motiv
Three Sixty EP (Liquid V)
Was Motiv anfasst, wird Funk, was er ansieht, Soul. Kein Wunder also, dass der Mann auf Liquid V mal wieder zeigt, wer der vielleicht most underrated Produzent der gesamten Drumandbass-Szene ist. Motiv scheint keine Tunes produzieren können, die nicht mindestens außerordentlich großartig sind. Diese EP bitte nicht verpassen! 10 points Feindsoul
Ness/L-3P
Dub Inversion (The Gods Planet)
Hach, wie oft ich diesem Mann und seinem Label schon die volle Punktzahl in den Reviews verliehen habe. Spoiler: Auch die neuste Nummer des Italieners ist keine Ausnahme. Auf „Dub Inversion“ führt Andrea Deplano erstmalig seine beiden Monikers Ness und L-3P zu einem großen Ganzen zusammen und wagt eine persönliche, überaus raffinierte Interpretation von Dub-Musik. Dadurch, dass hier zwei im Rhythmus völlig unterschiedliche Identitäten mit verschiedenen Tempi und Texturen aufeinandertreffen, entsteht ein kontrastreicher, komplexer Dialog zwischen energetischen Breaks (L-3P) und langatmigen, schwereren Beats (Ness). Ihren gemeinsamen Nenner finden die jeweils drei Stücke in der tief verwurzelten Essenz des Dub, die Deplano mit seiner einzigartigen, über viele Jahre gereiften, Signatur verzaubert: ein Kontinuum aus unendlicher Atmosphäre und Hypnosis, Delay, Hall und Repetition. Wow. 10 Laenkford
Oliver Dollar
Contemporary Part Four (Rekids)
Das vierte Installment des Deutschen auf dem Label des Engländers überzeugt wieder einmal auf ganzer Linie. Oliver startet zusammen mit Seven Davies Harris (Ninja Tune) jazzy und hypnotischen Vocals – hier marschiert das Haus extrem fett! Melodische Chords dominieren „The New Is Here“ mit tollem mäanderndem Bass, unterfüttert mit der souligen Stimme aus Detroit von Apropos – fetter Disco House Track! Auf der Flip verdingt sich Oliver mit Brillstein, die „Pill Popper“ im La Boix Dubb glänzen lassen und Keyechos und in tiefen Basslinen integriert. Mit den Vocals von Apropos und wunderbarem Deep House schließt diese bemerkenswerte EP ab. Top! 9 Cars10.Becker
Pablo Bolivar
A New Paradise (Seven Villas)
Seit vielen Jahren zählen der Spanier Pablo Bolivar und sein Label Seven Villas zu den renommiertesten Adressen im Bereich des Underground-Deep-House. Bolivars stets eleganter, verträumter Stil kommt auch auf seiner neuen Single „A New Paradise“ wieder hervorragend zum Tragen, wenn fliegende Akkorde und smoothe Pads zu einem herrlichen Late-Summer-Groover fusionieren – minimalistisch, deep & dubby. Absolute Vibes! Obendrauf gibt’s noch eine Ambient-Version, die mich trotz sinkender Temperaturen draußen zum Dahinschmelzen bringt. Was heißt Masterclass eigentlich auf Spanisch?! 10 Laenkford
Aus dem FAZEmag 164/10.2025