
Scuba (bürgerlich Paul Rose) zählt seit den 2000ern zu den prägenden Figuren der elektronischen Musik. Bekannt wurde er zunächst als einer der Innovatoren des Dubstep, bevor er sich mit Techno-Produktionen, Alben wie „Personality“ und „Triangulation“, sowie seinen legendären DJ-Sets in Berlin und auf internationalen Festivals einen Namen machte. Mit seinem Label Hotflush Recordings entdeckte und veröffentlichte er zudem Künstler wie Mount Kimbie oder Joy Orbison und gilt bis heute als stilprägender Vordenker an der Schnittstelle von Bass, Techno und House. Für uns präsentiert er einen seiner größten Vinyl-Schätze.
Art of Noise
Into Battle with the Art of Noise (ZTT, 1983)
Meine erste Kopie dieses Releases bekam ich von dem Elternteil eines Freundes, der seine Plattensammlung auflöste – ungefähr zu der Zeit, als ich als Teenager selbst mit dem Vinylkaufen begann. Irgendwann ging sie auf meinen vielen Umzügen, quer durch verschiedene Länder seit Mitte der 2000er, verloren. Doch Anfang dieses Jahres stieß ich in einem Plattenladen in Pasadena zufällig auf ein Original von 1983 – für etwa die Hälfte dessen, was man heute für eine neue Techno-12″ bezahlt.
Natürlich ist „Moments In Love“ der Track, den jeder von dieser Platte kennt. Doch eigentlich war es der Rest, der damals die Produzenten aufhorchen ließ. Mit 15 Jahren fand ich das einfach nur extrem seltsam – wie konnte so etwas überhaupt veröffentlicht werden? Heute klingt es fast wie Höhlenmalerei, doch all die Dinge, die wir inzwischen für selbstverständlich halten, sind hier in ihrer ursprünglichen Form schon vorhanden.
Ein Blick auf den Fairlight CMI lohnt sich, denn er war das zentrale Werkzeug bei der Entstehung dieser Tracks – und wirkt aus heutiger Perspektive, in einer Welt von Ableton Live und endlosen VSTs, fast schon unvorstellbar. Fast die gesamte Musik von heute klingt wie etwas bereits Dagewesenes – ein Hauptgrund dafür ist die Einheitlichkeit der verwendeten Tools. „Into Battle“ klang damals wie nichts anderes, das existierte. Der Titel war wohl nicht zufällig auch eine Anspielung auf den Fairlight: ein sperriges Monster von Gerät, das dennoch etwas Unbestreitbares hervorbrachte.
Trevor Horn, der später erklärte, die Platte sei der Versuch gewesen, „zu sehen, wie weit man den Fairlight treiben kann“ – ohne selbst besonders viel an den Reglern gestanden zu haben – befand sich zu der Zeit der Aufnahmen in einer frühen Karriere-Hochphase. „Mit The Lexicon Of Love“ von ABC (1982), das er produzierte und bei dem auch andere AON-Mitglieder wichtige Rollen spielten, etablierte er viele der Markenzeichen, die man später bei Frankie Goes To Hollywood, Seal und vielen anderen wiederfand. Dieses Werk hier hat davon nichts – aber es trägt all die visionäre Weite in sich, die Horn auch seinen kommerzielleren Projekten verlieh.
Ironischerweise fand diese Musik dann tatsächlich ein breites Publikum: „Moments In Love“ landete in zahlreichen Ländern in den Charts und schaffte es vor ein paar Jahren sogar in die TikTok-Top-20. Seltsame Musik kann also erfolgreich sein – eine Lehre, die viele von uns 2025 am Laptop gut im Hinterkopf behalten sollten.
Am 26. September ist Scubas neueste Single „Archives | Meteors“ auf Last Night On Earth erschienen.