Poliça gelten auch nach dem Electropop ihres 2013 erschienenen Albums „Shulamith“ noch als Indie-Band. Das stimmt aber nur so halb, schließlich ist die Konstellation der Gruppe nicht ansatzweise mit der einer klassischen Rockband verwandt. Die Gitarre fehlt, Poliça speisen ihre Soundparadigma aus R´n´B und Electronica, Sängerin Channy Leaneagh verzerrt ihre Stimme herzlich gern und zu guter Letzt spielen in dieser Gruppe auch noch zwei Schlagzeuger mit. Diese Verschlungenheit macht sich auch gleich auf dem herausragenden Opener des neuen Albums bemerkbar, auf dem sich die Band aus Minneapolis erneut gesellschaftskritisch präsentiert, wie schon der Titel vermuten lässt. Im Gegensatz zum Vorgänger merkt man das den Arrangements auch unmittelbar an, die nun deutlich treibender geraten sind. Der alles entscheidende Kunstgriff: Die markante Stimme von Leaneagh klingt auch in den extrovertierteren Passagen, in denen es beispielsweise um rassistisch motivierte Polizeigewalt geht, immer noch elegant. Und in den gefühlvollsten Momenten nie theatralisch. Sie passt perfekt zu den organischen Bassläufen, gedehnten Synthies und polyrhythmisch arrangierten Beats. Detailreich, clever, berührend. 8/10 Kressmann