Polizei-Razzia auf Campingplatz: Ikarus-Besucher schikaniert

Rund 120.000 Menschen versammelten sich am Pfingstwochenende auf dem ehemaligen Militärflugplatz in Memmingerberg bei Memmingen, um das Ikarus Festival zu feiern.

Trotz namhafter Acts wie Amelie Lens, Deborah de Luca und I Hate Models wurde das Event überschattet von Kritik an der Polizeipräsenz auf den Campingplätzen. In sozialen Netzwerken äußerten sich viele Besucher verärgert über das Vorgehen der Beamten.

Berichtet wurde von Zivilpolizisten, die auf den Campingflächen unterwegs gewesen sein sollen. Auch einzelne Zeltdurchsuchungen wurden thematisiert, was bei einigen als übergriffig wahrgenommen wurde und die entspannte Festivalatmosphäre störte.

Einige Stimmen forderten, dass sich die Polizeikontrollen auf Fahrtüchtigkeitsprüfungen beschränken sollten. Die verbreitete Wahrnehmung war, dass die massive Präsenz der Einsatzkräfte das Festivalgefühl stark beeinträchtigt habe.

Die Polizei hingegen zeigte sich mit dem Verlauf des Festivals „überwiegend zufrieden“. Aus Sicht des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, das in diesem Jahr erstmals statt der Polizeiinspektion Memmingen die Einsatzleitung übernahm, standen Sicherheit, Verkehrskontrolle, Bevölkerungsschutz und die Bekämpfung von Drogenkriminalität im Fokus.

In einer Mitteilung hieß es: „Aus polizeilicher Sicht standen der sichere Ablauf der Veranstaltung, die Vermeidung von Verkehrsbeeinträchtigungen und Beeinträchtigungen für die Bevölkerung sowie die Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität im Vordergrund.“

Insgesamt registrierte die Polizei während des Festivals 198 Delikte im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln. Zudem wurden 74 Fahrten unter Drogeneinfluss, 14 Fahrten unter Alkoholeinfluss sowie zehn Körperverletzungsdelikte verzeichnet.

Dreimal wurde Widerstand gegen Polizeibeamte festgestellt. Außerdem wurden 625 Gramm und 437 Einzeldosen Betäubungsmittel sichergestellt. Trotz dieser Zahlen kam das Polizeipräsidium in seiner Bilanz zu dem Ergebnis, dass „die gesamte Veranstaltung ohne nennenswerte Sicherheitsstörungen“ verlaufen sei.

Die Zahl der eingesetzten Kräfte war beachtlich: Laut New Facts sollen 1.400 Einsatzkräfte vor Ort gewesen sein, darunter Beamte aus dem gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, benachbarten Polizeipräsidien, der Grenzpolizei, der Bereitschaftspolizei, der Bundespolizei und des Zolls.

Intern wird inzwischen offenbar auch in Polizeikreisen diskutiert, ob das Verhältnis zwischen Aufwand und Ergebnis bei solchen Großveranstaltungen noch stimmig ist. Ein Insider, der über interne Abläufe informiert ist, sagte gegenüber GROOVE, dass der Nutzen dieser Maßnahmen in keinem sinnvollen Verhältnis zu den Kosten stehen könnte.

Seit seiner Gründung im Jahr 2015 hat sich das Ikarus Festival zu einem festen Bestandteil der elektronischen Festivallandschaft entwickelt. Startete es einst mit rund 14.000 Gästen, hat sich die Besucherzahl inzwischen mehr als verachtfacht.

Auch die Debatte um Polizeieinsätze auf Festivals ist leider nicht neu. Bereits in der Vergangenheit sorgte die Polizeistrategie bei Veranstaltungen wie der Time Warp oder der Fusion für Spannungen.

Quelle: Groove

Das könnte dich auch interessieren:

„Rave-Church“: Kirche wird zu Techno-Club – und sorgt für Diskussionen