Porij – Zwischen Seriosität und glückseligem Eskapismus

Foto: Jesse Glazzard

Mit einem ambitionierten Genre-Blend aus House, Garage, New Wave, Lo-Fi-Pop, Indie und einer Prise Rave hat sich das UK-Vierergespann Porij an die Spitze des Queer-Dance-Pop katapultiert. Von diversen britischen und internationalen Medien als „one to watch“ geadelt, gehen Porij nun den nächsten Schritt und präsentieren nach einer Reihe von Singles und EPs ihr mit Spannung erwartetes Debütalbum „Teething“ auf Play It Again Sam. Co-produziert wurde der Langspieler von niemand Geringerem als David Wrench, bekannt für seine Kollaborationen mit globalen Musikgrößen wie Frank Ocean, The XX oder Young Fathers. Wir wollten mehr über das Projekt erfahren und haben mit Porij – das sind Egg (Scout Moore), Jacob Maguire, James Middleton und Nathan Carroll – gesprochen.

Nachdem es Anfang 2022, drei Jahre nach der Gründung, zwei Wechsel innerhalb der Band gegeben hatte – Gitarrist Tommy Villiers und Drummer Tom Donaldson wurden durch Jacob Maguire und Nathan Carroll ersetzt – geben Porij mittlerweile eine perfekt eingespielte Einheit ab. Nach ihren mitreißenden Auftritten im Vorprogramm von Metronomy und Coldplay erlebte die Gruppierung einen regelrechten Ansturm von Presse und Radio und wird seither mit überwältigendem Lob überschüttet: „Genre-spleißender Art-Pop für den Dancefloor“, urteilte etwa der New Musical Express, und The Sunday Times schrieb: „Porijs Musik trifft sich an der Schnittstelle zwischen House, Nu Soul, ursprünglichem Pop, Garage und Drum ’n‘ Bass, mit Texten, die zwischen gewichtigen Themen und glückseligem Eskapismus wechseln.“ Mittlerweile spielen Porij ihre eigenen Headliner-Shows in Großbritannien und den USA und beweisen, dass sie den mit dem positiven Medienecho verknüpften hohen Erwartungen, ohne mit der Wimper zu zucken, standhalten konnten. „Es ist immer schön, gelobt zu werden, aber das ist nicht der Grund, warum wir Musik machen. Der Druck kommt eher von uns selbst und dem Wissen, was wir erreichen wollen und wie hoch unsere Standards sind“, erklärt die Band.

Porij präsentieren sich offen als queer, vermeiden es aber gleichzeitig, ihrer Musik eine bestimmte Philosophie oder Botschaft zuzuschreiben: „Wir wollen einfach Musik schreiben, die die Leute in Bewegung bringt, sei es in einem Club oder beim sanften Schunkeln in der Küche. Wir lieben es, menschliche Unvollkommenheit in die Welt der Tanzmusik zu bringen. Was die Vermittlung einer queeren Botschaft angeht, denken wir, dass alles, was wir schreiben, von Natur aus queer ist, da wir eine queere Erfahrung leben.“ Bleiben wir also besser bei der Musik. „Wir haben diese Band gegründet, weil wir live Tanzmusik spielen wollten, also werden die meisten Dance-Subgenres immer eine große Inspiration für uns sein. Besondere Einflüsse auf diesem Album sind Little Dragon, Mount Kimbie, The XX, Burial, Sophie und Nilüfer Yanya“, erklärt die Gruppe, die auf „Teething“ immer wieder mit unerwarteten Wendungen sowie Genre-Konventionen sprengenden Crossovern überrascht – mit viel Electronic und gerne auch mal einer feinen Rave-Note.
Zu verdanken ist der fantastische Sound des Albums fraglos auch dem legendären Produzenten David Wrench, bekannt für seine Arbeiten mit Caribou, Florence and the Machine, The XX, Goldfrapp und vielen mehr. Das sieht man auch im Hause Porij so: „Wir sind große Fans der Musik, an der er gearbeitet hat, und als sich die Gelegenheit ergab, mit ihm zusammenzuarbeiten, waren wir begeistert. Er kannte unsere Arbeit, und wir kannten seine, also haben wir uns gemeldet, und von da an ging es los. Wir waren auf der Suche nach einem Co-Produzenten, der das Bestehende aufwertet, ohne den Porij-Sound zu verwässern, und das ist David wunderbar gelungen.“ In ihrem Heimatland sind Porij bereits seit einiger Zeit eine feste Konstante im Dance-Pop. Dass man es nun auch über den „großen Teich“ geschafft und Gigs in den US-Metropolen New York und Los Angeles hingelegt hat, sorgt bei der Band für einen optimistischen Blick in die Zukunft: „Wir würden diese Musik gerne vor so vielen Menschen wie möglich auf der ganzen Welt spielen.“

„Teething“ ist am 26. April via Play It Again Sam Records erschienen.

Aus dem FAZEmag 147/05.2024
Text: M.T.
Foto: Jesse Glazzard
www.instagram.com/porij_