
Eine Ära die zu Ende geht? Das könnte man meinen, wenn man hört, dass ein Techno-Altmeister wie Radio Slave, der die elektronische Musik über Jahrzehnte hinweg mit (Vinyl-)Releases bereicherte und zahlreiche Vinyl-Sets zum Besten gab, seine umfassende Plattensammlung aufgibt. Fragt sich nur, welche Ära zu Ende geht … Eine Betrachtung auf mehreren Ebenen ist hier wohl angebracht.
Die meisten seiner Releases produzierte der Held der elektronischen Musik Matthew Edwards aka Radio Slave in seinem Studio in Berlin. Bereits im September 2022, inmitten der Covid-19-Pandemie, zog Edwards in seine neue Heimat, nach Hvar, eine kroatische Insel. Nun scheint der zuvor in Berlin ansässige Musiker der deutschen Hauptstadt wohl vollständig den Rücken zuzukehren und markiert das mit einem drastischen, großen Schritt – der Aufgabe seiner Vinyl-Sammlung. Im Fall von Radio Slave bedeutet das die Abgabe von zehntausenden Tonträgern, von 40 Jahren Musikgeschichte.
Nicht nur, dass mit dem Abgeben der Plattensammlung privat eine große Wehmut entstehen könnte – wenn einer der größten zeitgenössischen Produzenten der elektronischen Musik ein solches Stück Musikgeschichte abgibt, könnte das auch irgendwie einen symbolischen Wert für eine bestimmte Popkultur tragen, für eine Generation Musikliebhaber. Zeiten ändern sich – nicht nur für einen Matthew Edwards, der schon lange im Business ist, sondern für eine ganze Musikszene oder die Musikbranche an sich. Sind Vinyl in manchen Genres angesagter denn je, so hat man es als DJ heutzutage schwer, nach wie vor mit damit aufzulegen. Zu dieser Erkenntnis mag wohl auch ein Radio Slave gekommen sein. Gleichzeitig könnte ein örtlicher Abschied, ein Abschied von einer Lokalität, auch symbolisch mit dem Aufgeben von dortigen, physisch-materiellen Gegenständen leichter einhergehen.
Radio Slave sagt in seinem Social-Media-Post zu diesem Anlass, es sei an der Zeit, seiner Plattensammlung „auf Wiedersehen“ zu sagen. Die Platten trügen zwar „verschwommene Erinnerungen“ (aus dem Englischen übersetzt), es sei jedoch an der Zeit, dass „jemand anderes die Magie genieß[][e]“. Im gleichen Zuge markierte Edwards Musiker-Partner Joel Martin, mit dem er das Duo Quiet Village formte.
Ein Kommentar unter dem Post: „Die Plattensammlung ist eines der Dinge, die man nie hinter sich lässt“ (KERRY). Agree?
Der originale Post von Radio Slave:
Dann hoffen wir doch mal, dass uns zumindest der digitale Radio Slave noch lange erhalten bleibt. Passend dazu erschien gerade sein Remix zur neuen Single „Searchin‘“ von Damian Lazarus feat. Jem Cooke auf dem Label Crosstown Rebels:
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