Ralf Hildenbeutel – Zehn musikalische Wegweiser

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Seit über 20 Jahren ist Ralf Hildenbeutel aktiv – neben der Arbeit an eigenen Projekten auch immer wieder als Produzent für andere Künstler. Einen großen Bekanntheitsgrad erlangte er durch die Zusammenarbeit mit Sven Väth in den 90ern. Dessen Hits aus dieser Zeit gehen auf Hildenbeutels Produktionskonto. Darüber hinaus liefert er regelmäßig Soundtracks für TV-Filme ab und hat vor wenigen Tagen sein neues Album „Moods“ veröffentlicht. Mit seiner bisherigem Schaffen hat er nicht wenige Acts nicht nur im elektronischen Musikzirkus geprägt, was ihn selbst stark beeinflusst hat. Das zeigt er uns hier mit seinen zehn Wegweisern, die sich nicht wie üblich auf Alben oder Tracks beschränken, sondern auch Genres und einzelne Personen umfassen:

Klassik
Ich kann hier nicht nur einen nennen. Mozart, Bach, Chopin, Debussy – meine Klavieranfänge liegen in der Klassik, der Einfluss auf mich ist groß. Viele Altmeister hinterlassen heute noch ihre Spuren in verschiedensten Bereichen. Bis heute sind es klassische Stücke, die mich mit am tiefsten emotional berühren können.

Jazz
Schon sehr früh hat mich Jazz begeistert. Ich habe damals immer Stücke aus Jazzsendungen im Radio auf Kassette mitgeschnitten. Thelonious Monk, Oscar Petersen, Horace Silver. Ich höre das auch heute noch liebend gerne. Meine Eltern dachten allerdings damals, dass ich spinne.

Friedrich Gulda
Seinerzeit einer der renommiertesten Mozart-Interpreten einerseits und andererseits ein rhythmisch versierter Jazzpianist. Ich mochte seine musikalische Offenheit und war schon früh mit seinen Aufnahmen vertraut. Seine Klavierschule „Play Piano Play“ ist großartig. Ich durfte ihn mal persönlich kennenlernen und traf ihn öfters. Er kannte viele Alben von mir und Sven und mochte die Sachen sehr. Das hat mich total geehrt, war aber auch etwas strange, schließlich war er ja so was wie eine Ikone für mich.

Synth Rock & Pop der 80er-Jahre
Ich fing natürlich irgendwann auch an, mich für moderne Musik zu interessieren. Saga, Asia, Toto etc. habe ich damals rauf und runter gehört. Gerade der Einsatz der Synthesizer hat mir sehr gefallen, ich mochte besonders die langen Instrumentalpassagen (Keyboarder halt …).

Ultravox
Später kamen dann mehr europäische Bands wie Ultravox dazu. Natürlich sind Jean-Michel Jarre oder Kraftwerk auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen. Diese Synthsounds waren einfach faszinierend und meine Vorlieben für das Elektronische wurden größer.

Anfang der Neunziger …
… wurde es dann auch im eigenen Schaffen erst mal rein elektronisch. Acts wie Underworld, Orbital oder Orb waren besonders in Sachen „perfekte Grooves“ oder „Produktion“ große Inspirationen für mich.

Future Sound Of London – Lifeforms (1994, Virgin)
Eine der perfekten musikalischen Soundcollagen war für mich das Album „Lifeforms“. Die Art Sound- und Melodiefragmente in ein Gesamtes einzusetzen, war großartig. Hier muss ich natürlich auch KLFs „Chill Out“ erwähnen. Diese Musik hat die herkömmlichen Popstrukturen herrlich aufgebrochen und mich teilweise an Strukturen von klassischen-modernen Komponisten erinnert, das gefiel mir.

Gemeinschaftsproduktionen mit Sven Väth
Was mir besonders an den Produktionen mit Sven gefiel, war die Offenheit und Grenzenlosigkeit. Wenn wir an einem Album arbeiteten, musste es nicht ein Club- oder ein Ambientalbum oder sonst was sein. Wir erlaubten uns einfach, was uns gefiel. Wir haben Querflöte oder Violine einspielen lassen oder ritten auf einer 303 rum und schickten das durch den MS20. Auf dem „Accident in Paradise“-Album sind Cembalo-Fragmente und Acid-Geblubber vereint. Ich habe halt einen eklektischen Background und mochte so was immer schon. Ich kann bis heute nicht sagen, ob ich den Klang eines Streichensembles oder den einer Moog-Sequenz bevorzuge. Also am besten beides zusammen.

Filmmusik
Trotz der Liebe zur elektronischen Musik, bin ich der klassisch instrumentierten Musik immer treu geblieben. Und das besonders bei Filmmusik. Hier gibt es nunmal den großen Morricone. Er hat gar nichts groß neu erfunden, aber die emotionale Wucht mit seinen starken Themen ist einfach einzigartig und zeitlos. Auch Komponisten wie Michael Nyman oder Gabriel Yared haben es mir mit ihren eigenwilligen Stilen sehr angetan.

Punkt 10 
…bleibt erstmal offen. Ich finde, es gibt besonders zur Zeit so viele großartige und inspirierende Musik in vielen Bereichen. Electro meets acoustic und andersrum, Künstler überschreiten Grenzen mehr denn je und münden in tollen Kollaborationen. Da gefällt mir, da wird bestimmt noch einiges Wegweisendes kommen.

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