Elterliche Musikalität in die Wiege gelegt zu bekommen, ist die eine Sache, Sohn von zwei Funk- und Rock-Musiker*innen zu sein, eine andere. Und so war Raphael Mader, seines Zeichens in München geboren, von der ersten Stunde an von Musik geprägt. Im Teenageralter, Klavier- und Gitarren-Kenntnisse bereits einige Zeit intus, folgten dann erste Berührungspunkte mit moderner Musikproduktion. Heute listet seine Diskografie Labels wie Oddity, ATLAT, Renaissance oder Steyoyoke auf. Gerade aktuell ist seine EP „Affinity“ auf Undercatts Label Notturna erschienen. In den nächsten Monaten wird weiterer Output auf Anjunadeep sowie Eternity Sounds kommen.
Raphaels Agenda ist, nicht zuletzt durch die Club-Wiedereröffnungen, seiner neuen Booking-Agentur MFM aber auch durch private Umstände außerordentlich gut gefüllt: „Ich bin gerade in eine neue Wohnung gezogen. Entsprechend viel ist noch zu tun, das Studio steht jedoch bereits.“ Kein Wunder, dass eines der ersten Worte seines zweijährigen Sohns „Techno“ war: „Er ist schon jetzt sehr musikbegeistert und ich bin gespannt, wohin das noch führen wird (lacht).“
In seiner eigenen Jugend ging es zunächst mit Hip-Hop und Künstler*innen wie Mobb Deep, NAS und Juelz Santana los, ehe er über eine Compilation zum Sensation-White-Event den Weg in elektronischere Gefilde fand: „Das waren größtenteils recht kommerzielle Lieder, dennoch mochte ich die Energie und den Drive dieser Musik. Sehr schnell entwickelte sich das dann zu Techno – hier waren dann meine ersten Vorbilder Oliver Huntemann, Simian Mobile Disco, vor allem das Album ,Delicacies‘, Nicole Moudaber, Dense & Pika und Ähnliches.“ Und auch wenn München in den letzten Jahren nicht unbedingt als Hotspot in Sachen Techno galt, fand Raphael in Venues wie dem Harry Klein immer wieder Künstler*innen, die ihn inspirierten: „Dort habe ich schon unzählige Top-Acts live erlebt und selbst gespielt. Weitere gute Clubs sind in meinen Augen das Blitz und das Bahnwärter Thiel.“ Dort erlebte Impulse und Ideen wandelt er regelmäßig in eigenen Output um, das bereits auf bedeutenden Imprints erschienen ist: „Ich bin nach wie vor froh und sehr stolz, auf solch großen Labels releasen zu dürfen. Es ist ein schönes Gefühl, wenn solche Labels hinter dir und deiner Kunst stehen. Vor allem, wenn man sich an seine Anfänge erinnert. Es gibt einem Sicherheit und das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein bzw. seinen musikalischen Weg gefunden zu haben. Aktuell arbeite ich an zwei Remixen, zu denen ich aber noch nicht so viel verraten darf.“
Mit dem ebenfalls in München residierenden Julian Wassermann hat Mader vergangenes Jahr eine Kollaboration mit dem Titel „Modem“ gestartet: „Das Projekt beschäftigt sich zwar mit elektronischer Musik, ist jedoch deutlich alternativer, als man es von unseren eigenständigen Projekten kennt. Mit ,Marginal‘, einer Kooperation mit Betical, sowie einem Remix für Fur Coats ,Eye Of The Storm‘ hatten wir 2021 bereits unsere ersten beiden Releases. Wir haben sehr viel an diesem Projekt gearbeitet und viele Tracks in der Endphase, d.h. da wird sicher noch einiges kommen. Aktuell haben wir jedoch vorerst wieder den Fokus auf unsere Solo-Projekte gelegt.“ Seinen Workflow im Studio bezeichnet Mader generell als flexibel. Manchmal kommt er bereits mit einer Idee ins Studio und spielt sie direkt ein – oder er setzt sich ohne Intention an die Geräte, wie er berichtet: „Grundsätzlich versuche ich, nicht zu lange am Stück am selben Track zu sitzen, da man nach einer gewissen Zeit das objektive Ohr verliert. Daher lieber immer wieder eine Pause machen oder zwischenzeitlich an einem anderen Track arbeiten. Ich arbeite gerne mit MK3 und dem Prophet.“
Die Ergebnisse werden sich unter Garantie in den kommenden Wochen in zahlreichen Clubs hören lassen. „Ich freue mich sehr darauf, endlich wieder vor Menschen zu spielen und gemeinsam Emotionen sowie musikalische Leidenschaft zu erleben. Ich bin superhappy, seit kurzem Teil des MFM-Booking-Rosters zu sein – somit wird es da sicher in die richtige Richtung gehen. Zudem freue ich mich, selbst als Gast wieder Clubnächte und Open-Airs genießen zu dürfen und die Freiheit zu spüren, die solche Events auslösen. Ich muss schon sagen, dass mir das während der letzten Jahre extrem gefehlt hat. Klar gibt es Wichtigeres, als zu feiern, aber für uns Künstler*innen macht das nun mal einen sehr großen Teil des Lebens aus. Ansonsten bin ich nach der umzugsbedingten Pause wieder ready für neue Produktionen und Projekte – es gibt noch viele Ziele, die es zu erreichen gilt, Labels, auf denen ich releasen möchte, Künstler*innen, mit denen ich kollaborieren sowie Clubs und Events, auf denen ich spielen möchte. Ich freue mich jedenfalls auf das, was kommt.“
Aus dem FAZEmag 122/04.22
Text: Triple P
Credit: Fabian Mader
instagram.com/raphaelmader.ofc