Der weltweit renommierte Komponist, Produzent, DJ und Pianist Rasmus Faber wagt sich mit „Where Light Touches“ auf neues Terrain vor und präsentiert sein erstes Album aus dem Bereich Ambient/Neoklassik. Faber, der seine Karriere einst als Jazzmusiker und House-Künstler begann, erzielte in den vergangenen zwei Jahrzehnten insbesondere in Japan große Erfolge, wo ihm seine Passion für die japanische Comic-Welt ermöglichte, als einer von nur wenigen ausländischen Musiker*innen die Soundtracks für Anime-basierte Spiele und Filme zu produzieren. Mit „Where Light Touches“ präsentiert der Schwede nun die in Atmos-Surround-Sound und mit einem Stockholmer Orchester aufgenommene Audio-Interpretation von „NIMA“ – einem cinematischen Artbook des Illustrators Ross Tran. Wir haben mit Rasmus Faber gesprochen.
Nach Jahren der Filmmusik war es Zeit für etwas Neues: „Ich wollte ein ruhiges, introspektives Album machen“, erklärt Faber. „Irgendwann traf ich dann Ross Tran, der Musik für sein ‚NIMA‘-Projekt brauchte. Seine Kunst hat mich sehr beeindruckt. Er schickte mir sein Artbook und ich war von der Welt und den Figuren von ,NIMA‘ zutiefst inspiriert.“ Das Buch sollte als perfekte Grundlage für Fabers Vorhaben, ein Album von subtiler Schönheit und hohem technischem Geschick zu machen, dienen – legte dem 45-Jährigen gleichzeitig aber auch eine Herausforderung auf: die Welt von „NIMA“ in den Einklang mit seiner Musik zu bringen. Für den Gründer des Labels Farplane Records nahezu ein Selbstläufer: „Ross‘ Kunst spricht die gleiche Sprache wie meine Musik. Wir haben beide einen Sinn für kindliches Staunen, und es war einfach, eine Verbindung herzustellen. Die Musik entstand intuitiv nach der Lektüre des Buches.“
In Eigenregie komponiert, arrangiert und produziert, liefert Rasmus Faber den Hörerinnen und Hörern ein immersives Klangerlebnis, inszeniert durch zarte, melodische Töne und atmosphärische Interaktionen zwischen sanften Pianos, entschleunigenden Streichern und raffinierten elektronischen Klängen, die wir nur zu gut aus der umfassenden Diskografie des Stockholmers kennen. Konzipiert und abgemischt wurde das Werk in Atmos-Surround-Sound, dessen Umsetzung sich als glücklicher Zufall erwies: „Ich hatte gerade ein 7.1.4-System in meinem Studio eingerichtet und in Logic Pro die Atmos-Unterstützung hinzugefügt. Es fühlte sich perfekt an, um ein immersives Erlebnis zu schaffen“, schwärmt er und leitet gleich zur nächsten besonderen Eigenschaft von „Where Light Touches“ über: der Aufnahme mit einem Stockholmer Orchester. „Es war absolut umwerfend! Ich habe mit dem Stockholm Studio Orchestra gearbeitet, wodurch ich viel experimentieren konnte. Ich habe ein 17-köpfiges Ensemble zusammengestellt und die Bässe weggelassen. Beim Titelstück kam ein komplettes Sinfonieorchester zum Einsatz, das über Dynamedion aufgenommen wurde – das war eine tolle Erfahrung.“
Das Album ist ein Hörerlebnis, das auch ohne den Buch-Kontext ein Hochgenuss für die Sinne ist. Führt man sich den Soundtrack jedoch als tatsächliche Begleitmusik zu „NIMA“ zu Gemüte, erscheint es umso faszinierender, wie sich Faber in die Figuren und Welten des Manga-Universums vertieft und sein schier grenzenloses künstlerisches Talent offenbart, das er im fernöstlichen Japan zu einem Meisterhandwerk formen konnte: „Japan spielt seit 20 Jahren eine große Rolle in meinem Leben. Ich suche in der Kunst nach Schönheit, Träumen, Glück und Melancholie, was sich mit vielen japanischen Musik- und Kunstwerken deckt. Meine idealistische Herangehensweise an die Kunst fühlt sich sehr mit dieser Kultur verbunden“, erklärt der Videospiel-Aficionado, der unter anderem die Musik zu Konamis AAA-Titel „Metal Gear Solid“ produzierte.
Fabers nächstes Projekt hingegen führt ihn wieder zu seinen Wurzeln: „Als Nächstes stürze ich mich in ein House-Projekt, bei dem ich Latin- und Soul-House im Kontext des jüngsten Revivals von UK-House mit schnellerem Tempo erforsche. Beständigkeit ist überbewertet.“
Hier könnt ihr in die Tracks des neuen Albums „Where Light Touches“ reinhören und diese käuflich erwerben:
„Where Light Touches“ [A NIMA Story] ist am 3. Mai via Farplane Records erschienen.
Aus dem FAZEmag 149/07.2024
Text: M. T.
www.rasmusfaber.com