Es waren fantastische Neuigkeiten, die uns vergangenen Donnerstag, am 14. März, erreichten: Berliner Techno ist offiziell UNESCO-Kulturerbe! Zu verdanken ist dies in erster Linie den Bemühungen von Dr. Motte und seinem Rave-The-Planet-Team, das das UNESCO-Vorhaben erstmals 2022 öffentlich verkündet und zuvor 13 Jahre lang an der Idee gearbeitet hatte. Mit der Errungenschaft dürfte Deutschlands und Berlins Techno-Gemeinschaft weiter zusammenrücken – könnte man meinen. Doch schon jetzt gibt es kleinere Diskrepanzen zwischen Beteiligten der Berliner Technokultur. Im Fokus: Die Berliner Clubcommission und Rave The Planet.
Was war passiert? In einer wenige Tage nach der Bewilligung des UNESCO-Antrages veröffentlichten Pressemitteilung von Rave The Planet berichten die Verantwortlichen von „Forderungen Dritter”, die im Rundfunk und in der Presse kommuniziert worden waren – etwa in einem Fernsehinterview des Senders rbb24. Der Vorsitzender der Berliner Clubcommission, Marcel Weber, hatte dort auf mehr Unterstützung gehofft und die immer knapper werdenden Flächen in der Hauptstadt angesprochen. „Seit vier Jahren gibt es einen Entschließungsantrag auf Bundesebene, dass Clubs als Kulturstätten anerkannt werden. Und ich hoffe einfach, dass diese Entscheidung jetzt, dass wir Kulturerbe geworden sind, auch noch mal so ein bisschen Wind unter die Flügel gibt“, sagte Weber unter anderem.
Da es laut Rave The Planet allerdings zuvor noch keine Zusammenarbeit zu möglichen Forderungen gegeben habe, zeigte man sich auf Seiten von Dr. Motte & Co. nun überrascht. Man begrüße zwar „außerordentlich, dass insbesondere die Leitung der Clubcommission, der Verband der Berliner Clubkultur, die Aufwertung der Technokultur in Berlin als immaterielles Kulturerbe der UNESCO, sehr positiv aufgenommen hat“. Gleichzeitig stellte Rave The Planet aber klar, „dass die Idee zum Kulturerbe bereits vor 13 Jahren entstand und zu keinem Zeitpunkt die Anmeldung bei der UNESCO vor dem Hintergrund eines solchen Rufes an staatliche Stellen verknüpft wurde.”
Einer Zusammenarbeit mit der Clubcommission und anderen Beteiligten der Berliner Technoszene sei man weiterhin positiv gegenüber eingestellt. „Wir möchten nochmal dazu aufrufen, gemeinsam an dieser Auszeichung zum Immateriellen Kulturerbe zu arbeiten. Für Berlin, aber auch deutschlandweit und mit der aktuellen, weltweiten Beachtung ergeben sich nun vielfältige Chancen, die Anerkennung von Technokultur gesellschaftlich weiter zu entwickeln. Dies dürfte auch sicher im Interesse vieler der Verbandsmitglieder der Clubcommission stehen“, heißt es hierzu.
Ob die Clubcommission aber tatsächlich an einer Kooperation interessiert ist, darf bezweifelt werden: „Rave The Planet wäre gerne schon in den letzten Jahren mit der Leitung der Clubcommission einen gemeinsamen Weg gegangen. Jedoch stand man dort der Anfrage für eine Kooperation und um Unterstützung für den Anmeldeprozess strikt ablehnend gegenüber. Gerade vor diesem Hintergrund sind wir irritiert über die Erklärungen von Seiten des Berliner Club Verbands, möchten aber die Bedeutung einer Zusammenarbeit für die Technokultur weiter betonen“, heißt es in der Pressemitteilung.
Man habe die Clubcommission deshalb erneut zu gemeinsamen Gesprächen eingeladen, um „im Prozess der Wahrung und Weiterentwicklung des jetzt erst richtig sich entfaltenden Projekts der Anerkennung der Technokultur gemeinsam zusammen zu arbeiten und die jahrelange Vorleistung dieser Arbeit und ihrer Beteiligten gegenüber der Öffentlichkeit auch wirklich beim Namen zu nennen.“
Fortsetzung folgt.
Rave The Planet hat es geschafft: Berliner Techno ist jetzt UNESCO-Kulturerbe