Trotz wachsender Bedenken über eine neue potentere Covid-Variante strömen europäische Feier-Touristen weiterhin auf die tansanische Inselgruppe. Seit dem Stillstand des Feiertourismus ist die Insel Sansibar bei internationalen Ravern hoch im Kurs, denn Tansania ist seit Beginn der Pandemie und mit den einhergehenden Restriktionen, die z.B. auf Ibiza vorherrschen, für Veranstalter interessant geworden.
Im Dezember 2020 tat sich der Zürcher Veranstalter MusiqTrip mit Ibiza Sonica Radio zusammen, um Veranstaltungen von einer der abgelegenen Sandbänke Sansibars per Livestream zu übertragen. Im März 2021 veranstaltete MusiqTrip in Zusammenarbeit mit dem Amnesia Ibiza eine Reihe von Tagespartys, bei denen unter anderem Dirty Doering und Ricardo Villalobos zu Gast waren.
Bei diesen Events waren Masken, soziale Distanzierung, ein negatives Testergebnis oder der Nachweis einer Impfung nicht erforderlich. Des Weiteren organisierte das rumänische Kollektiv Sunrise in Unguja im Juni 2021 eine Ausgabe seines populären Minimal-Festivals Sunwaves, wo DJ-Größen wie Marco Carola, Black Coffee und Ricardo Villalobos spielten. Mit 214 US-Dollar pro Ticket kostete eine Karte doppelt so viel wie das durchschnittliche monatliche Pro-Kopf-Einkommen des Landes.
Das alles spielte sich ab, während Tansania bei weitem nicht von Corona befreit war. Aktuell ist Tansania immer noch von zahlreichen Covid-19 Todesfällen betroffen. Hinzu kommt, dass es eine neue Virus-Variante gibt, von der man annimmt, dass sie in dem ostafrikanischen Land entstanden sei. Bei drei Reisenden, die im Februar von Tansania nach Angola flogen, wurde diese Mutation entdeckt.
Bei fast allen Maßnahmen zur Covid-19-Prävention hängt das Land seinen angrenzenden Nachbarstaaten hinterher und beantragte erst im letzten Monat die Teilnahme am weltweiten Covax-Impfstoff-Sharing-Programm. „Wenn die Impfungen überall auf der Welt mit der gleichen Geschwindigkeit voranschreiten würden, wäre ich nicht so zurückhaltend mit all diesen Veranstaltungen“, sagte Zuweina Farah aus Sansibar gegenüber RA. „Aber im Moment ist das nicht der Fall.“
Der mittlerweile verstorbene Präsident John Magufuli untersagte im April 2020 die Veröffentlichung offizieller Daten über aktive Corona-Fälle. Zwei Monate später erklärte er das gesamte Land für frei von Covid-19. So kam es, dass Reisende ohne Quarantäne und andere Sicherheitsmaßnahmen unbeschränkt in die Region einreisen konnten. Obwohl man die Erfassung der Corona-Zahlen dort nicht gestattete, hielten tansanische Bürger*innen die Daten fest. “Wir haben viele Leute verloren. Anfang Januar und Februar war es so schlimm. Es waren Beerdigungen links, rechts und in der Mitte. Ich habe einen Cousin, er war 29, Ende Januar habe ich ihn durch Covid-19 verloren.“ teilte Kathleen Bomani Resident Advisor mit, eine Künstlerin, die zwischen Tansania und Deutschland lebt. „Auf dem Höhepunkt dieser Raves hatte Sansibar zu kämpfen“.
Inzwischen hat die neue tansanische Präsidentin Samia Suluhu Hassan Schritte in Richtung einer Covid-19-Politik unternommen und änderte die Einreisebestimmungen des Landes. Unter anderem sind Tests für ankommende Reisende fortan verpflichtend.
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Quelle: Resident Advisor