„Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ – OK, zugegeben, der Walzer aus dem Jahr 1912, der durch das Rotlichtviertel St. Paulis führt, ist schon etwas älter. Ihren Reiz und mystischen Status hat die Hamburger Reeperbahn trotzdem nicht verloren, wenn auch der Vibe inzwischen ein anderer ist. Dass die Reeperbahn nicht nur Junggesellenabschied, Rotlicht und Saufen ist, beweist das Reeperbahn Festival seit 2006 jedes Jahr aufs Neue mit einem umfangreichen popkulturellen Programm.
Vier Tage lang verwandeln sich St. Pauli und die Reeperbahn Ende September in einen Hotspot der internationalen Popkultur und Musikindustrie – oder, wie die Veranstalter es bezeichnen, in „das größte Musikclub-Festival Europas“. 50 000 Besucher werden an den Veranstaltungstagen erwartet, 830 Einzelprogramme finden in etwa 70 Locations statt. Angesprochen wird sowohl ein Fachpublikum als auch die breite Öffentlichkeit.
Das Reeperbahn Festival bietet dabei wesentlich mehr als nur Musikprogramm. Es fungiert als Schnittstelle des Dialogs, der zwischen allen beteiligten Akteur*innen stattfindet – ob Künstler*innen, Publikum, Musikwirtschaft oder auch die breite Gesellschaft. Der Fokus steht auf Nachhaltigkeit. Das Ziel: Impulse und Anregungen setzen für die Zukunft der popkulturellen Musik und deren gesellschaftliche Verankerung. Künstlern eine Bühne verschaffen. Deshalb treten neben bereits bekannten Musikern auch einige auf, deren Name noch nicht so geläufig ist. Außerdem erhält die allgemeine Gesellschaft die Möglichkeit des kostenlosen Zugangs zu Kultur und Musik. Dieses geschieht durch das Festival Village, das auch ohne Festivalbändchen besucht werden kann. Genre-technisch decken die Veranstalter eine breite Vielfalt ab. Wir haben ein paar Künstler des diesjährigen Programms herausgesucht, die ihr vielleicht kennen könntet: Trentemøller, Kiasmos, soffie, Modular, Ikkimel und Leyya.
Neben der Musik gibt es für Fachbesucher*innen während der viertägigen Veranstaltung diverse Panels, Talks, Workshops, Masterclasses, Interviews und Keynotes. Die Besucher*innen können sich während Networking Events, Showcases, Matchmakings und Meetings connecten und Netzwerke ausbauen. Thematisch dreht sich das Konferenz-Programm um Aktuelles und Herausforderungen der internationalen Musikindustrie und deren täglichen Geschäfte mit den Teilbereichen rund um Live-Entertainment, Recorded Music, Publishing, Synch Business, Technology, Brands, Sustainabilty und einigen weiteren Feldern.
Das Festival fördert auch junge Talente. Mit Hilfe des Nachwuchsförderungsprogramms erhalten junge Erwachsene Einblicke in diverse Themenfelder des Musikgeschäfts. TINCON nennt sich die Konferenz, die sich digitaler Jugendkultur im Festival Village widmet. Dort werden Workshops und Talks zu Themen wie Popkultur, Netzpolitik, Aktivismus, Tech und Wissenschaft angeboten. Ein weiteres Förderprogramm: „Wunderkinder – German Music Talent“. Hier werden die Karrieren von neuen deutschen Acts international gefördert und bewusst mit potenziellen Partner*innen in Form von Labels, Booking-Agenturen und Publishern verknüpft.
Das öffentliche Programm des Festivals behandelt zudem Inhalte wie Gesellschaftskritik, Innovation, Identität oder auch Diversität. Das Ganze findet in Locations wie Konzerthäusern, Clubs, Galerien, Kinos und Off-Spaces statt, die beim Reeperbahn Festival interaktive Ausstellungen, Lesungsgespräche, Filmvorführungen und Live-Podcasts beherbergen.
Auch dieses Jahr beweist das Reeperbahn Festival wieder, dass es für einen progressiven Fortschritt der Popkultur und als Connector von Szeneakteuren und der breiten Gesellschaft dient, sowie einem popkulturellen Bildungsauftrag nachkommt.
Weitere Infos zum Programm, Festival- und Konferenztickets erhaltet ihr auf der offiziellen Website des Veranstalters.