Reloop Ready – Portable Performance Controller für Serato

Reloop Ready

Anscheinend scheint es ungemein wichtig zu sein, alle paar Monate einen neuen DJ-Controller mit immer ähnlicheren Features auf den Markt zu bringen. Touch-Wheels, Perfomance-Pads, Loops. Man kennt es. Das waren meine ersten Gedanken bei der Vorbesprechung zum neuen Reloop Ready, einem Controller für Serato. Dann vergingen Wochen bis zum Auspacken und ich änderte meine Meinung wieder. Warum, erfahrt ihr im Test.

Als das große Paket ankommt und ein ziemlich kleiner Controller (325 mm x 48 mm x 220 mm) sich darin versteckt, bin ich erst einmal überrascht. Irgendwie scheinen alle Features, die man braucht auf, dem Winzling verteilt zu sein. Und trotzdem ist alles aufgeräumt. In den Promo-Fotos sieht man immer den Ready auf der Tastatur eines 13-Zoll-Laptops platziert, sodass der Blick auf der Serato-Software liegt. Das funktioniert tatsächlich super und so langsam kann ich mir mich vorstellen, wie ich im Zug, im Freien oder unterwegs meine Sets vorbereite. Das Vorbereiten nimmt fast am längsten Zeit des DJ-Daseins ein. Tracks diggen, Loops und Hot Cues setzen, Übergänge checken. Warum sollte man das alles mit Maus und Tastatur erledigen, wenn es auch mit einer deutlich intuitiveren Oberfläche, die dem späteren Setup beim Gig viel ähnlicher ist, deutlich besser geht. Wir sind in einem Zeitalter, in dem man während des Auflegens mit Serato auf Streaming-Dienste wie Tidal, Soundcloud, Beatport LINK und Beatsource LINK zugreifen kann, wenn man das entsprechende Abo hat. Das alles kann man mit dem Ready bequem machen. Andererseits traf ich letztens einen DJ, der vor allem im Freien, dort aber vor vielen Leute gespielt hat. Dafür benutzte er auch einfach einen Controller und alle waren happy damit. Damit ist die Zielgruppe des Reloop Ready klar umrissen: Hobby-DJs, die mit einem gut ausgestatteten Controller auflegen und professionelle DJs, die ein unfassbar handliches Tool möchten, das besser geeignet ist als ein Laptop, um Sets vorzubereiten. Dieser Controller passt wirklich in jeden Rucksack, no worries.

Reloop Ready

Das Feeling, mit dem Ready unterwegs sein zu können und ihn einfach auf die Tastatur zu legen, wird geradezu dadurch getriggert, dass sich alle Anschlüsse an den Seiten befinden. Links sind die Anschlüsse zu finden, mit denen man den Controller an die Außenwelt anschließen kann: Laptops können hier per USB-B angeschlossen werden, während man über USB-A iOS-Devices mit Apps wie z.B. Serato Remote verbinden kann. Per Kippschalter kann dann ausgewählt werden, ob man sich per PC oder iOS verbindet. Das ist wichtig für die Stromversorgung, denn bei iOS-Devices braucht man nochmal eine gesonderte Stromversorgung via USB-B. Bei Mac funktioniert das alles mit Plug & Play, bei Windows ladet ihr einfach kurz den Treiber runter. Rechts ist das Audio-Interface angebracht. Mit zwei Cinch-Outputs und einer Miniklinke für Kopfhörer sind schon alle Ausgänge benannt. Hier kann man noch jeweils die Kopfhörer und Monitorlautstärke bestimmen sowie das Verhältnis vom Vorhören und Master auf den Kopfhörern. Alles in allem sehr unkompliziert und für jeden verständlich, einfach anschließen und los geht’s. Mit 24bit und 48kHz komme ich definitiv gut aus. Auf der Fläche eines 13-Zoll-Laptops ist die gesamte Oberfläche des Controllers verteilt. Zwei Decks plus Mixersektion. Funktioniert trotzdem sehr gut, das einzige Opfer dieses kompakten Layouts sind die Pitch-Fader geworden, die jetzt sehr mittig innerhalb des Mixers zu finden sind.

Reloop Ready

Ansonsten finden wir hier die bekannten Features eines modernen DJ-Controllers: Der Fokus liegt auf dem Touch-Wheel, das überraschenderweise doch ziemlich gefühlvoll reagiert und mit dem ich nach etwas Übung Scratch-Routines hinbekommen habe. Direkt darunter entscheidest du mit der Vinyl-Taste, ob du mit den Touch-Wheels scratchst oder doch lieber pitchst. Direkt daneben ist der Keylock-Knob. Hier kannst du einstellen, ob deine Tracks in ihrer Tonhöhe bleiben, wenn sich die Geschwindigkeit ändert oder ob sie, wie bei Vinyl, dann auch ihre Tonhöhe ändern. Acht druckempfindliche Pads pro Deck, zwar nicht mit einem Anschlag wie bei einem 1000-Euro-Controller, aber für diese Preisklasse überaus wertig, geben dem geneigten DJ die Kontrolle über neun Performance-Modi: Hot Cue, Manual Loop, Auto Loop, Pitch Play, Sampler, Loop Roll, Beat Grid Control und auch den neuen Scratch Bank Mode. Mit dem könnt ihr bis zu vier Sampleanks oder Tracks per Knopfdruck auf euer Deck laden, um sie blitzschnell in das Set aufzunehmen und zu scratchen. Über den Mode-Button sowie das Drücken des richtigen Pads kommt ihr in den gewünschten Performance-Mode.

Außerdem gibt es einen User-Mode, in dem ihr selber Parameter der Software auf die Pads mappen könnt und somit z.B. mit verschickteren Effekt-Kombinationen spielen könnt.  Über den Touch-Wheel ist das nämlich die „offizielle“ Effektsektion, die man sich mit dem User-Mode dann noch umfangreicher gestalten kann. Man kann hier drei Effekte gleichzeitig benutzen und dabei an einem Drehknopf die Intensität beeinflussen. Reicht also völlig aus für die meisten Anwendungen, ist aber natürlich kein DJM2000 NXS. Loops können wie gewohnt per Druck aktiviert und durch das Drehen des Encoders in ihrer Länge eingestellt werden.

Die Mixersektion ist aufgrund der Größe natürlich auch etwas limitierter, was aber dem Zweck nicht schadet. Hier steht der Browse-Button im Mittelpunkt, mit dem ihr eure Library nach Tracks und Samples durchstöbern könnt. Habt ihr etwas Passendes gefunden, könnt ihr Tracks über den Load-Button den jeweiligen Tracks zuweisen. In der Praxis finde ich dieses Handling sogar praktischer als separate Browse-Buttons pro Deck, wie man sie aus dem Profi-Segment kennt. Für jeden Kanal gibt’s einen 2-Band-Equalizer sowie einen bipolaren Filter-Knob. Darunter findet man danach noch die Volume-Fader und den Crossfader. Hier muss man sagen, dass die Wertigkeit dieser Knobs und Fader wirklich in Ordnung ist für diese Preisklasse. DJ-Controller fangen schon bei 50 Euro an, bieten teilweise ähnliche Funktionen an, doch Reloop hat hier lieber alles etwas wertiger gestaltet und sich Zeit für ein intuitives Design gelassen. Das merkt man am Preis, aber auch an der Performance des Ready.

Eine Überlegung wert ist auf jeden Fall ein Vergleich mit dem Bruder, dem Reloop Buddy. Der Unterschied ist vor allem die damit verbundene Software. Während man sich mit dem Reloop Ready professionelle DJs warmhält, die in dem Controller einen Reisebegleiter haben, ist der Reloop Buddy primär für iOS-Devices mit der Algoriddim-djay-Software ausgelegt, wobei der Ready natürlich auch damit kompatibel ist. Die wenigsten Club-DJs benutzen djay im Club, daher kann man sich mit dem Buddy nicht unterwegs auf seine Sets vorbereiten. Dafür hat er ein Feature, was ihn wieder herausstechen lässt: Mit der implementierten Kontrolle über Neural Mix kann man über einen Switch-Knob einzelne Elemente aus fertigen Tracks isolieren. Also Vocals raus über nur einen Klick. Man hat halt die Qual der Wahl. Mir reicht es aber auch schon, einen DJ-Controller getestet zu haben, der mich überrascht hat.

 

Aus dem FAZEmag 114/08.21
www.reloop.com