RETRO-GADGETS – ALLES ANALOG

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Unser Leben wird mehr und mehr digital. Somit werden immer mehr altbekannte Aspekte des Alltages mit digitalen, multifunktionalen Lösungen ersetzt. Plattenspieler, Videorekorder, Fotoapparat – all das wurde bereits aus unserem Umfeld verdrängt und befindet sich nun in Form eines kleinen Smartphones in unserer Tasche.

Das mag grundsätzlich durchaus praktisch sein, aber irgendwo haben die Geräte auf dem Weg zu immer mehr Funktionalität ihren Charme verloren. Das einzigartige Glimmen eines Röhrenverstärkers, die interessanten Imperfektionen analoger Medien – all das spielt heutzutage in der Praxis zwar kaum mehr eine Rolle, hat jedoch immer noch weit verbreitete Clubs von Liebhabern.

Da bald die Zeit der Geschenke für unsere Liebsten wieder anbricht, ist dies eine gute Gelegenheit, sich einen Überblick zu verschaffen über klassische, analoge Geräte und Gadgets, die nicht nur hochinteressant sind für Sammler von Retro-Technik, sondern auch heute noch praktische Anwendungsbereiche haben.

Der Reiz von Technik ohne Mikrochips

Der grundlegende Unterschied zwischen heutigen Gadgets und der Technik aus vergangenen Zeiten ist die Funktionsweise. Praktisch jeder elektronische Gebrauchsgegenstand heute funktioniert auf Basis eines digitalen Mikrochips – praktisch mit einem Computer als Herz.

Bei älteren Geräten – sei es aus den frühen 80er Jahren oder aus dem frühen 19. Jahrhundert – war dies eben nicht der Fall. Dennoch haben sie ihre alltäglichen Aufgaben zufriedenstellend oder sogar perfekt erledigen können.

Kein Grund also, diese althergebrachten Technologien gänzlich zu vergessen. Natürlich kommen sie hier und da mit kleineren Nachteilen daher – sind beispielsweise weniger präzise oder teurer und aufwendiger in der Herstellung – aber das macht diese für Liebhaber erst aus.

In der Woge des Erfolgs der ZDF-Sendung „Bares für Rares“ wurde Fans der Show erst wieder vor Augen geführt, wie groß das Interesse an den verschiedensten interessanten Gerätschaften aus vergangenen Zeiten überhaupt ist.

Es gibt mehrere Gründe, warum trotz eventueller Makel im Vergleich mit moderner digitaler Präzisionstechnik eine zeitlose Begeisterung für viele überholte elektronische und feinmechanische Geräte bestehen bleibt:

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  • Nostalgie: Man erinnert sich an die eigene Jugend oder eine prägende Zeit, in der man beispielsweise viele Stunden mit etwas verbracht hat. So befinden sich beispielsweise heutzutage die meisten klassischen analogen Verstärker in den Wohnzimmern von Menschen, die in den späten 60er Jahren die Musik- und HiFi-Revolution miterlebt haben.
  • Feinmechanik-Faszination: Technische Finesse in kleinsten Dimensionen, die äußerst komplexe Aufgaben meistern können, ist hochinteressant. Bevor praktisch jede Funktion mit Computerchips und Programmierung erledigt werden konnte, mussten sie mit Mechanik oder reinen elektronischen Schaltungen realisiert werden.
  • Retro-Einzigartigkeit: Vielleicht kommen jetzt böse Zungen mit dem Hipster-Begriff daher, aber die Faszination, sich mit einer älteren Technologie zu beschäftigen und die kleinen Imperfektionen zu begrüßen, ist schon etwas Besonderes.
  • Unabhängigkeit: Manchmal wünscht man sich eventuell, in bestimmten Aspekten nicht vom Internet oder Batterien abhängig zu sein. Dann zu analogen Alternativen zu greifen kann dabei helfen, beispielsweise dennoch in den Genuss von Musik zu kommen, ohne mit dem Internet und dem Spotify-Konto verbunden zu sein.

Egal, aus welchen Gründen man sich für Retro-Gadgets interessiert – meistens tut man dies aus Überzeugung und tiefergehendem Interesse an der Materie selbst, oder fühlt eine sentimentale Verbundenheit. Alle diese Motivationen machen sie nicht nur für Sammler zu großartigen Geschenkideen – falls also dieses Jahr an Weihnachten die Ideen ausgehen, einfach mal in den Wunschlisten vergangener Jahrzehnte graben!

Analoge Apparate mit Appeal

Es gibt viele Beispiele für Geräte und Gadgets, die eigentlich bereits seit längerer Zeit nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik sind, die jedoch auch heute noch einen Kauf wert sind. Viele davon lassen sich beispielsweise auf Flohmärkten oder in Vintage-Shops finden, während andere noch in ursprünglicher Form trotz modernerer Alternativen hergestellt werden.

Aktuell gibt es einige Retro-Bewegungen, die diverse Technologien am Leben halten. Andere wiederum sind grundsätzlich so Zeitlos, dass es kaum abzusehen ist, dass sie jemals vollständig an Relevanz verlieren werden.

Ein paar Beispiele für die heute am häufigsten verwendeten klassischen Gadgets und Geräte:

Vinyl und Plattenspieler: Unter DJs sind sie ohnehin ein Statussymbol, das Spreu von Weizen trennt. Eine digitale Playlist zusammenstellen kann jeder – mit mehreren Plattenspielern analoge Musik von Schallplatten zu mixen ist wiederum eine echte Kunst. Auch zeitgenössische Musik wird weiterhin auf Vinyl gepresst und als hochwertiges Produkt verkauft. Unter Audiophilen ist die Schallplatte ohnehin wegen ihrer Klangeigenschaften bis heute ungeschlagen.

Uhren: Klassische Uhren sind zeitlos. Anstatt mit Batterie und digitaler Zeitanzeige funktionieren sie mit einem filigranen Uhrwerk und mechanischer Energie. Besonders in ihrer Reinform mit einem automatischen Uhrwerk sind sie bei Liebhabern hoch im Kurs. Da man Automatikuhren nie aufziehen muss und sie dennoch stets präzise laufen, stehen sie für Unabhängigkeit. Keine Elektronik, keine Funkverbindung und noch dazu deutlich stilechter als der Blick auf das Smartphone. Zwar sie werden heute noch hergestellt, aber auch Vintage-Modelle sind bei Sammlern beliebt.

Oldtimer: Der Oldtimer-Wahn ist ungebrochen. Alte Autos und Motorräder – offiziell übrigens Modelle, die vor 1989 gebaut wurden – erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit. Gerade in Zeiten, in denen Automatikgetriebe, riesige Mengen an Bordelektronik und selbstfahrende Autos zur Norm werden, wird die Rückkehr zu ursprünglicheren Formen der Mobilität wieder aktuell.

Analog-Kameras: Der Prozentsatz von Hobby-Fotografen, die nach einem Einstieg mit Digitalkameras irgendwann zumindest einmal mit Film experimentieren, dürfte recht hoch sein. Auch Sofortbild-Kameras erlebten vor einigen Jahren mit neuen Modellen von Polaroid und FUJIFILM ein wahres Revival. Jeder Film bringt seine eigenen Farb- und Kontrasteigenschaften mit, jedes Bild kann perfekt sein oder völlig schief gehen und man weiß es erst nach dem Entwickeln – doch diese Macken machen analoge Fotografie erst spannend.

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Das Retro der Zukunft?

Die Frage ist etwas philosophischer Natur: Wenn damals topmoderne Technik aus dem 20. Jahrhundert heute lediglich Retro-Andenken für Liebhaber analoger Technologie ist – was aus unserem heutigen Geräte-Sortiment wird dann die Couchtische und Bücherregale in ein paar Jahrzehnten zieren?

Erste, bereits ausgestorbene Anwendungselektronik aus den Anfängen der digitalen Welle sind bereits heute eher Sammlergegenstände mit Nostalgiewert – so wurde beispielsweise das legendäre Handy Nokia 3310 über fünfzehn Jahre nach seiner ursprünglichen Ankündigung erneut aufgelegt.

Auch der klassische Gameboy – die eckige, hellgraue Box, die in den 90er Jahren in jedes Kinderzimmer gehörte – erfreut sich heute noch, beziehungsweise wieder, einer großen Fangemeinde. Noch funktionierende Geräte gehen auf Flohmärkten weg wie warme Semmeln. Dabei kommt es gar nicht mehr so sehr auf die Funktionalität an, er dient meistens eher als Accessoire oder Ausstellungsstück in der Wohnung.

Auch Technologien, die es nicht ganz zu einem längeren Leben geschafft haben, sondern schnell von Konkurrenzprodukten verdrängt wurden, sind besonders bei Technik-Freaks noch im Gespräch. Man denke nur an Minidisc-Player oder den Zune von Microsoft, die beide durch das Release des iPod auf einen Schlag vom Markt verschwunden sind.

Doch all diese sind – zumindest aktuell noch – eher bei denjenigen beliebt, die während der Kindheit oder frühen Jugend damit in Berührung gekommen sind. Nun dienen sie als Gegenstände mit Nostalgiewert, die an die unbeschwerten Jahre erinnern.

Doch um sich als waschechter Retro-Trend zu beweisen, der auf einer vergleichbaren Stufe wie die oben genannten Beispiele steht, muss sich ein Gadget zuerst auch bei jüngeren Generationen durchsetzen, die dieses ursprünglich nicht miterlebt haben.

Besonders bei Vinyl kann man dies immer wieder beobachten – obwohl die digitale Audio-CD bereits in den 80er Jahren die klassische Schallplatte praktisch obsolet gemacht hat, wurden sie durchgehend hergestellt und blieben in den verschiedensten Kreisen populär.

Auch in den letzten zehn Jahren lässt sich wieder ein Aufwärtstrend im Interesse beobachten, der etwa seit 2016 sogar die langsam wieder aussterbenden MP3-Player überholt hat. Viele Musiker und Bands haben die Vinyl-Schallplatte ein neues Leben eingehaucht, indem ihr in Zeiten von Musik-Downloads und Streaming eine Rolle als Premium-Paket zukommt.