Revier Südost: Statement und Wiedereröffung

Der Berliner Club Revier Südost, Nachfolger der Griessmuehle, geriet im Spätsommer in die Schlagzeilen, als Rassismus- und Homophobie-Vorwürfe gegen Teile des Personals bekannt wurden – öffentlich gemacht durch den Tänzer und Aktivisten Nicholas Rose. In der Folge meldeten sich weitere Betroffene zu Wort, als Konsequenz schloss der Club vorübergehend. Wir berichteten HIER darüber.

Nun meldete sich das Revier Südost zurück mit einem langen Statement und kündigte gleichzeitig die Wiedereröffnung an:

Wir haben uns mit denjenigen, deren Video diesen Prozess ausgelöst hat (u.a Nicholas Rose), zusammengesetzt, um uns persönlich für die Erfahrungen zu entschuldigen, die sie im RSO gemacht haben, und um ihre Perspektive besser zu verstehen. Das hat uns sehr geholfen. Wir möchten uns auch bei allen Gästen entschuldigen, die jemals irgendeine Form von Unrecht, Belästigung oder Diskriminierung in unserem Club erlebt haben. Seit wir 2011 mit der Griessmuehle gestartet sind, war es immer unser Anspruch, ein Ort für alle zu sein. Queere Veranstaltungen waren schon immer ein Eckpfeiler unseres Programms. Deshalb haben wir in den letzten Monaten sehr hart daran gearbeitet, diesem Anspruch besser gerecht zu werden. 

Mit Hilfe eines vielfältigen Expert:innen-Teams um DEI-Trainerin Lindi Delight haben wir ein erstes Training für unser gesamtes Team zum Thema Diversity Awareness und Konfliktlösung durchgeführt. Das Expert:innen-Team umfasste People of Color, Frauen und Mitglieder der LGBTQ -Community, die alle ihre spezifischen Perspektiven auf Diskriminierung und Belästigung in die Schulung eingebracht haben. Mit ihnen haben wir uns insbesondere mit Schlüsselproblemen wie unbewussten Vorurteilen, struktureller Diskriminierung, weißem Privileg, Mikro-Aggressionen und Allyship beschäftigt. Das hat uns geholfen, eine breite und übergreifende Perspektive zu gewinnen und ein stärkeres Bewusstsein für Rassismus, Sexismus und Homophobie zu entwickeln.  
Gemeinsam als Team haben wir auch diskutiert und definiert, wer wir als Club sein wollen:  
  • Ein inklusiver Safer Space für alle, die elektronische Musik lieben oder Lust haben, sich zu verlieben. Da kommen wir her und das wird sich auch nie ändern. 
  • Ein Ort der Vielfalt in allen Bereichen, einschließlich Veranstalter:innen, Veranstaltungskonzepten und verschiedenen Genres der elektronischen Musik, die unsere Szene ausmachen.  
  • Ein Club, in dem eine tolerante, offene, faire und respektvolle Atmosphäre herrscht, um unseren Club auf Dauer gleichberechtigter zu gestalten. 
Uns ist klar, dass wir jeden Abend, den wir öffnen, daran arbeiten müssen. Das Training ist dabei nur der Anfang. Deshalb haben wir uns als RSO-Crew auch auf strukturelle Veränderungen geeinigt, die uns dabei helfen, unsere Werte zu leben und jegliche Form von Diskriminierung und Ausgrenzung zu verhindern oder besser zu handhaben. 
Eine diverse Gruppe aus Mitarbeitenden hat die Verantwortung übernommen, den von uns begonnenen Prozess fortzusetzen und voranzutreiben. Dazu gehören die Organisation weiterer und regelmäßiger Schulungen, das Einholen von Feedback von Gästen und Mitarbeitenden und die Zusammenarbeit mit anderen Clubs, um gemeinsam zu lernen, was funktioniert und was nicht. 
Ein weiterer Schritt war der Aufbau und die Schulung eines Awareness-Teams, das künftig an allen unseren Veranstaltungen teilnehmen wird. Das Team wird als Kontaktpunkt für Gäste fungieren, die irgendeine Form von Fehlverhalten, Belästigung oder Diskriminierung erlebt haben. Es soll helfen, Erfahrungen zu verarbeiten, Konflikte zu lösen und eine sichere und angenehme Atmosphäre für alle zu schaffen, insbesondere für unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppen.  
Auch den Bereich Security haben wir grundlegend umstrukturiert. Smiley Baldwin, einer der erfahrensten Türsteher Berlins, hat die Verantwortung und Leitung übernommen und wird mit seinem eigenen Team arbeiten. Smileys Fokus auf einen wertschätzenden und achtsamen Umgang bietet eine bestmögliche Unterstützung unserer Veranstaltungen. 
Wir möchten auch Daniel Plasch im Team willkommen heißen, mit dem wir die Verantwortlichkeiten im Management auf mehrere Schultern verteilen. Daniel wird sich vor allem um die Club-Aktivitäten kümmern und seine Erfahrungen als ehemaliger Betreiber des Stattbads Wedding und aus seiner Arbeit in der Berliner Clubcommission einfließen lassen. 
Letztendlich tun wir all das für alle unsere Gäste, für uns selbst und für das Club-Erlebnis, das wir im Revier Südost bieten wollen. Wir möchten das repräsentieren und widerspiegeln, wofür die Musikindustrie und die Clubkultur in Berlin und auf der ganzen Welt steht: Peace, Love, Unity and Respect. Mit all diesen Veränderungen und allem, was wir in den letzten Monaten gelernt haben (und mit dem neuen Innenbereich), werden wir das Revier Südost am 20. November 2021 wiedereröffnen. Alle von uns Mitarbeitenden werden hart daran arbeiten, diesen gemeinsamen Werten gerecht zu werden. Kommt vorbei, um zu sehen, was sich verändert hat und gebt uns eine Chance, es besser zu machen. 
Eure 
Mitarbeiter:innen des Revier Südost 

 

Das Revier Südost öffnete im letzten Herbst seine Pforten. Vormals als Griessmühle aktiv, die aber ihre alte Location verlassen musste und nun unter dem neuen Namen am Start ist.

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LINK zum Statement (inkl. englischer Version)
Foto: Revier Südost