Seth Schwarz – Jabel EP (Acker Records)

Druck
Wenn elektronische auf klassische Instrumentalmusik trifft, ist der Grat zwischen Kitsch und Kunst oft schmal und der Sturz tief. Seth Schwarz allerdings bringt uns mit seiner EP an den namensgebenden Ort des ersten Tracks „Elysium“ – die Insel der Glückseligen. In einer mehrbödigen Komposition winden sich hier eine mal hüpfende, mal stampfende Bassline und peitschende Hihats um das zarte Streicherspiel von Seth Schwarz hinauf in elegische Höhen, in die man mit pumpenden Beinen problemlos folgen kann. Eine virtuose deepe Symbiose aus symphonischer Grazie und treibenden Grooves, die auf über acht Minuten keinen Bit an Spannung verliert. Acker-Mitbegründer Mollono.Bass fackelt in seinem „Elysium“-Remix nicht lange rum. Ein satter Bass zeigt direkt, wo es lang geht, um ein intensives Konzentrat der Original-Streicherarrangements auf den Weg zu bringen, die sich in klirrenden Klangfragmenten und dunklen Beats auflösen. Bunter, heller tänzelt „Canooby Tune“ daher, allerdings erst nach den ersten drei Minuten, die ein wenig Geduld abverlangen, die wird aber durch eine detailverliebte Komposition aus Kontrabass, schmissigen Klavierklängen und gebrochenen Beats belohnt. Die Heiterkeit des Tracks nimmt der Dole&Kom-Remix auf, und pusht sie mit ordentlichem Druck, zack angesteckt – die Hüfte biegt sich nach links und rechts. Fröhlich geht es mit „Pink Parrot“ weiter. So klingt es, wenn ein pinkfarbener Papagei durch grünsonniges Laubwerk fliegt. Seth Schwarz rauscht durch leichte Klangmotive, filigrane Geigen- und Flötenarrangements über einem diskreten Bass. Die dunkle Seite des Tracks kehrt Casimir von Oettingen hervor. In seinem Remix führt er die ausschweifenden Violinakkorde und treibenden Beats des Original-Tracks zu mysteriösen Tiefen, wabernde Bässe verdichten sich zu einem ekstatischen Traum im Morgengrau. Dort findet sich auch das letzte Stück der EP. Die Instrumentalversion des ersten Tracks „Elysium“ entflirrt mit intensiven Streicherkompositionen an einen dunkelblauen Ort der Phantasie und schließt damit den Kreis aus Tag und Nacht. 9/10 Csilla Letay