Skull Sized Kingdoms – Gemeinsam

Credit: LÉROT

Mit zahlreichen Singles und Musikvideos haben sie uns über ein Jahr lang angefüttert. Jetzt erscheint endlich das gesamte Album. Die Rede ist vom Nürnberger Kollektiv Skull Sized Kingdoms und seinem neuen Langspieler „CMD + SPACE“. Die bayrischen Kreativlinge haben die Pandemiezeit umfassend genutzt, um ihrer Musik in der Medienlandschaft genügend Platz und vor allem visuelle Unterstützung zu gewähren. Warum Videos so eine essentielle Rolle für die genresprengende Musik von Skull Sized Kingdoms spielen und welcher Stilmittel die Jungs sich bedienen, um ihre Hörerschaft in einen einzigartigen Klangkosmos zu entführen, erfahrt ihr hier im Feature.

Elektronisch, Indie, Rock, Ambient – der Skull-Sized-Kingdom-Sound ist vielfältig geprägt. Dies hat vor allem damit zu tun, dass die Mitglieder aus sehr verschiedenen Bands kommen, die Genres von Singer-Songwriter über Indie bis hin zu Post-Hardcore bedienen. „Unsere Formierung entstand auch zu einer Zeit, in der ich mich persönlich sehr für elektronische Instrumente interessiert habe“, erklärt Hannes. „Mit Crystal Castles im Ohr habe ich also damals eine alte Electribe gekauft, um neue Sounds zu entdecken. Damit hat sich für mich dann eine komplett neue Welt geöffnet, in der auch ohne die klassischen Band-Instrumente alles möglich schien. Die sukzessive Erweiterung des Kollektivs durch neue Mitglieder hat Skull Sized Kingdoms dann zu dem eklektischen Klangkörper gemacht, der jetzt auf ,CMD + SPACE‘ zu hören ist.“

Viele Gesichter, viele Einflüsse also. Aber wie sieht die Rollenverteilung innerhalb der Band eigentlich aus? Hierzu sagt Albert: „Total schwer zu sagen, da jeder irgendwie alles macht. Man könnte aber schon sagen, dass Hannes, Johannes und Timbo den Großteil der Musikproduktion vorantreiben. Jan macht viel Labelarbeit und Kommunikation und Lazerozen und ich kümmern uns um Videoproduktion und Organisation.“ Apropos Videos … diese sind für Skull Sized Kingdoms ein wichtiger Faktor, schließlich sieht man sich als ein sehr audiovisuelles Projekt. „Wir haben die Zeit genutzt, um ein Bilder-Universum für unsere jetzt erschienene Musik vorzuproduzieren. Die Hörenden können jetzt jederzeit in fast jedem Song nicht nur musikalisch, sondern eben auch visuell eintauchen“, erläutert Jan. Dass fast alle Mitglieder in der Videoproduktion und -bearbeitung etwas auf dem Kasten haben, wirkt sich da selbstverständlich positiv aus: „Albert hat beispielsweise viel Erfahrung mit professionellen Drehs und ich verbringe sehr viel Zeit mit VFX. Zudem wimmelt es in unserem Umfeld nur so vor talentierten Leuten, das ist schon ein echtes Privileg“, so Lazerozen.
Anders als gewohnt fängt das neue Album diesmal mit einem recht düsteren Track an, der über schwere Grooves und industrielle Sounds verfügt – „Inside“. Hannes erklärt: „Das Sample, das man bei ,Inside‘ zu Beginn hört, ist ein Field-Recording, wie wir über Schotter laufen. Da entstand bei uns irgendwie der Eindruck, dass man irgendwo ankommt, wo man in diese neue Klangwelt eintaucht. Man muss dann nur noch reingehen und sich für diese Reise öffnen.“

Eine Reise ist „CMD + SPACE“ gewiss. Allein wegen der experimentierfreudigen und individuellen Produktionsherangehensweise ist das Album unglaublich facettenreich. „Bei den Sessions experimentieren wir viel mit neuen Instrumenten, Effektpedalen etc.“, erklärt Timbo. Neben reichlich Sampling kommen darüber hinaus ein Prophet Rev2, ein Behringer Model D und ein Juno-6 als Haupt-Klangerzeuger zum Einsatz, und Hannes offenbart uns sein ganz persönliches Faible: „Ich arbeite viel mit einem alten Kassettendeck und schicke meine Beats über eine Send-Returnschleife durch analoge, gesidechainte Verzerrung. Wir nennen das bei uns ,Catworld‘, weil dieser Kanal immer so ein angenehm aggressives Schnurren produziert.“ Wer Skull Sized Kingdoms live erleben möchte, kann dies bereits im Juni tun. „Wir freuen uns sehr auf die ersten Konzerte und Festivals. Allerdings müssen wir uns hierzu erstmal überlegen, wie wir die doch recht komplex gewordene Produktion auf die Bühne bekommen“, so Hannes abschließend. Bei so viel Kreativität innerhalb der Gruppe sind wir uns sicher: Das kriegen die Jungs schon hin.

„CMD + SPACE“ ist am 20. April via Sidequest erschienen.

Aus dem FAZEmag 123/05.22
Text: Hugo Slawien
Credit: LÉROT
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