Springfestival 2025 – Interviews mit Veranstalter und Acts

  1. – 22.06.2025 · Graz, Österreich

Springfestival 2025

Line-up: Mike Skinner feat. The Streets, Acid Pauli, Dominik Eulberg, VTSS, Leblanc, FETTE FETE, Kaufmann, Koven, M.A.R.S., GEOSTATIC, RoyGreen & Protone, AEL MC, ROBBE, Mollono.Bass & Maz’n, DJ Haus, Camion Bazar, Anna Ullrich, Hermetica u. v. m.

Ein Vierteljahrhundert elektronischer Musik, Kunst und Gemeinschaft – das Springfestival Graz feiert 2025 sein großes Jubiläum. Unter dem Motto „Spirit of Community“ treffen sich alte Bekannte und neue Visionärinnen, um gemeinsam die Stadt in einen vibrierenden Klangraum zu verwandeln. Drei besonders enge Wegbegleiter des Festivals – Veranstalter Thomas Mussbacher, der langjährige Closing-Act Mollono.Bass und der emotionale Rückkehrer JPattersson – blicken zurück und nach vorn.

 

Thomas Mussbacher (Veranstalter)

25 Jahre Springfestival – was macht dich heute am meisten stolz, wenn du auf diese Reise zurückblickst? 

Das Schönste an dieser langen und aufregenden Reise ist wohl der Umstand, tausenden Besucherinnen glückliche Momente beschert zu haben. Ein Teil eines unvergesslichen Erlebnisses zu sein, steht für mich – und für viele unserer fleißig mithelfenden Freundinnen – an oberster Stelle. Fünf Tage, die wir gemeinsam verbringen, lachen und gestalten dürfen.

Der „Spirit of Community“ steht 2025 im Zentrum – was bedeutet dieser Begriff ganz persönlich für dich?

Ich denke, wir sind in unseren Breitengraden das letzte verbliebene, familiär geführte Festival in dieser Größenordnung. Auch wenn viele andere Festivals mit beschaulichen Namen einen anderen Eindruck vermitteln – dahinter stehen meist Big Player. Bei uns stemmen jedes Jahr ein großer Freundeskreis und viele engagierte Menschen diese fünf Tage. Mit über 60 % lokalen Künstlerinnen, einem bunten elektronischen Genre-Mix und einem großen Partizipationsprogramm. Genau das macht’s aus: Unsere Community bringt Leben in die Stadt.

Molle war in den letzten zehn Jahren euer fixer Closing-Act – was macht seine Auftritte für dich so besonders?

Er und sein Fahrer Mike sind mittlerweile ein Teil der Spring-Familie. Die gemeinsame Zeit – egal ob beim 3000Grad-Festival in Feldberg oder bei uns in Graz – genießen wir sehr. Und unser treues Publikum liebt seine Marathon-Closingsets. Ob im Park, in den Kasematten, in der Schloßberg-Höhle oder auf dem letzten Gletscher – es passt einfach. Ich wünsche mir mindestens noch einmal so viele Jahre mit ihm als Closing-Act.

JPattersson kehrt nach einer sehr bewegenden Geschichte zurück – wie war dieser Moment für dich damals, als er wieder auf der Bühne stand? 

Was da passiert war, realisierten wir wohl erst nach seinem Gig bei einem gemeinsamen Bier. Der Plan, ihn wieder in Graz auf der Bühne zu sehen, war von großer Hoffnung getragen – und hat sich zur Freude aller erfüllt. Es war wirklich ein wundervoller Tag.

Mollono.Bass. Credit: Saskia Uppenkamp

Mollono.Bass (DJ & Produzent, 3000Grad)

Du hast seit 2015 jedes Springfestival-Closing gespielt – was verbindet dich so stark mit Graz? 

Einerseits dieser spezielle Time-Slot – das Closing. Ich liebe es, stilistisch richtig weit auszuholen und eine Geschichte zu erzählen. Und das Springfestival gibt mir diesen Raum. Andererseits sind da die Menschen, die auf meinen Sound feiern – da entsteht eine ganz besondere Energie. Die Szene in Graz ist einfach großartig. Ich nehme mir sogar mehrere Tage Zeit fürs Festival, lasse mich durch die Stadt und ihre Locations treiben. Das spricht wohl für sich.

Gibt es einen Moment oder eine Anekdote, die für dich sinnbildlich steht für den „Spirit of Community“ am Spring?

Mein erster Auftritt im Stadtpark: Ich kam in einen Biergarten mit kleiner Tanzfläche und DJ-Pult. Drumherum standen Tische und Stühle – alles ganz entspannt. Als ich begann aufzulegen, füllte sich die Tanzfläche so sehr, dass nach und nach die Möbel beiseite geräumt wurden. Am Ende stand niemand mehr – alle tanzten. Ein großartiger Moment, der für mich alles verkörpert, was das Spring ausmacht.

Wie hat sich dein Verhältnis zum Festival und zum Publikum über die Jahre entwickelt? 

Das Festival hat einen festen Platz in meinem Herzen – und ich glaube, das beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn ich mit dem Rad durch Graz fahre, grüßen mich immer mehr Menschen: „Machst du heuer wieder das Closing?“ Das ist einfach schön. Besonders unvergesslich war auch mein DJ-Set auf dem Dachsteingletscher während Corona – 2700 Meter über dem Meer, Sonne, Weite, Berge. Für einen Flachländer wie mich ein echtes Highlight.

Was erwartet das Publikum beim diesjährigen Closing – lässt du dir zum Jubiläum etwas Besonderes einfallen?

Definitiv! Neben dem Closing spiele ich dieses Jahr auch ein Liveset mit MAZN. Wir haben gemeinsam einige Tracks für mein neues Album Tears & Hope produziert. Er spielt Keyboard und singt, ich kümmere mich um die Elektronik – das Ganze findet im Dom im Berg statt. Beim Closing selbst wird’s dann stilistisch wieder weit – House, Melodic Techno, Indie Dance. Eine spaßige Reise – versprochen!

JPATTERSON. Foto-Quelle: Facebook

JPattersson (Live-Act, Sänger & Trompeter)

Dein Comeback nach dem Unfall fand ausgerechnet beim Springfestival statt – was ging dir damals durch den Kopf?

Es hat mir unglaublich viel bedeutet, dass das Springfestival an mein Comeback geglaubt hat und mich nicht ersetzt hat. Ich habe mich an dem Gedanken festgehalten, wieder auf der Bühne zu stehen – das gab mir Halt. Und dann kam dieser Auftritt, nur sechs Wochen nach der OP, mit verschraubter Halswirbelsäule und Halskrause. Ich wusste nicht, ob ich das wirklich schaffe: singen, Trompete spielen, performen. Aber ich wollte mir selbst beweisen, dass es sich lohnt, an etwas zu glauben. Und es hat funktioniert – ein unvergesslicher Abend.

Warum, glaubst du, entsteht zwischen dir und dem Grazer Publikum so eine starke Verbindung?

Bei Musik ist das ganz einfach: Entweder der Funke springt über – oder nicht. Die Grazerinnen sind offen und herzlich, wir matchen da auf einer Energieebene. Und ich schätze sehr, dass das Springfestival mich wieder eingeladen hat – so kann diese Verbindung überhaupt erst entstehen.

Welche Emotionen verbindest du mit dem Schloßberg-Open-Air – speziell bei deinem ersten Auftritt nach dem Unfall?

Es war magisch: Der Regen hörte auf, das Dach der Kasematten öffnete sich, die letzten Sonnenstrahlen fielen rein – und ich konnte endlich wieder live spielen. Ich war voller Aufregung, Dankbarkeit, Erleichterung und purer Freude. Und das Publikum hat das alles mit mir geteilt. Diese Energie werde ich nie vergessen.

Was bedeutet es dir, 2025 beim 25-jährigen Jubiläum wieder Teil des Festivals zu sein?

Ich bin wirklich stolz, mit meiner Trompete beim Jubiläum dabei zu sein. 25 Jahre Springfestival – das zeigt, wie wichtig dieses Wochenende für die ganze Stadt ist. Ich freue mich sehr, Teil dieses großartigen Line-ups zu sein – diesmal ohne Halskrause und mit voller Power!

Aus dem FAZEmag 159/05.2025
Web: www.springfestival.at