Propaganda sind zurück! Vierzig Jahre nach ihrer Gründung und fast zwei Jahrzehnte nach ihrem letzten Release veröffentlicht die legendäre Synthie-Pop-Band aus Düsseldorf ihr sechstes, selbstbetiteltes Album. Nachdem die Gruppe ihren Wohnsitz 1984 im Zuge des Signings bei ZTT Records nach Großbritannien verlegt hatte, sind Ralf Dörper und Michael Mertens mittlerweile wieder in ihrer Homebase am Rhein angelangt, wo das Album konzipiert und produziert wurde. In dieser Sonderausgabe unseres Städtetrips werfen wir einen Blick auf das Düsseldorf der 80er-Jahre, als Propaganda ihren internationalen Höhenflug erlebten.
Hallo, Ralf, hi, Michael. Auch wenn ihr den Großteil des Jahrzehnts im Ausland verbracht habt, welche Erinnerungen habt ihr an die Wochenenden im damaligen Düsseldorfer Nachtleben?
Ralf Dörper: Anfang der 80er ging ich noch – alte Punk-Tradition – erst in den Ratinger Hof (die New-Waver ins Din A Null) und danach ins Matchmoore, wo die Synth-Hits aus UK aufgelegt wurden. Ende der 80er lebten wir ja in London, um „1234“ aufzunehmen. Da ging es dann mit Acid und Techno los. Auch in Düsseldorf wurde dann geravet – Union Rave im Tor 3 und Tribehouse in Neuss.
Der beste Club?
Ralf Dörper: Das besagte Matchmoore und später dann das Checkers.
Die beste Bar/das beste Restaurant?
Michael Mertens: Die beste Bar war die vom Hotel Breidenbacher Hof – wenn es um die Qualität der Drinks ging. In den Achtzigern entdeckten wir auch Sake und Sushi im Kikaku im japanischen Viertel der Stadt.
Ralf Dörper: Anregender war aber die Dauerwelle. Da konnte man einer Kraftwerker-Freundin 🤐 beim (Cocktail-)Shaken zuschauen …
Euer Lieblingsspot in der Stadt?
Ralf Dörper: Anders als etwa Kraftwerk gingen wir nicht gemeinsam auf die Pirsch. Man traf sich eher zufällig.
Michael Mertens: Die Künstlerkantine der Tonhalle.
Ein echter Geheimtipp damals?
Ralf Dörper: Das Morocco – in Köln. Denn dort testeten Kraftwerk ihre Studioergebnisse – und führten ihre Düsseldorfer Mädels aus.
Etwas von damals, das ihr heute in der Stadt vermisst?
Michael Mertens: Schwäne im Kö-Graben und das Kikaku.
Ralf Dörper: Die exzentrischen Professoren der Kunstakademie: Beuys, Lüpertz, Immendorf und die „Macht der Nacht“ mit Westbam.
Und etwas, das ihr überhaupt nicht vermisst?
Ralf Dörper: Die Punks.
Ein Ort, den man meiden sollte?
Michael Mertens: Heutzutage die Altstadt.
Zum Abschluss eine kleine Anekdote?
Ralf Dörper: Als Trevor Horn und Paul Morley (die Chefs von ZTT Records) uns einmal im Düsseldorfer Studio besuchten, wollten sie auch etwas von der Düsseldorfer Szene sehen. Also auf in den Ratinger Hof. Während Morley keine Probleme mit dem Punkladen hatte – er kam ja aus dem harten Manchester und hatte sogar mal eine Punkband gemanagt – bekam Trevor Horn zunehmend Angst um seine große Brille. Schnell setzte er sich ab – zurück in sein Kö-Hotelzimmer.
Das Album „Propaganda“ von Propaganda erscheint am 11. Oktober via Bureau B.