SUPERBOOTH21 in Berlin – Sooper-September!

Fotocredit: Angela Kröll

Rückblick März 2020: Der Interviewtext zur SUPERBOOTH20 war gerade fertiggestellt und auf dem Weg in die Grafik. Dann passierte das, was noch einige Tage zuvor beiläufig befürchteter Gesprächsgegenstand war: Absage der Veranstaltung wegen des dramatischen Anstiegs der Pandemie. Unser Interview war somit nur noch Makulatur und Land geschockt von 18.000 Fällen und 55 Toten im Zusammenhang mit Corona. Die SUPERBOOTH20 fand aber immerhin noch eilig umgesetzte, virtuelle “Home Edition” statt. März 2021, knapp fünf Millionen Infektionen und fast 75.000 Todesfälle später: Der Interviewtermin war gesetzt und kurz vor dem Telefonat passierte tatsächlich erneut das, was im Vorgespräch als Szenario besprochen wurde. Die Verlegegung der SUPERBOOTH21 vom traditionellen Mai in den September. Jedoch: Gibt dir das Leben eine Zitrone, mache Limonade draus. Diesmal bleibt sogar ausreichend Zeit, um den Plan B zu entwickeln. Auch wenn er zum aktuellen Zeitpunkt natürlich noch nicht detailliert ausgearbeitet sein kann. Dass die Veranstaltung in den Frühherbst rutscht und strengen Hygienevorschriften unterworfen sein wird, ermöglicht neue, reizvolle Möglichkeiten der Präsentation. Und zum Glück konnten auch wir diesmal unser traditionelles Interview mit SUPERBOOTH-Gründer Andreas Schneider inhaltlich gerade noch auf die neuen Gegebenheiten ausrichten. Hier also der noch eher grobe Status Quo – konkrete Details werden zu gegebener Zeit nachgereicht.

Fotocredit: Angela Kröll

 

Die Superbooth findet jetzt im September statt. Ein weiteres Jahr, in dem euch das böse C-Wort einen Strich durch die ursprüngliche Rechnung macht.

Ja, der Mai war in Anbetracht der Lage wieder nicht zu halten. Wobei ich mit der Verlegung in den Frühherbst absolut glücklich bin. Es gab auch früher schon Überlegungen, die Superbooth in die Sonnenmonate zu schieben, da das unserem Festivalcharakter sehr entgegenkäme. Jetzt ist es der September – ohnehin mein Lieblingsmonat. Nicht mehr so heiß, dass man träge in der Ecke liegt. Aber eben auch noch nicht so ungemütlich, dass man auf nichts Lust hat. Ich gerate im Herbst immer in einen Aktionsmodus.

Was hat euch dann bislang im Mai gehalten?
Das Frühjahr entspricht halt dem klassischen Zyklus der Hersteller. Da werden die Neuerungen, die in den Wintermonaten entwickelt wurden, erstmals präsentiert.  Nicht umsonst finden zu Jahresbeginn die Winter-NAMM und Musikmesse statt. Und wenn man denen ein paar Attraktionen abjagen will, muss man sich halt ebenfalls in die ersten Monate positionieren. So zumindest die allgemeine Meinung. Wir hatten auch nie den letzten Mut aufgebracht, daran zu rütteln. Jetzt müssen wir – gut so! Für die Planung spielen natürlich auch noch Faktoren wie Ferien- und Urlaubszeit sowie die Verfügbarkeit des Venues eine entscheidende Rolle.

Das FEZ wird offenbar Austragungsort bleiben
Ja, natürlich mit einem strengen Hygienekonzept, weshalb wir die SUPERBOOTH21 mit “Safety Edition” untertitelt haben. “Safety” zum einen, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Denn dass bis dahin nach jetzigem Stand alle jüngeren Menschen geimpft sein werden, daran glaube ich nicht. Wir gehen also auf Nummer sicher, damit das überhaupt stattfinden kann. “Safety” bezieht sich also zum anderen auf eine gesicherte Austragung. Wichtigster Punkt im Hygienekonzept ist ein größtmöglicher Abstand. Was wir jedoch ebenfalls wieder positiv sehen. So erhält der einzelne Aussteller noch mehr Platz, um sich und seinen Sound ungestört zu präsentieren.

Dann gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder habt ihr Zahl der Aussteller drastisch reduziert. Oder ihr breitet euch räumlich weiter aus.
Zweites natürlich. Wir werden den Außenbereich wesentlich weiträumiger mit einbeziehen. Was ja wiederum möglich ist, da die Chance auf dauerhaft gutes Wetter im September gegeben ist. Im FEZ-Gebäude werden wir nur Räume nutzen, die man gut belüften kann, beispielsweise durch Fensterfronten. Außen werden wir unser bereits bekanntes, großes Zirkuszelt nutzen und um weitere Zeltdörfer bis in den Wald hinein aufstellen. Damit sind die Aussteller dann auch gegen Gewitter ausreichend geschützt.

Man geht also einen Parcours ab …
Genau. Was zwar längere Wege bedeutet, aber den Hygienevorgaben entspricht. Im FEZ-Gebäude mit dem Foyer ist der offizielle Einlass, dort kann man in Einbahnstraßen drei unterschiedliche Indoor-Touren machen. Außen gibt es dann weiterhin die Seebühne, natürlich ebenfalls mit einer Limitierung der Zuschauerzahl. Was der Atmosphäre aber zum Glück keinen Abbruch tut, wie wir im letzten Jahr schon gesehen haben. Außen schließt sich, wie immer, der Catering-Bereich an. Dahinter beginnt der Wald, in dem wir ein erstes Zeltdorf mit etwa zehn Ausstellern errichten werden. Alle Zelte sind mit einem Boden ausgelegt, um die Stabilität und technische Sicherheit zu gewährleisten.

Durch einen Ausgang ist dann wiederum das öffentlich zugängliche Parkgelände erreichbar. Dazu gehört ein Spielplatz, auf dem ein Workshop zusammen mit dem “Festival für selbstgebaute Musik” stattfinden wird.  Danach gelangt man die sogenannten Finnhütten: Ein gastronomischer Betrieb, der von uns eine Bühne bekommt. Geplant ist dort mindestens am letzten Messeabend eine Partnerschaft mit dem Tresor-Club, der im Rahmen seiner 30-Jahre-Feier einige Live-Acts auffährt. Dann geht es wieder über Gleise zu einem Hüttendorf mit weiteren neun Ausstellern sowie einer Bühne, auf der im Wechsel Gesprächkonzerte stattfinden werden. Es folgen im Wald der Fuchsbau mit wiederum zehn Ausstellern. Vielleicht gehen wir sogar noch weiter bis an den Oberring – aber das steht noch nicht fest. Aufgelockert wird das dann noch mit kleinen Kuriositäten. Darunter wahrscheinlich Pyrolator alias Kurt Dahlke, früher Musiker bei Der Plan, Fehlfarben und Gründungsmitglied von D.A.F. Er hat ein mobiles Batteriemodulsystem entwickelt, mit dem er als musikalischer Vagabund herumläuft, um spontan kleine Livekonzerte zu geben.

Ihr kommt damit wieder auf die alte Ausstellerzahl?
Ja, so gut wie. Und das muss auch sein, um die Veranstaltung auf ein überlebenfähiges Level zu bringen. Die zusätzlichen Aufwendungen sind aufgrund des angepassten Konzepts erheblich – sowohl technisch wie auch personell.

Fotocredit: Angela Kröll

Maskenpflicht?
Natürlich. Auch deshalb benötigen wir mehr Personal, um das zu kontrollieren. Ignoranten werden wir des Platzes verweisen. Alleine schon, um bei den Behörden nicht den Eindruck zu erwecken, wir seien eine Ansammlung von Vollhonks und unsere Messe ein Gefahrenherd, den es zu schließen gilt.

Auf Ausstellerseite gibt es keine Bedenken?
Doch, vereinzelt schon. Ein großer und einige kleine Aussteller haben abgesagt, andere warten noch ab. Nicht nur, weil sie Bedenken haben, sich anzustecken. Sondern weil sie nicht wissen, ob sie ausreisen dürfen. Die erste Absage kam von einem 70-jährigen Aussteller, Pionier auf seinem Gebiet, aber das Gesundheitsrisiko schien ihm zu hoch. Es gibt auch deutsche Hersteller, die sagen, solange nicht jeder Mitarbeiter die Chance hatte, geimpft zu werden, gehen sie auf keine Messe. Was wir natürlich alles völlig respektieren. Es gibt aber immer noch eine lange Warteliste und somit kein Ersatzproblem. Die meisten sind froh, dass überhaupt etwas stattfindet. Aus diesem Grund haben wir ja auch im letzten Jahr abgesagt und noch schnell die virtuelle Alternative auf die Beine gestellt.

Wie waren deine Erfahrung mit der Home Edition?
Es war auf jeden Fall ein extremer Erkenntnisgewinn und hat uns gezeigt, das wir imstande sind, so etwas zu improvisieren, auch ohne große Digitalbude im Hintergrund. Das Ergebnis war nicht schlecht. Wir haben unsere Position vertedigt und das reicht uns. Was mit den anderen Messen ist oder sein wird, weiß ich noch nicht mal. Wir machen unser eigenes Ding und sind erfreulicherweise flexibel genug, um auch auf größere Herausforderungen reagieren zu können.

Wie viele Besucher können überhaupt kommen?
Wir haben eine Limitierung auf 1000 Leute pro Tag plus Aussteller, Mitarbeiter usw. Im Gegenzug haben wir die Dauer der Verantsaltung auf vier Tage erweitert. Geplant ist, dass der erste Tag nur für geladene Gäste und Fachbesucher vorbehalten sein wird und für die anderen drei dann jeweils 1000 Tickets angeboten werden. Zu den Preisen kann ich noch nichts sagen. Die Tickets wird es nur online über unsere Seite geben, um es kontaktlos zu halten. Und der Startschuss fällt auch erst, wenn die Austragung der SUPERBOOT21 absolut sicher ist.

Wie verhinderst Du, dass Menschen ohne Tickets teilnehmen?
Ach so, vielleicht ist das nicht ganz klar geworden. Die Außenbereiche mit Veranstaltungen werden, abgesehen vom Spielplatz, natürlich mit Zäunen und Security abgesichert sein. Und vorsätzlich so weit in die Wuhlheide rausfahren, nur um als Zaungast mal einen Sound aufzuschnappen, wird wohl niemand. Das wäre auch ziemlich unbefriedigend.

Fotocredit: Angela Kröll

Apropos rausfahren: Sind Shuttle-Boote über die Spree wieder im Einsatz?
Ja, aber es dürfen nur 50 statt der üblichen 100 Personen mitfahren. Zudem sind die bereits für die Aussteller reserviert. Was natürlich nicht ausschließt, dass man auch als Besucher mit draufhüpfen kann, wenn etwas frei ist. Aber darauf verlassen kann man sich nicht. Wenn es die Situation zulässt, werden wir natürlich mehr Leute auf die Reise schicken. Wir hoffen natürlich, dass sich die Corona-Lage bis dahin allgemein entspannt. Planungsgrundlage bleibt aber die jetzig angespannte Situation.

Wird es parallel eine virtuelle Ausgabe geben?
Ja, zum einen für Aussteller, die nicht selbst nach Berlin kommen können oder wollen. Die organisieren dann im Heimatland eine Produktpräsentation, die live bei uns vor Zuschauern ausgestrahlt wird. Das ganze natürlich bidirektional, sodass auch Fragen gestellt werden können. Zum anderen warden auf unserer Seite wieder Streams und Videos mit den Präsentationen für die Daheimgebliebenen bereitgestellt – aber das war ja auch schon vor Corona so.

SUPERBOOTH21
Mi., 15. bis Sa., 18. September 2021
FEZ Berlin, Straße zum FEZ 2, 12459 Berlin
Mittwoch: Nur geladene Fachbesucher
Donnerstag bis Samstag: max. 1000 Personen/Tag
Öffnungszeiten: tba.
Ticketkauf: nur online über Ausstellerseite
Verkaufsstart: tba.
Ticketpreise: tba.

Foto: Angela Kröll