
Runde 2! Mitte August 2023 geht das TabulaRaaza Festival into the next level. Am Stadtrand von Oldenburg steigt dann ein Event der Superlative – mit einer ganz besonderen musikalischen Ausrichtung. Alle Facts findet ihr auf unserer Website, auf der wir ausführlich über TabulaRaaza berichten. Hier an dieser Stelle wollen wir euch nun den Mann vorstellen, der das Ganze initiiert hat und verantwortet: Jan Meiners im großen FAZEmag-Interview.
Hallo Jan, stell dich doch unseren Lesern kurz mal vor: Wer bist du, welchen beruflichen Background hast du und was ist dein Part beim TabulaRaaza?
Ich bin 36 Jahre jung, leidenschaftlicher Festivalgänger, gelernter Veranstaltungskaufmann aus dem Event- und Tourneegeschäft, und seit über 15 Jahren stehe ich selbst an den Reglern. Zudem tauche ich immer mal wieder hinter den Kulissen anderer Veranstaltungen – wie dem Wacken Open Air – auf und habe meine Passion direkt nach der Schule zum Beruf gemacht. Aktuell arbeiten mein Team und ich zwischen 12 und 16 Stunden am Tag, und es fühlt sich trotzdem nicht wie Arbeit an. Und genau das macht es aus!
Beim TabulaRaaza bin ich Veranstalter und Inhaber. Zusammen mit meinem Freundes-, Familien und Kollegenkreis stemme ich dieses ganz besondere Großevent – und das nur alle zwei Jahre. Anders wäre es für uns in der Qualität nicht machbar, denn ich habe sonst keine dauerhaft Festangestellten. Meine hauptsächlichen Themengebiete sind das Genehmigungsverfahren, das Artist-Booking, Marketing, die Infrastruktur, die Abwicklung der Gastronomie, die Verkehrslenkung und vieles mehr.
Lass uns mal in die Historie des Events eintauchen. Wann und wie fing alles an? Und wie würdest du die Entwicklung des Festivals beschreiben?
Das TabulaRaaza wurde so geboren, wie es sich für ein Festival gehört: in einer Gartenhütte am heutigen Festivalground mit einem Bier und ´ner Bratwurst in der Hand. Zusammen mit meinem guten Freund und Nachbarn, der gleichzeitig als Landwirt der Besitzer der Flächen ist, habe ich geschaut wo wir uns im kommenden Sommer mal so richtig die Batterie abklemmen können. Am Ende ist dabei die Idee des eigenen Festivals zwischen unseren Wohnhäusern mit einem direkten Sold-out und 21.500 Gästen im ersten Jahr entstanden. Angedacht waren im ersten Moment eigentlich nur 1.000 Gäste und der Rest ist Geschichte.
Wie war das Feedback der Besucher nach Ausgabe 1?
Wahnsinnig gut! Wir haben im direkten Anschluss an das Festival Umfragen an unsere Besucher geschickt und mit mehr als 98 Prozent, die „Ich komme auf jeden Fall wieder“ geantwortet haben, wurden meine eigenen Erwartungen an das erste Jahr übertroffen. Zudem empfanden unsere Artists den Umgang, die Stimmung und die technische Umsetzung als sehr angenehm. Einige der Künstler aus 2019 haben wir auch in diesem Jahr wieder einbinden können und viele sind Residents des TabulaRaaza geworden. Mit dabei waren damals unter anderem Paul van Dyk, Neelix, Moonbootica und Moguai.
Als ich spontan auf eurer Website gestöbert habe, erblickte ich da ein … ich sag mal so: sehr kreatives Line-up. Welche Zielgruppe(n) wollt ihr ansprechen?
Das Line-up schockt den Otto-Normal-Raver natürlich komplett! Aber eben nur auf den ersten Blick, denn eigentlich besteht das TabulaRaaza aus sechs einzelnen Festivals, denn wir bilden auf jeder Stage ein Genre musikalisch ab. Das mag im ersten Moment total verstörend wirken, wenn Sam Paganini zeitgleich mit Dieter Bohlen spielt oder Sub Focus den gleichen Slot wie die Amigos bekommt. Andersherum ist das TabulaRaaza einmalig in dieser Aufstellung in ganz Deutschland und Europa. Die musikalische und stilistische Vielfalt eröffnet auch kleineren Szenen ganz neue Möglichkeiten, und so kam es im Jahr 2019, dass eine Dame im betagten Alter mit Rollator den Sound von Fabio Fusco im Garden of Goa total klasse fand. Sollte man ab einem gewissen Alter keinen Rave mehr erleben dürfen? Ich finde nicht!
Der musikalische Fokus bei den FAZEmag-Lesern liegt natürlich auf den elektronischen Acts. Hol uns doch diesbezüglich gerne mal ab: Was sind hier die Sahnestücke?
Durch meine eigene Leidenschaft und Tätigkeit im Bereich der elektronischen Musik liegt der Fokus bei drei von insgesamt sechs Bühnen natürlich hier. Dabei hebt sich die Mainstage ganz klar von denen anderer Festivals in dieser Größenordnung ab. Hier werden keine Torten geschmissen und der Act mit den meisten Followern bekommt hier nicht die beste Playtime. Acts wie Armand van Helden, Neelix, Moguai, Wankelmut, Mark Knight, Scooter, Tocadisco, Eddie Thoneick oder auch Fehrplay aus Norwegen, der die neue Mainstage mit einem Live-Set eröffnen wird, finden sich auf dem Plakat.
Im großen Zirkuszelt spielen am Samstag unter anderem Sam Paganini, Thomas Schumacher, Stereorocker, Thomas Hoffknecht oder Man At Arms. Am Sonntag wird dieser Floor dann etwas grooviger, denn Moonbootique Records übernehmen das Ruder mit Künstlern wie Ante Perry, Moonbootica, Roemisch oder Dry&Bolinger.
Ein weiteres Highlight ist zudem der Garden, in dem am Samstag Psytrance zelebriert wird. Eingebettet in eine sehr aufwändige Dekowelt spielen an diesem Tag unter anderem Fabio Fusco, Klopfgeister, Haldolium und unsere Residents. Am Sonntag wird dieser wirklich einmalige Floor von der Dreamland gehostet, die seit den 90er Jahren im Norden das Flagschiff für Drum´n´Bass sind. Für dieses Jahr konnten wir unter anderem Sub Focus, Sigma, Blvck Crowz und Delta Heavy gewinnen. Hier wird´s heftig zur Sache gehen!
Ist das TabulaRaaza ein Daytime-Event? Sprich, wie sind die Opening Hours und wie viele Floors gibt es auf welcher Größe Festivalgelände?
Am Samstag starten wir mittags um 12:00 Uhr und geben bis Mitternacht alles. Am Sonntag öffnen wir das Festivalgelände zum Teil bereits ab 09:00 Uhr morgens, und das gesamte Gelände dann ab 12:00 Uhr. Der Sonntag kommt um 22:00 Uhr zum Finale. Der Campground ist von Samstag 10:00 Uhr bis Montag 10:00 Uhr geöffnet. Das Areal ist insgesamt für ca. 100.000 Besucherinnen und Besucher konzipiert. Wir steigern uns allerdings immer nur Schritt für Schritt oder legen in den kommenden Jahren auch mal zeitweise Wachstumsstopps ein, um die Qualität der Veranstaltung nicht zu gefährden. Auch wird man in diesem Jahr merken, dass man abseits der Bühnen sehr viel Platz für sich hat, denn das Empfinden für Abstände hat sich während der Corona-Zeit sehr gewandelt und wir richten hier mehrere Chill-Out-Zonen ein.
Auf welchem Areal setzt ihr TabulaRaaza um – und warum genau dort?
Das Areal liegt nicht nur wie eingangs beschrieben zwischen unseren Häusern, sondern auch nur knapp 1.000 Meter von der Stadtgrenze zu Oldenburg entfernt. Diese Stadt mit ihren mehr als 160.000 Einwohnern hat sonst kein Festival in so direkter Stadtnähe, und auf der anderen Seite des Areals findet sich direkt die Autobahn A 29, über die man im Handumdrehen nach Bremen, Osnabrück, Hamburg oder nach NRW gelangt. Außerdem funktioniert die Zusammenarbeit mit den Behörden in Landkreis und Gemeinde sehr gut und wir merken, dass das TabulaRaaza als Mehrwert für die Menschen angesehen wird.
Nebst Musik legt ihr auch großen Wert auf Kulinarik. Was steht so allgemein betrachtet auf der Speisekarte?
Die Speisekarte ist lang. Sehr lang! Da wir keine genaue Zielgruppe haben, stellen wir auch unsere kulinarischen Angebote entsprechend breit auf. So bekommt man auf dem Food Court an mehr als 25 Trucks und Ständen wirklich vieles – von veganen Speisen bis hin zur Bockwurst mit Kartoffelsalat ist das Angebot riesig.
Oben hattest du erwähnt, dass am Samstag um Mitternacht und am Sonntag um 22 Uhr die Türen schließen. Und auch wenn es vielleicht nur zwei Stunden dämmert und dunkel ist: Welche Lichttechnik erwartet die Besucher?
Wir hängen prinzipiell immer so viel Licht und Technik in die einzelnen Stages und Floors wie es passt. Da mein Team und ich aus dem Event- und Technikbereich kommen, können sich unsere Gäste immer auf neueste Setups und Ideen freuen. Allein in unserer Dekor-Mainstage finden sich 400 Quadratmeter LED-Wall, hunderte Kopflampen und jede Menge Pyro- und Cryo-Effekte wieder.
Und wenn wir gerade schon bei der Technik sind, kannst du uns gerne noch ein paar Details in Sachen Speaker nennen.
Die Mainstage ist mit einem L-Acoustics K1-System sowie 56 KS-28 Subs ausgestattet. Die DJs sollten ihren Sound durch ein gepflegtes Kara-II-Monitoring samt Subs ebenfalls laut und deutlich hören können. L-Acoustics ist neben der Mainstage auch im Zirkus, auf der UrbanStage sowie der LiveStage zu finden. Auf der rocklastigen HattenStage kommt D&B zum Einsatz, und im Garden pumpt das wahnwitzige VOID Incubus-System. Wir achten dabei stets darauf, dass sie die unterschiedlichen Stages akkustisch nicht in die Quere kommen und berechnen die Schallausbreitung im Vorfeld.
12.+13.08.2023 • Wiemerslande bei Oldenburg
Line-up: Armand van Helden, Neelix, Sam Paganini, Moonbootica, Thomas Schumacher, Ante Perry, Thomas Hoffknecht, Wankelmut, Mark Knight, Klopfgeister, Scooter, Moguai, Tocadisco, The Disco Boys, DJ Tomekk, Fünf Sterne Deluxe, Afrob u. v. m.
Aus dem FAZEmag 136/06.2023
Foto: Andre Fabig