Tagavaka: die Suche nach dem Ewigen

Tagavaka: die Suche nach dem Ewigen. Credit: Samuel Temple

Mit „ETERNAL“ veröffentlicht Tagavaka, das musikalische Projekt von Ivan Hall Barrientos, ein Album, das Emotionen, Erinnerungen und universelle Themen aufgreift und in eindrucksvollen Klanglandschaften einfängt. Der Name Tagavaka bedeutet „davontreiben“ und verkörpert die Suche nach Liebe, Abenteuer oder Abschluss. Diese Idee des Suchens ist nicht nur der Kern von Ivans Künstlernamen, sondern durchdringt auch jedes Detail des Albums. Mit „ETERNAL“, das am 7. Februar über Anjunadeep erscheint, hat Tagavaka eine Reise in Klang gegossen, die sowohl persönlich als auch universell ist – ein Werk, das zum Nachdenken, Fühlen und Träumen einlädt.

„Dieses Album ist mehr als nur eine Sammlung von Songs“, sagt Ivan. „Es ist ein Narrativ, das die grundlegenden Stationen des Lebens reflektiert: die Unschuld der Kindheit, die Neugier der Jugend, die Komplexität des Erwachsenseins und die Akzeptanz des Unvermeidlichen.“ In dieser Beschreibung wird deutlich, dass „ETERNAL“ weit über konventionelle elektronische Musik hinausgeht. Das Album ist eine introspektive Reise, bei der jedes Stück wie ein Kapitel einer Geschichte klingt, die uns alle betrifft. Tagavaka begann seine musikalische Reise als klassisch ausgebildeter Pianist und brachte dieses Wissen mit in die elektronische Musik. „Meine klassische Ausbildung hat mir eine solide Grundlage gegeben, insbesondere im Verständnis von Melodie und Struktur“, erzählt er. „Aber was mich an elektronischer Musik so fasziniert, ist die Freiheit, mit Klängen zu experimentieren.“ Diese Fusion von strukturellem Know-how und experimentellem Ansatz zieht sich durch das gesamte Album. Schon die Eröffnung mit „ÓRLA“ setzt den Ton. Der Track vermittelt mit hellen Synthesizern und sanften Rhythmen das Gefühl eines Neuanfangs. „Ich wollte den Beginn des Lebens darstellen – die Unschuld und die Neugier“, beschreibt Ivan das Stück. Der Klang ist weit und expansiv, fast so, als würde man in eine neue Welt eintreten.

Credit: Paul Temple

Im weiteren Verlauf des Albums wird deutlich, wie präzise Tagavaka die unterschiedlichen Lebensphasen in Musik übersetzt hat. „SAVE YOU“ und „FADE INTO YOU“ gehören zu den emotional aufgeladenen Momenten des Albums. „Diese Tracks drehen sich um Liebe und Verlust“, sagt der Künstler. „‘SAVE YOU‘ war einer der emotionalsten Tracks für mich, weil er von einem sehr persönlichen Erlebnis inspiriert wurde.“ Hier verschmelzen melancholische Melodien mit komplexen Rhythmen zu einer fast meditativen Klanglandschaft. Ein zentraler Punkt des Albums ist der Titelsong „ETERNAL“. „Dieser Track war das Herzstück des gesamten Projekts“, so Ivan. „Ich begann mit einem einfachen Synth-Arpeggio, das für mich eine zeitlose Qualität hatte. Von dort aus fügte ich Schichten hinzu: Breakbeat-Rhythmen, um Bewegung zu erzeugen, und Live-Strings, um dem Stück eine cineastische Tiefe zu verleihen.“
Besonders beeindruckend ist die Balance zwischen intensiven Momenten und stillen Passagen, die das Gefühl von Vergänglichkeit und Beständigkeit perfekt einfangen. Nicht alle Tracks auf „ETERNAL“ ließen sich jedoch so leicht umsetzen. „‘GRAINS‘ war mit Abstand der schwierigste Track“, gibt Ivan zu. „Ich wollte etwas erschaffen, das sowohl experimentell als auch zugänglich ist. Die granularen Synthese-Techniken, die ich verwendet habe, waren eine echte Herausforderung, um sie mit der emotionalen Klarheit zu verbinden, die ich erreichen wollte.“ Das Ergebnis ist ein Track, der zwischen abstrakter Klangkunst und zugänglicher Melodik balanciert.

Vorab zum Album erschienen: „FADE INTO YOU“, auf der schon vier Tracks des kommenden Albums enthalten sind:

Ein wesentlicher Einfluss auf Tagavakas Musik ist seine schottische Heimat. „Die Landschaften hier sind so weit und unberechenbar – sie inspirieren mich, Musik zu kreieren, die genauso expansiv und emotional ist“, erzählt er. „Das Wetter, die Natur und die Stille geben mir den Raum, den ich brauche, um kreativ zu sein.“ Diese introspektive Verbindung zur Natur spiegelt sich in den organischen Elementen wider, die er in seine Tracks einwebt – von Field-Recordings bis hin zu subtilen Texturen, die an Naturgeräusche erinnern.
Auch die Zusammenarbeit mit Anjunadeep hat Tagavakas künstlerische Entwicklung maßgeblich beeinflusst. „Anjunadeep hat mir die Möglichkeit gegeben, meine Musik einem breiteren Publikum zu präsentieren“, sagt Ivan. „Die Unterstützung des Labels und die Community, die sie aufgebaut haben, sind unglaublich inspirierend.“ Besonders betont er die Unterstützung der A&Rs Dan und JD bei der Ausformung des Projekts. „Ohne sie wäre Tagavaka nicht das, was es heute ist.“
Obwohl Ivan aka Tagavaka inzwischen bei renommierten Events wie dem Anjunadeep Explorations Festival aufgetreten ist, sieht er Live-Performances und Studioarbeit als getrennte Welten. „Ich habe nie Musik geschrieben, um sie in Clubs zu spielen“, erklärt er. „Für mich steht das Erzählen von Geschichten im Vordergrund, nicht die Funktionalität auf der Tanzfläche.“ Was die Zukunft betrifft, zeigt sich Ivan offen, aber auch fokussiert. „Ich denke, mein nächstes Projekt wird sich noch stärker in Richtung Ambient und Neoklassik bewegen“, verrät er. „Ich möchte mich tiefer mit meinem klassischen Hintergrund verbinden und vielleicht sogar Elemente der schottisch-gälischen Sprache einbringen. Es ist eine sterbende Sprache, und ich denke, es wäre eine schöne Möglichkeit, sie zu ehren.“

Mit „ETERNAL“ hat Tagavaka ein Album geschaffen, das nicht nur musikalisch überzeugt, sondern auch eine emotionale Tiefe besitzt, die lange nachklingt: „Ich wollte ein Werk schaffen, das die Hörer:innen berührt und ihnen Raum gibt, ihre eigenen Geschichten darin zu finden.“

https://open.spotify.com/prerelease/2rV1OytyCmfxus3hm1dk4s

Das Album „ETERNAL“ von Tagavaka ist am 7. Februar 2025 via Light Loses Symmetry erschienen.

Aus dem FAZEmag 156/02.2025
Text: Triple P
Credit: Samuel Temple
Web: www.instagram.com/tagavakamusic