Talida Wegener – Music Career Coach & Mentorin

Talida Wegener – Music Career Coach & Mentorin. Credit: Talida Wegener

Sie war eine der renommiertesten Bookerinen im elektronischen Kosmos, hat Karrieren mitgestaltet und erlebt, wie aus motivierten Newcomer*innen „kleine Monster“ werden. Nach 30 Jahren im Musikbusiness hat sie genug vom Hamsterrad – und startet jetzt als Music Career Coach und Mentorin durch. In ihrem intensiven Zwei-Tages-Programm begleitet Talida Wegener Künstler*innen bei der Entwicklung ihrer Identität, hilft bei strategischen Entscheidungen und bringt vor allem eines: Klarheit. Im Interview spricht sie offen über die Fallstricke im Musikgeschäft, die Kraft von Selbstreflexion – und warum Erfolg keine Glückssache ist.

Du bist seit über 30 Jahren in der Musikbranche aktiv – was hat dich dazu bewogen, jetzt als Music Career Coach und Mentorin durchzustarten?

Quasi „Und täglich grüßt das Murmeltier“ – irgendwann kommt der Punkt, an dem man Lust auf etwas Neues hat. Coaching in Kombination mit Mentoring hat mich schon länger gereizt. Jetzt war es an der Zeit, mein Wissen gezielt weiterzugeben: Künstler*innen zu unterstützen, Strukturen zu schaffen, Weitblick zu geben. Egal ob Newcomer, erfahrene Profis oder Artists, die ihr Business optimieren wollen – manchmal braucht es einfach einen klaren Blick von außen. Genau dafür bin ich jetzt da.

Du sagst, dass du keine Konkurrenz zu Manager*innen oder Booker*innen sein möchtest – sondern im Gegenteil. Wie sieht diese Zusammenarbeit in der Praxis aus?

Ich sehe mich als strategisches Fundament. Während Manager und Booker das operative Geschäft übernehmen, geht’s bei mir um Klarheit und Positionierung – also darum, was ein Künstler wirklich will und was ihn einzigartig macht. Wir definieren Richtung, Identität und Ziele. Ich erkläre die Mechanismen des Geschäfts, sodass der Künstler später gezielter und souveräner im Team agieren kann.

Dein Coaching beginnt bei der Künstleridentität. Warum ist das aus deiner Sicht der wichtigste Startpunkt für eine Karriere?

Weil sie die Basis für alles ist. Wer bist du? Wofür stehst du? Diese Fragen sind entscheidend – für deinen Sound, dein Branding, deine Kommunikation. Wenn du deine Stärken und Schwächen kennst, kannst du deine Energie besser einsetzen und weißt, wo du Unterstützung brauchst. Authentizität ist der Schlüssel. Dein Publikum merkt, ob du echt bist. „Fake it till you make it“ kann funktionieren – aber auch das braucht ein solides Fundament. Ohne echte Identität führt alles andere ins Leere.

Was sind typische Herausforderungen, mit denen Künstler*innen im frühen Stadium zu dir kommen?

Aus meiner Zeit als Booker und im Management kenne ich die Muster gut: Viele kommen mit der Hoffnung, dass meine Kontakte und Erfahrung automatisch zum Erfolg führen. Aber ich habe oft genau das Gleiche für verschiedene Künstler*innen getan – einer hatte großen Erfolg, der andere nicht. Das zeigt: Es liegt nicht nur am Team. Wenn der Erfolg ausbleibt, fehlt oft etwas am Fundament – oder schlicht der Nerv der Zeit. Es geht nicht darum, ob jemand gut oder schlecht ist – sondern ob alles zusammenpasst und klar genug ist. Wer bereit ist, sich selbst zu reflektieren, hat die besten Chancen, nachhaltig zu wachsen.

Du arbeitest mit gezielten Tools – kannst du uns einen kleinen Einblick geben, wie so ein Coaching-Tag bei dir aussieht?

Ich könnte hier eine Liste an Tools nennen, aber jeder Mensch ist anders. Es gibt kein „One-size-fits-all“-Programm. Lass dich fallen und vertraue dem Prozess – 30 Jahre Musikbusiness-Erfahrung und eine fundierte Coaching-Ausbildung sprechen für sich. Jeder Tag ist anders, je nachdem, was gerade gebraucht wird. Es geht darum, neue Perspektiven zu entwickeln und an den richtigen Stellen anzusetzen.

Viele Künstler*innen suchen den Erfolg im Außen – durch Labels, Booking-Agencies, große PR. Du legst den Fokus auf innere Klarheit und Eigenverantwortung. Warum?

Weil es am Ende dein Erfolg ist. Dein Team, ob Label, Booking oder PR, kann dich nur unterstützen, aber nicht führen. Die Richtung gibst du vor. Und dafür musst du wissen, wohin du willst – und wie das Business funktioniert. Sonst bist du irgendwann einer dieser Künstler*innen, die sagen: „Warum habe ich keine Bookings? Warum bekomme ich keine Antwort?“ Ein starkes Team hilft nur dann, wenn das Fundament stimmt.

Du bietest neben dem Zwei-Tages-Coaching auch ein spezielles Ein-Tages-Programm für etablierte Künstler*innen an, die „feststecken“. Was sind deiner Meinung nach häufige Gründe dafür, dass der nächste Schritt ausbleibt?

Betriebsblindheit. Man macht immer wieder das Gleiche, hofft aber auf andere Ergebnisse – wie beim Lottospielen. Aber Erfolg ist kein Zufall. Du musst ihn aktiv gestalten. Es geht darum, raus aus dem Autopilot zu kommen und rein in echte Klarheit. Nur wer bereit ist, sich ehrlich zu hinterfragen, kann gezielte Entscheidungen treffen und wirklich weiterkommen.

Du gehst offen damit um, dass du keine Lust mehr auf „kleine Monster“ hast. Was meinst du damit – und was ist für dich der Unterschied zwischen einem Künstler, mit dem du gerne arbeitest, und einem, bei dem du lieber ablehnst?

Kleine Monster? Nenn’ sie ruhig große Monster (lacht). Jeder Künstler kann irgendwann dazu werden, wenn der Erfolg kommt. Anfangs heißt es „wir, wir, wir“ – und plötzlich nur noch „ich, ich, ich“. Das gehört zum Business, und ehrlich gesagt: Auch die andere Seite kann zum Monster werden. Als Booker und Manager habe ich gemerkt, dass der ständige Kampf mit Erwartungen und Egos nicht mehr mein Weg ist. Als Coach und Mentor geht es mir um echte Entwicklung. Mir ist egal, ob jemand schon ein Monster ist oder noch nicht – solange die Bereitschaft da ist, an sich zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen, helfe ich gerne. Wer das nicht will, passt einfach nicht zu mir – und das ist völlig okay.

Wenn du jungen Künstler*innen heute einen Rat geben solltest – welcher wäre dein wichtigster Tipp?

Nicht verzagen – Talida fragen (lacht). Nein, im Ernst: Gehe deinen eigenen Weg. Bleib dir treu. Und finde heraus, wie das Business wirklich funktioniert. Das hier ist kein Sprint – das ist ein Marathon. Je besser du vorbereitet bist, desto leichter wird der Weg.

Aus dem FAZEmag 159/05.2025
Text: Rafael Da Cruz
Credit: Talida Wegener
Web: www.music-coach.net