Techno-DJs reden über Hip-Hop Pt. 4

Ein neuer Streifzug durch die aktuellen Releases der Deutsch-Rap-Szene. Unter die Lupe genommen von unserem musikalischen Quartett DJ Emerson, Raphael Dincsoy, Sven Wittekind und Sven Schäfer.

 

techno-hiphop

 

Sven Schäfer: Schön, dass wir hier mal wieder zusammentreffen. Es ist eine ganze Menge herausgekommen. Zuletzt die Alben von Bushido, AK, Kontra K. Fangen wir an mit Bushido.

Emerson:
 Das Finanzamt ist die schlimmste Gang, die stalken dich sogar auf Instagram. Ich feiere das neue Bushido-Album harrrrrt.

Sven Wittekind: Ich auch, es gibt eigentlich keinen schlechten Song!

Sven Schäfer: Ich vermisse Originalität. „Gehen wir rein” ist so sehr UFO, dass ich lachen musste. „Sodom …“ finde ich aber sehr gut. Kein schlechtes Album, das ist klar.

Sven Wittekind: Nein, Mann, das ist Bushido.

Raphael Dincsoy: Ich bin auch überzeugt! Es kommt für mich nicht ganz an Sonny Black ran, aber ich finde es auch echt stark. Nur dieser M.O.030 geht ja gar nicht. Richtig billige UFO-Kopie.

Sven Wittekind: Das ist halt dieses Trap-Ding … Das klingt halt alles sehr ähnlich … Ich finde, M.O.030 hat nix mit UFO gemeinsam.

 

Emerson: Ich finde es wirklich gelungen: Gutes Album, Texte, wie zu erwarten, schön rotzig. „Sodom und Gomorrha“ hat einen absoluten Überbeat und alles in allem kann man es einfach sehr gut hören. Bushido konzentriert sich auf das, was er am besten kann, und lässt das, was er nicht so gut kann, direkt weg. Storytelling etc. braucht ja keiner. Ich finde nur den M.O.030-Track nicht so gut, aber habe ihn noch nicht mal aus der Album-Playlist gelöscht. „Echte Berliner“ finde ich noch super.

Raphael Dincsoy: Digga, der hört sich original an wie UFO. Macht sogar dieses „jajaja”. Es gibt jetzt auch endlich eine Shindy-Nummer, die ich richtig feiere. „Moonwalk“ ist richtig dope. Auch die Nummer mit Laas hat mich positiv überrascht.

Sven Wittekind: „Jajajaja“ machen sie alle. „Ground Zero“ finde ich sehr, sehr gut.

Sven Schäfer: Bushido hat Laas gesignt. Einer der besten Freestyler, unbestritten.

Raphael Dincsoy: Wenn nicht der beste! War ja naheliegend, so wie sich alles entwickelt hat. Gut für Laas. Da bekommt der endlich mal bisschen Hakk.

Sven Wittekind: Es war für mich eine logische Sache mit Laas, ich hoffe, dass er nun endlich so glänzen kann, wie er es verdient, von den Skills her steckt er einige in die Tasche, nicht umsonst war er Savas’ Backup!

techno-hiphop2

Emerson: Ich find’s geil für Laas. Er ist einfach der beste Freestyle-MC in Deutschland und braucht das passende Outlet, um sich zu präsentieren – ob es funktioniert, ist fraglich. Denn die Leute, die auf Bushido stehen, sind eigentlich nicht so die Skill-Spezialisten, aber ich wünsche ihm, dass er der erste erfolgreiche Abi ohne schwarze Haare wird.

Sven Schäfer: Ich finde Money Boy besser in Sachen Freestyle. Siehe „Fidget Spinner“.

Sven Wittekind: Der Money-Boy-Freestyle ist ja mal so peinlich. Nee, das ist mir zu whack.

Sven Schäfer: Ja, aber das ist der Ansatz. Entertainment ohne Inhalt. Hat mich sehr zum Lachen gebracht. Aber kommen wir zu AK. Album finde ich so lala. Das Feature mit Bonez gefällt mir. Ansonsten ist mir das immer zu hektisch.

Raphael Dincsoy: Digga, du hast keine Ahnung! Bestes Album dieses Jahr für mich bisher. Die Beats von Sonus sind immer krass und AK an sich feiere ich eh. Das Feature mit Bonez ist ein richtiger Sommerhit! Auch der Titeltrack „A.S.S.N“ ist bombe. Der Beat ist überkrass. „Dahab“ und „Lieber Gott“ sind auch Hits. Bisschen cheesy, aber genau deswegen feiere ich die hart.

Emerson: „Jim Beam & Voddi“ ist die Sommerhymne für mich überhaupt. Mehr geht nicht. Und „Assn“ ist auch ein Mega-Track genau wie „Kristall“. Für mich ein überstabiles Album und ich feiere die Jungs sowieso.

Sven Schäfer: Für mich ist UFOs Ding das Album des Jahres. Teilweise etwas too much, aber meistens sehr unterhaltsam. „James Dean“ und so. Muss man halt mögen, seinen Swag.

Emerson: Yep. UFO-Album geht auch gut rein: „Du weißt, wo ich wohn’“, „Der Pate“, „110“, „Für die Gang“ – geht alles gut. Und natürlich „Mister T“. Ich bin gespannt, wie sich das bei UFO entwickelt. Ob er es schafft, das Ding nach dem Hype auch erfolgreich zu halten.

Raphael Dincsoy: „Mr. T“ habe ich sicherlich 1 000 000 Mal gehört.

Sven Wittekind: UFOs Album ist bisher neben dem von Bushido mein Album des Jahres. „Der Pate“ ist so gut.

Sven Schäfer: Wer hat Kontra K gehört? War ich enttäuscht. Klingt wie Marteria für mich.

Sven Wittekind: Wollte ich, aber die Videosingles haben mich alle nicht überzeugt. Deshalb bisher nicht gemacht.

Raphael Dincsoy: Kontra-K-Feature auf AK-Album auch Bombe. Sein Album habe ich nicht gehört, da ich mir den – obwohl ich ihn sehr sympathisch finde – nicht auf Albumlänge geben kann. Kontra ist echt ein stabiler Dude. Auch krass, wie das Live-Game bei dem knallt. Aber auf Dauer ist das nix für mich. Oft zu depri.

Emerson: Ich feiere „Diamanten“ von Kontra K überkrass. Ich habe das Album durchgeskippt, aber nur die Single und „Diamanten“ geholt.

Sven Schäfer: Habt ihr Sxtn gehört? Megaerfolgreich das Album. Jetzt, wo Ewa im Frauenknast ist. Die Tour heißt „Kann scheiße werden“ – oder so.

Sven Wittekind: Nee … Für mich auch gar nicht interessant, das ist Mädchenmusik.

Raphael Dincsoy: Ja, leider hart enttäuscht. Fand ich sehr weit hinter den Erwartungen. Live funktioniert das super, ich habe die zweimal gesehen. Aber reinziehen kann ich mir das nicht so. Die Beats nerven teilweise. Die Weibaz sind aber korrekt. Wir sollten auch Taktloss und Frauenarzt mit „GOTT“ nicht vergessen.

Sven Schäfer: Sehr geiles Album. Wenn man Takti erträgt. Ein bisschen wie alte WBM-Zeiten. Nur, dass KKF halt nicht KKS ist.

Sven Wittekind: Da hab ich eine Single angehört, war auch nix für mich, deshalb Album nicht gecheckt.

Raphael Dincsoy: Ja, ich feiere das auch. Bin halt Fan von beiden, schon immer. Muss aber auch zugeben, dass ich bei den Beats manchmal zu viel Frauenarzt raushöre, was ich cool finde, wenn es ein reines Frauenarzt-Album ist – hier hätte ich mir ein bisschen mehr Takti-Einfluss gewünscht. „Bis sie mich töten“, „Untergrund Rap“, „Der blutige Pfad Gottes“ und „Antigott“ sind meine Favs.

Emerson: Ich kann beide nur schwer ertragen musikalisch, aber feiere natürlich KKF hart. Übrigens, sitzt Silla auch?

Raphael Dincsoy: Hat anscheinend seine Olle im Suff weggeboxt. Mr. und Mrs. Silla – aus der Traum von Geissens 2.0.

Sven Wittekind: Oder Promo für die ganze Sache.

Sven Schäfer: Checkt mal „Deine Olle tanzt“ von Karate Andi. Sehr guter Track.

Emerson: Oh Mann, aber die kann sich ja Schminktipps bei Farids Ex holen …

Sven Wittekind: Muhahaha!

Aus dem FAZEmag 065/07.2017

Das könnte dich auch interessieren:
Techno-DJs reden über Hip-Hop Part 3
Techno-DJs reden über Hip-Hop Part 2
Techno-DJs reden über Hip-Hop Part 1
Marteria – Die Musikwelt kennt keine Grenzen
DJ Shadow – Der Pionier
 
Raphael Dincsoy – Alles auf Neustart

FAZEmag DJ-Set #43: DJ Emerson – exklusiv bei iTunes