Teho – Unendliche Welten

Credit: Pauline Vicente

Die musikalische Reputation von Théo Vicente aka Teho ist nicht nur in seiner Heimat rund um Montpellier im Süden Frankreichs immer mehr gewachsen. Durch seine Veröffentlichungen auf Labels wie Sapiens, Traumschallplatten, Herzblut oder dem niederländischen Imprint Cinematique, arbeitete er kontinuierlich an seiner Popularität – mit Erfolg. Sein Cercle-Set im Sommer 2017 aus dem Colorado Provencal in Rustrel zählt über 1,3 Millionen Plays, im vergangenen Jahr war er erneut für das bekannte Streaming-Format vor der Kamera, in diesem Fall vom Glacier 3000 in der Schweiz. Nach seinem Debüt-Album „Polytone“ vor zwei Jahren ist nun am 25. März mit „Infinity“ der zweite Langspieler des Franzosen auf seinem eigenen Label Labo T. erschienen. Dabei erforscht Teho auf elf Titeln mit dem Konzept der Unendlichkeit Dimensionen und Raum verschiedener musikalischer Universen. 

Durchzogen ist das Werk dabei von einem melancholischen und verträumten Faden, der immer wieder mit energetischen Beats und Synthie-Parts zu epischen Momenten führt: „Als die Pandemie begann, hatte ich das Gefühl, dass alles vergänglich sein könnte, dass alles jederzeit aufhören könnte, aber vor allem hatte ich das Gefühl, dass wir lediglich einer Art Sandkorn in einem unendlich großen Universum gleichen. Global gesehen leben wir in einer Zeit, die nur ein winziger Moment ist, ein Bruchteil der Zeit in einem Zeitraum, der uns unendlich erscheinen mag. Mir gefiel die Idee, Zeit und Raum ins rechte Licht zu rücken, also produzierte ich mein Album rund um dieses Konzept der Unendlichkeit.“

Die aktuellen Ereignisse im Weltgeschehen haben seine Arbeiten im Studio laut eigener Aussage dabei maßgeblich beeinflusst: „Ich habe fast das ganze Album während der Quarantäne und der Einschränkungen produziert, also sind alle Gefühle, die ich erlebt habe, als ich zu Hause festsaß oder nicht auftreten konnte, in das Album eingeflossen. Und die waren wirklich von Tag zu Tag unterschiedlich, manchmal fühlte ich mich hoffnungslos, mal glücklich, manchmal frustriert. Ich denke, dieses Album spiegelt eine große Diversität meiner Gefühle wider.“ Ebenfalls für ein gewisses Maß an Vielfalt sorgen die Kollaborationen mit Joris Delacroix, Aalson, Ceas und Mashk, ihres Zeichen gute Freunde von Teho: „Die Idee war, dass sie das ,Infinity‘-Konzept mit ihrer eigenen Note neu interpretieren sollten. Ich beschloss, sie in ihrem eigenen Studio zu treffen, um die Tracks zu produzieren, außer mit Mashk. Ich wollte das unbedingt so machen, weil es mich aus meiner Komfortzone herausbrachte und daher auch einer Art Herausforderung glich. Recht nah am Ende wollte ich noch einen ,Pianotrack‘ hinzufügen, also bat ich Mashk, mir ein Klavierstück zu schreiben. Er schickte mir das Audio und ich produzierte den Rest in meinem Studio.“

Während er bei seinem ersten Album noch Einflüsse und Instrumente aus der gesamten Welt hat einfließen lassen, konzentrierte Teho sich nun – mit Ausnahme des Klaviers – auf rein elektronische Instrumente und Synthesizer: „Meine musikalische Identität ist dabei immer noch dieselbe, ich habe mich in diesem neuen Album nicht radikal verändert und ich hatte sogar das Bedürfnis, zu meinen Grundlagen zurückzukehren. ,Infinity‘ ist für mich die logische Fortsetzung von ,Polytone‘, aber die Farbe des Sounds ist anders, elektrischer und elektronischer. Ich habe versucht, nicht bei jedem Track mit dem gleichen Arbeitsablauf zu beginnen. Außerdem habe ich seit ,Polytone‘ viele neue Synthesizer und Plug-ins implementiert, sodass ich neue Techniken mit diesen neuen Tools erlernt habe, was mir geholfen hat, mich zu verbessern. Damals habe ich viele Samples verwendet, vor allem für die akustischen Instrumente, aber jetzt mache ich alles selbst. Um zum Beispiel eine Snare in meinen Tracks zu erzeugen, kombiniere ich eine Menge Sounds, füge ein paar Effekte hinzu, friere sie ein, kombiniere sie erneut usw. … Einige meiner Freunde halten mich für verrückt, aber ich mag das, weil es jeden meiner Sounds einzigartig macht.“ Aktuell arbeitet Teho an der Musik für ein Videospiel, das für Ende des Jahres geplant ist. Darüber hinaus stehen Gigs in Frankreich, Deutschland, Schweiz und Großbritannien an.

Aus dem FAZEmag 122/04.2022
Text: Triple P
Credit: Pauline Vicente
www.facebook.com/tehomusic