Teja – auf der Suche nach neuen Welten 

Nicht nur wir feiern mit dieser Ausgabe ein Jubiläum, auch das Berliner Plattenlabel Teja hat mit seinem 7. Geburtstag einen Grund zur Freude. Wir haben uns mit den beiden Label-Heads Chris Hardt und Stefan Theia unterhalten und mehr über ihre Crew, die Teja-Geschichte und ihr neues Format TejaDrum.tv erfahren.

 

Glückwunsch zum Geburtstag, Jungs! Wie können wir uns eure Feier in Zeiten von Corona vorstellen?

Chris Hardt: Vielen Dank, den Glückwunsch kann ich nur zurückgeben. Gratulation zur 100. Ausgabe! Ich kann mich noch gut daran erinnern, als mein damaliger Lehrmeister Kinky T von den ersten Ausgaben des FAZEmags schwärmte. Es war sein Lieblingsmagazin für elektronische Musik und wurde auch schon bald darauf zu unserem. Die eigentliche Geburtstagsparty werden wir aufgrund von Corona wohl erst im Herbst richtig feiern können. Und einige namhafte Künstler haben ihr Kommen bereits zugesagt. Bis dahin verbringen wir viel Zeit im Studio und bringen regelmäßig Livestreams unserer Künstler auf Social Media.

Wie kam es damals überhaupt zur Gründung von Teja? Was war der Auslöser und wer war bei der Gründung dabei?

Chris Hardt: Teja ist aus Liebe zur Techno-Musik entstanden. Unsere Crew verbindet die Leidenschaft, neue Soundwelten zu entdecken und zu erforschen, sowie der Wunsch, unser eigenes musikalisches Universum zu erschaffen. Bei unserer Gründung vor sieben Jahren war auch Nico Heyer aka DJ T.A.G., der auch Resident im Tresor ist, dabei. Er hat dann später zusammen mit Thomas Wanddach T-W Records gegründet, ist aber bis heute ein guter und treuer Freund geblieben. Sie haben übrigens gerade mit der „Davison Confused EP“ ein großartiges Release veröffentlicht, das ihr definitiv auschecken solltet.

Was waren die wichtigsten Stationen in eurer siebenjährigen Geschichte? Welche Entwicklungen, Entscheidungen oder Veröffentlichungen haben euren Weg beeinflusst?

Stefan Theia: Es ist schwer zu sagen, welche Stationen und Veröffentlichungen bei unserem Label die wichtigsten oder prägendsten waren. Ich vergleiche unsere Releases gerne mit Kindern: Man liebt sie alle gleich, ist stolz auf jedes einzelne und doch entwickeln sie sich alle anders. Nichtsdestotrotz, zu den wichtigsten Meilensteinen gehört unsere allererste Platte „Teja 001”, „Markant“ von Chris Hardt und mir, Nicos Schallplatten-Debüt mit „Teja 002”, das Album „Black Knight Satellite“ von Chris Hardt und die Veröffentlichung von Marlice aka Je Saré Music, die Diarmaid O Meara und Blaues Licht zu uns gebracht haben. Die Londoner Produzenten Mark Greene und Darmec haben über die „Darmec Wisteria EP“ zum Label gefunden, und „The Theia EP“ gilt als wegweisend für den Sound des Labels. Im Moment freuen wir uns allerdings schon auf das bald erscheinende Album ,,Crisp“ von Patrick Arbez – das mit Sicherheit einen weiteren Meilenstein bei Teja Music darstellen wird.

Die Erweiterung unserer Teja-Familie um Underground-Legende Denny Hanson von Hanson und Schrempf sowie um Felix Bernhardt war und ist ebenfalls eine tolle Entwicklung.

Da kommt ja doch einiges zusammen.

Stefan Theia: Und das war noch nicht alles, denn mit unserer Promoterin Margot, dem Film- und Veranstaltungsteam, bestehend aus Matthias und Björn, unserem Grafiker Oliver und Redakteur Lars haben wir ein erfahrenes und kompetentes Team aufgebaut. Für die Zukunft sollten wir also in allen Belangen gut aufgestellt sein.

Teja verbindet mit Kempten und Berlin Allgäu-Idylle mit Großstadtflair. Wie passt das zusammen?

Chris Hardt: Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Wir stehen mit dieser Kombination übrigens nicht alleine da, auch Labels wie RotRaum Music und VoxNox Records haben diese Basis. Ich habe auch lange mit dem Gedanken gespielt, nach Berlin zu ziehen, mich dann aber doch dafür entschieden, meinen Wurzeln treu zu bleiben. Zumal die Lebensqualität im Allgäu nur schwer zu übertreffen ist.

Neben eurem musikalischen Output, der auch immer wieder in unserem Tonträger-Bereich besprochen wird, seid ihr mit TejaDrum.tv auch mit anderen Themen beschäftigt. Was ist Drum.tv, welche Inhalte bietet ihr an und welche Ziele verfolgt ihr damit?

Chris Hardt: Bei TejaDrum.tv wollen wir dem Zuschauer ein möglichst authentisches Bild der Technoszene vermitteln und auch einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen. Unser Ziel ist es, Live-Techno und aufstrebenden Künstlern eine Plattform zu bieten und sie zu fördern. Die Produktion ist dabei bewusst low-budget gehalten. Unser etwas chaotisches Moderatoren-Duo Denny Hanson und Stefan Theia sind angesehene DJs und Produzenten und verfügen über jede Menge Insiderwissen über die elektronische Szene. TejaDrum.tv besteht dabei aus drei Grundelementen: erstens Live-Sets mit anschließendem Artist-Interview, zweitens Einblicken in die Berliner Technoszene aus Sicht der DJs und drittens Technik-Tipps. Last but not least halten wir euch über die heißesten Releases, News aus der Szene und empfehlenswerte Veranstaltungen auf dem Laufenden.

Berlin ist bekannt für seine Feierkultur – die natürlich in Zeiten von Corona ziemlich unter die Räder kommt. Wie ist euer Eindruck vor Ort?

Stefan Theia: Techno lebt davon, dass er auf Veranstaltungen im Club oder in einem alten verlassenen Bunker zelebriert wird. Durch die derzeitige Situation blutet uns da natürlich allen das Herz. Als Label geht es uns in der Corona-Zeit in erster Linie darum, für unsere Artists da zu sein und ihre Kreativität zu fördern. Harte Zeiten schweißen uns sogar noch mehr zusammen, und ich denke, dass Teja gestärkt aus dieser Krise hervorgehen wird. Wenn es dann wieder irgendwo im Berliner Raum illegale Underground-Party geben sollte, dann könnt ihr euch sicher sein, dass wir mit Tejadrum.tv dabei sein werden.

Wie steht es um euren übrigen Release-Plan in 2020 und welche Pläne habt ihr für die Teja-Zukunft?

Stefan Theia: In Sachen Releases kommt 2020 noch einiges auf euch zu. Einen festen Release-Plan gibt es bei uns aber nicht, denn wir geben unseren Künstlern so lange Zeit, bis sie zu 100 Prozent zufrieden mit dem Ergebnis sind. Das konkrete Release-Datum eines Albums oder einer EP lässt sich daher nur schwer planen. Was wir aber versprechen können, ist, dass wir auch weiterhin unser Bestes tun, um neue Soundwelten zu erschließen und wegweisende Releases zu veröffentlichen.

Welche Plattformen bedient ihr mit eurem Label? Wo kann man euch hören und wie wichtig ist es – für die Reichweite, aber auch für die Gesundheit eines Labels – am Zahn der Zeit zu sein?

Chris Hardt: Die Präsenz auf den führenden Plattformen wie YouTube, Twitch, Instagram und jetzt auch TikTok ermöglicht es uns, zum einen am Puls der Zeit zu bleiben und zum anderen in ständigem Austausch mit den Fans zu sein. Die größte Präsenz zeigen wir aber immer noch auf Facebook. Wir freuen uns hier über jegliches Feedback, da es uns auf unserem Weg weiterbringt. Unser Ziel als Label ist es, die Sichtbarkeit und Reichweite zu erhöhen, um unsere Künstler und deren Releases so gut wie möglich zu präsentieren und zu pushen. Und zwar ganz echt und authentisch, frei von Fake-Likes oder -Klicks.

 

Aus dem FAZEmag 100/06.2020
Text: Julian Haußmann
www.facebook.com/tejarec

 

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