The Blaze – Impressionen einer langen Reise

The Blaze – Impressionen einer langen Reise / Foto: Samuel Kirszenbaum

September 2018: Nach vereinzelten Single- und EP-Erfolgen wie „Virile“ oder „Territory“ veröffentlichen die französischen Cousins von The Blaze ihr langersehntes Debütalbum „Dancehall“, das auf Anhieb zum Kassenschlager wird, musikalische Grenzen auslotet und spielerisch zwischen House und Electro-Pop umherstreift. Was dann folgt, lässt sich zweifelsohne in die Kategorie „Traum einer jeden Künstler*in“ einordnen: Guillaume und Jonathan Alric gehen auf Tour. Doch es ist nicht irgendeine Tour, sondern eine vier Jahre andauernde Reise, die sie um den gesamten Erdball führt und die mit unzähligen Live-Shows in den berühmtesten Event-Locations dieser Welt gespickt ist. Gleichzeitig hatte die XXL-Tournee allerdings auch ihre Folgen, denn zum Musikmachen war das in Paris ansässige Gespann während dieser Zeit nicht gekommen. 2022 dann die Erlösung: Die Alrics kehren von ihrer Expedition zurück ins Studio und fangen an zu tüfteln. Dabei herausgekommen ist nun ein introspektives, emotionsgeladenes Full-Length-Album, das auf den Namen „Jungle“ hört und die Erlebnisse des vierjährigen Trips verarbeitet.

Wer nach einer derartigen Tournee zu Hause ankommt und im Anschluss daran unmittelbar ein neues Album produziert, der braucht für gewöhnlich erst einmal eine kurze Auszeit. Dieser Begriff scheint im Wortschatz der Cousins allerdings nicht zu existieren, denn auch nach Fertigstellung der LP sind The Blaze schon wieder voll im Fokus: „Wir sind ziemlich beschäftigt mit dem Release des Albums und mit Live- und Imageprojekten. Wir können es kaum erwarten, all das mit euch zu teilen“, erklärt das Duo. „Was erlebt man eigentlich alles auf einer vierjährigen Konzertreise?“, wollten wir von Jonathan und Guillaume wissen, und die beiden gaben uns diese Antwort: „Wir erleben so viele verschiedene Dinge und Emotionen, dass es schwer ist, nur ein bestimmtes Ereignis herauszupicken. Die ganze Sache ist so schon verrückt genug. Allein die Tatsache, beim Roskilde Festival vor 60.000 Menschen zu spielen oder in Dakar aufzuwachen, um ein Musikvideo zu drehen, ist unglaublich“, so Jonathan. Musikvideos, ein gutes Stichwort. Die Visualisierung ihrer Musik spielt schließlich seit der Gründung und dem ersten Release eine tragende Rolle für The Blaze. So entstand das zugehörige Musikvideo zu „Virile“ im Jahr 2016 mit einem Budget von 100 Euro und unter der Mithilfe von zwei Freunden des Duos, die als Protagonisten agierten. Dank ihres Erfolges können sie sich jetzt, allen voran Jonathan, ein talentierter Regisseur, der die Filmschule in Brüssel besuchte, in dieser Hinsicht an weitaus größeren Möglichkeiten erfreuen, vor allem was die technische Komponente betrifft. „Das hilft uns sehr dabei, eine filmische Vision zu verwirklichen und unseren Videos einen besonderen Touch zu verleihen“, erklären die beiden.

„Jungle“ ist ein Album, das die Geschehnisse ihrer langen Tournee einfangen und zu einem intimen, emotionalen und visuell ausdrucksstarken elektronischen Musikkunstwerk verarbeiten soll. Die Tracks auf der LP sind primär so konzipiert, dass sie live gespielt werden können. Das erforderte mitunter einen völlig anderen Produktionsprozess im Vergleich zum Vorgänger „Dancehall“. „Es war uns wichtig zu experimentieren“, sagt Jonathan. „Technisch haben wir mehr analoge Sounds verwendet und anders gearbeitet, um unsere Stimmen aufzunehmen. Auf diesem Album singen wir viel mehr zusammen, wie ein Chor und ohne diesen tieferen Blaze-Effekt.“ „Das kam ganz natürlich“, ergänzt Guillaume und betont: „Wir waren gewillt, den introspektiven Aspekt unserer Musik beizubehalten und gleichzeitig zu bedenken, dass die Leute auch zum Tanzen kommen, wenn sie uns auftreten sehen.“ Oh ja, die Leute werden zum Tanzen kommen, da sind wir uns sicher. Wer The Blaze in Deutschland live erleben möchte, der sollte sich jedoch beeilen: Am 31. März spielt das Duo im Berliner Velodrom.

„Jungle“ erscheint am 10. März via Animal 63.

Aus dem FAZEmag 133/03.2023
Text: Hugo Slawien
Foto: Samuel Kirszenbaum
www.theblazeprod.com/