The Disco Boys im Podcast: „Underground ist tot und kommt nicht zurück“

The Disco Boys im Podcast: „Underground ist tot und kommt nicht zurück“

DJ, Produzent, Kommunikations-Experte und Host Daniel Agema hat sich mit Raphael Krickow von The Disco Boys einen dankbaren Talk-Gast zu seinem Podcast „heartbeat“ eingeladen. Dieser zeigte sich sehr gesprächig und holte dabei auch zum Rundumschlag aus.

The Disco Boys sind ein bekanntes DJ-Duo aus Hamburg, bestehend aus eben Krickow und Gordon Hollenga, das 1995 gegründet wurde. Bekannt wurden sie durch das Mischen von Disco-Klassiker mit modernen House-Sounds.

Krickow, der sich dem Disco-House-Sound deutlich zugewandter fühlt, als dem, was heute als Techno beschrieben wird, definiert gleich zu Beginn des Gesprächs den Unterschied zwischen Disco und Club: „Disco war eher der Grund, sich fortzupflanzen und in den Club bist Du gegangen, um Musik zu hören.“

Große Popularität erlangten die beiden vor allem durch ihren Hit „For You“, der den Klassiker der Manfred Mann’s Earth Band aufgriff. Ihre Auftritte auf Festivals wie der Loveparade und Nature One sowie ihre jährlichen Mix-Compilations festigten ihren Platz in der Musikszene. Dabei hat Krickow gar nicht nur positive Assoziationen zu solchen Events.

„Ich war auf der ersten Loveparade 1989, einer von 150 Leuten und fand das damals schon ganz schlimm“, so der DJ und Produzent. „Ich wusste da schon, dass bald der Kommerz ausbrechen würde. Touristen und bunte Leute tanzen hinter Wagen her, das hat mit Underground nichts mehr zu tun.“

Bei der Gegenfrage, was für ihn denn Undergound sei, musste der erfahrene Musiker selbst kurz innehalten, antwortete aber doch ausführlich: „Underground ist unkommerziell. Da spielt die Leidenschaft zu dem, was einen von anderen abgrenzt, eine große Rolle.“

„Heute ist es schwer, Underground zu haben. Im digitalen Zeitalter gibt es praktisch kein Underground mehr. Wenn Du Underground machst oder machen willst, hast Du es morgen in den Social-Media-Kanälen. Damit ist das Thema ja durch.“

Dabei sind seine Aussagen gar nicht ausschließlich als Kritik gegen den Zeitgeist zu verstehen, denn auf die Frage, ob Underground kommerziell erfolgreich sein dürfe, antwortet er ohne zu überlegen „Absolut!“ und führt dies weiter aus:

„Wichtig ist Exklusivität. Unsere Nächte hatten etwas Exklusives. Es war nicht kopierbar, es war nicht streambar. […] Die Leute, das Licht, die Musik – der Spirit, der durch all das entsteht, der geht heute verloren.“

In den Kommentarspalten überwiegt positive Resonanz. „Sehr gut sortierte Gedanken, kein Altmänner-Geheule auf die alte Zeit, einfach guter, erfahrungsreicher und wertvoller Realtalk. Masterclass“, schreibt ein User auf YouTube.

Einige Hörer waren allerdings auch zwiegespalten. Ein User schreibt: „Viele seiner Beobachtungen & Kritikpunkte sind richtig. Das Ironische ist, dass er mit seinem Projekt bei der Zerstörung der Szene & des Undergrounds geholfen & mitgemacht hat.“

Wir möchten euch gar nicht alles vorab verraten und euch stattdessen die Podcast-Folge ans Herz legen. Im weiteren Verlauf der rund 1,5 Stunden geht es auch noch um übersättigte Musik, schwindende Authentizität, Wertewandel und natürlich auch den Disco Boys.

Hier könnt ihr euch die gesamte Folge anschauen:

Quelle: YouTube

Das könnte dich auch interessieren:

The Disco Boys melden sich mit Melodic-Single und Compi zurück