Nach den „Summer Games“ im letzten Jahr widmet sich The Micronaut nun den „Winter Games“, dem zweiten Teil seiner Olympia-Serie, die auf Kí Records erscheint. Angeregt durch die eigenen Sportaktivitäten und immer den Gedanken, ein Konzept für ein Album zu entwickeln, landete Stefan Streck bei den Olympischen Spielen. Die Geschichte beginnt in Schweden …
Rund 15 Jahre lang hat The Micronaut Handball gespielt, seit mittlerweile sechs Jahren spielt er Tischtennis im Verein, erlebt dort am eigenen Leib die Anspannung und Aufregung vor Turnieren: „Wie muss das bei so einem Riesenwettkampf wie Olympia sein? Man bereitet sich jahrelang vor und dann kommt dieser eine Moment. Es ist einfach megaspannend, und das beeindruckt mich sehr.“ Und dann kam die Tischtennis-WM 2018 in schwedischen Halmstad: „Das höchste Ziel für alle anderen ist, ins Finale gegen eine*n der übermächtigen chinesischen Spieler*innen zu kommen.“ Da entstand dann die Idee, ein Album mit Sportarten zu machen und das dann in den Rahmen der Olympischen Spiele zu gießen. Zwei Jahre dauerte der Prozess, bei dem direkt beide Alben entstanden sind und in dem er ganz neue Tracks produzierte, aber auch ältere Skizzen hervorholte und zu Ende brachte: „Die Lieder oder zumindest die Skizzen waren zuerst fertig, ich habe dann erst überlegt, welche Sportart dazu passen würde. Wichtige Faktoren waren Intensität, Schnelligkeit, Ausdauer, Team oder Einzelsport, Geschwindigkeit, Eleganz und ob es eine Sportart ist, die mich auch beim Anschauen fesselt. So ließ sich das schnell finden.“
Die Pandemie hatte keinen Einfluss auf die Produktion der Alben, erzählt er, sie entstanden vorher, doch sie hat großen Einfluss auf die Veröffentlichung und die dazugehörige Tour: „Jede Musikerin, jeder Musiker lebt von den Liveauftritten. Ein Album ist für viele der Grund, auf Tour gehen zu können. Man möchte den Leuten die neuen Songs präsentieren und dann auch Platten verkaufen – wenn es gut läuft. Die meisten Shows wurden nun schon dreimal verschoben und eine Release-Show zu spielen, für ein Album, das schon 18 Monate raus ist, fühlt sich nicht frisch an. Aber so ist das jetzt und da müssen wir jetzt alle durch. Wichtig ist, dass man weiter kreativ bleibt und nicht einfach nur abwartet.“
Diese Kreativität lebt The Micronaut weiterhin in seiner Studioarbeit aus. Tracks fertig machen, an alten Skizzen arbeiten, Remixe machen, mit Sounds, Effekten und Klangquellen experimentieren. Vermehrt bekommt er auch Anfragen von anderen Künstler*innen, deren Produktionen und Aufnahmen abzumischen oder er schneidet Videos und bereitet Social-Media-Stuff vor, die sein Booker Marv oder Kí Records in Auftrag geben. „Dadurch dass mein Studio jetzt hier im Haus ist, kann ich mir meine Zeit gut einteilen, das ist schon klassisch acht Stunden mit Mittagspause. Aber wenn ich eine Idee habe, gehe ich auch nachts nochmal kurz rein und nehme das auf. Es ist auf jeden Fall ein Ort, an dem ich mich total wohlfühle, und selbst zwölf Stunden vergehen hier wie im Fluge.“
Darüber hinaus stehen neben dem besagten Tischtennis auch andere Tätigkeiten an: mit den Hunden laufen, Holz hacken und sägen, das Haus renovieren, Rasen mähen – „das fühlt sich auch oft wie Sport an“. Vieles fand in diesem Jahr im Privaten statt, im Haus auf dem Land, wo Stefan und seine Frau auch oft von Freund*innen besucht wurden. „Für 2022 wünsche ich mir, dass wir alle einen gemeinsamen Weg finden, durch diese Corona-Zeit zu kommen, mit einigen Dingen werden wir leben müssen. Ich möchte mich weiterhin mit Freunden treffen, gesund bleiben, aber auch gerne wieder live spielen. Ich bzw. wir – Marv, mein Booker, Freund und Manager, Kí Records und natürlich auch meine Frau, die mich live auf der Bühne unterstützt – sind bereit und freuen uns auf die Shows, die hoffentlich nächstes Jahr stattfinden werden.“
Aus dem FAZEmag 119/01.22
Text: Tassilo Dicke
www.micronautmusic.bandcamp.com