Titelverwaltung im File-Zeitalter: Andhim & Super Flu

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Ein neues Kapitel in unserer Reihe, bei der wir renommierten Künstlern in die Plattentasche schauen. Oder so ähnlich. Bei dieser Episode erzählen uns zwei der wohl angesagtesten Duos der elektronischen Szene, wie sie im digitalen Zeitalter ihre Musik bearbeiten, sortieren und wie ihr Bezug dazu generell ist. Simon Haehnel und Tobias Müller vs. Feliks Thielemann & Mathias Schwarz. Superfriends vs. Monaberrys. Andhim vs. Super Flu.



 

ANDHIM



Welches Digitalformat in welcher Datenrate nutzt ihr?

Tobi: WAV und MP3

Wie viele Sicherheitskopien führt ihr mit? 

Simon: Zwei USB-Sticks

Tobi: Drei bis vier USB-Sticks. In Zeiten von Rekordbox ist das allerdings fast irrelevant, da mit einem USB-3.0-Stick innerhalb weniger Minuten die komplette Playlist wiederhergestellt werden kann.

Wie viele Tracks befinden sich auf eurem Datenträger?

Simon: 576

Tobi: 1116

Wie verwaltet ihr eure Tracks?

Beide: Rekordbox

Wie sortiert ihr eure Tracks, bzw. Playlists?

Tobi: Nach Monaten und teilweise nach Stimmung wie Warm-up, Mitte, Peak, Classics usw.

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Wie behaltet ihr den Überblick bei der Flut an Digital-Files?

Simon: Dadurch, dass wir zwei bis fünf Mal die Woche auflegen, kennen wir unsere Tracks und Ordner ziemlich genau. Tracks, die man nicht spielt, bleiben dabei allerdings oft in den Ordnern liegen und enden als Karteileichen.

Wie läuft der Prozess vom Promohören über das Runterladen bis zum Clubeinsatz ab? 

Tobi: Promos hören ist eine quälend lange und frustrierende Aufgabe, da der Großteil der Promos wirklich Schrott ist. Dazu landet man – durch die Datenweitergabe der großen Promo-Pools – auf immer mehr Schrott-Verteilern. Aus dem Grund haben viele DJs einen Selector, der die Promos vor hört und aussortiert. Wir haben sowas nicht, weil wir keine Schnösel sind und noch ganz gut selbst entscheiden können, was wir mögen und was nicht. Allerdings fällt da ungefähr 80 Prozent hinten runter. Denn um die Flut von Promos zu umgehen, hört man am Ende nur noch Sachen von Labels oder Künstlern, die man kennt. Dadurch verpasst man oftmals das ein oder andere Juwel, es erspart einem aber auch eine Menge Zeit und Nerven.

Was könnte man an der „digitalen Plattentasche“ technisch verbessern? 

Simon: Mit meinem 5 Zentimeter langen „Teil“ in der Hose um die Welt zu fliegen und damit Tausende von Menschen zu beglücken, war schon immer mein Traum. Von daher würde ich sagen, es ist alles gut so wie es ist.

Wie hat sich eure Wahrnehmung in Bezug auf Musik seit der Digitalisierung verändert? 

Simon: Alles ist schnelllebiger und dadurch wahlloser geworden. Es wird viel zu schnell konsumiert. Tracks haben nur noch eine sehr geringe Halbwertzeit. Durch die Möglichkeit der schnellen Veröffentlichung klingt heutzutage auch vieles zu gleich. Man kopiert und folgt Trends. Am Ende klingt alles gleich. Die Individualität geht verloren.

Tobi: Gleichzeitig ist der Zugang zu Musik unendlich geworden. Man kann immer und überall so viel Musik konsumieren wie man will. Man denke nur an Spotify.

Was war bei der Vinylauswahl anders, vermisst ihr etwas?

Simon: Da war alles anders. Du musstest ja erstmal, noch bevor es die Online-Plattformen gab, in den Plattenladen fahren und dich dann durch zahllose Platten hören. Natürlich wurden da auch Scheiben kuratiert oder in Genres unterteilt, aber es gab ja keine Personalisierung. Das heißt, du hast Stunden im Laden verbracht und dich durch Musik gewühlt. Das ist natürlich sehr aufwendig, aber auch schön. Der Bezug zur Platte, bzw. zum Song ist ein ganz anderer. Er ist viel persönlicher und intensiver. Es gibt unzählige Platten, die ich nur wegen des Covers gekauft habe.

Tobi: Da schwingt ja viel mehr mit als nur die Musik. Es geht da viel um Ästhetik. Außerdem ist so eine Platte circa acht Mal so teuer wie ein Mp3. Da muss man sich schon überlegen, ob man den Track spielen will oder nicht. Vermissen tue ich es aber nicht. Alles hat seine Zeit.

Gab es Vorteile bei der Verwaltung von Vinyls oder CDs? 

Beide: NEIN!

Was steht bei euch in den nächsten Wochen an Highlights an?

Simon: Wir wollen uns erstmal darauf konzentrieren, mehr USB-Sticks zu kaufen. Danach produzieren wir wieder neue Musik, die es dann sowohl als WAV, Mp3, als auch auf Vinyl geben wird. Nur nicht auf CD.

www.soundcloud.com/andhim

 

SUPER FLU

Welchen Datenträger bevorzugt ihr?

Feliks: Seitdem der Support für Floppy Disks eingestellt wurde benutzen wir USB 1. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten haben wir uns an die unhandlichen Sticks gewöhnt.

Welches Digitalformat in welcher Datenrate nutzt ihr?

Mathias: Die meisten Tracks speichern wir als 320er Mp3 ab, außer unsere eigenen. Die speichern wir gerne als 64kbit-Files, um einen warmen analogen Klang zu erzeugen.

Wie viele Sicherheitskopien führt ihr mit?

Mathias: Wir haben immer eine Tonbandkopie bei uns und die meisten Sachen in der Dropbox, so dass wir immer darauf zugreifen können.

Wie viele Tracks befinden sich auf eurem Datenträger?

Feliks: Auf unserem Stick befinden sich 48 474 128 384 Byte an Musik. Das jetzt in Tracks umzurechnen ist ziemlich einfach, da im Durchschnitt ein 320er Mp3 17 MB groß ist.

Wie verwaltet ihr eure Tracks?

Mathias: Wir nutzen Rekordbox. Die paar Disketten die wir noch haben, werden mit Registerkarten organisiert.

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Wie sortiert ihr eure Tracks bzw. Playlists?

Mathias: Auf dem Stick gibt es einen großen Ordner, da laden wir die Tracks immer rein und lassen sie automatisch nach Größe sortieren. So haben wir auch gleich die Reihenfolge fürs Wochenende.

Wie behaltet ihr den Überblick bei der Flut an Digitalfiles?

Feliks: Regelmäßiges „Ausmisten“ und stundenlanges Musik hören. Dazu eignen sich unsere Reisen am besten.

Wie läuft der Prozess vom Promo-Hören über das Runterladen bis zum Clubeinsatz ab?

Mathias: Das läuft genau in der Reihenfolge ab. Neue Sachen hören wir uns an und entscheiden dann, ob wir sie in unsere Playlists aufnehmen. Im Club werden die Sachen dann getestet und später bewertet.

Was könnte man an der „digitalen Plattentasche“ technisch verbessern?

Feliks: Man könnte sie noch ein bisschen portabler und komfortabler machen. Weiche Schulterpolster wären gut und sogar ein Mehrwert.

Wie hat sich eure Wahrnehmung in Bezug auf Musik seit der Digitalisierung verändert?

Mathias: Wir haben den Eindruck, dass die Menge an guter Musik gleich geblieben ist. Es ist aber schwerer geworden gute Musik zu finden.

Was war bei der Vinylauswahl anders, vermisst ihr etwas?

Mathias: Man musste noch mehr Geld für Tracks ausgeben und der Kaffee im Plattenladen hat besser geschmeckt als der Tee bei Spotify.

Gab es Vorteile bei der Verwaltung von Vinyls oder CDs?

Feliks: Für uns war es einfacher, eine Übersicht in der Plattentasche zu haben und zu wissen, was auf der Platte ist. Auch ist es durch ein Plattencover einfacher gewesen Ordnung und Orientierung zu haben.

Was steht bei euch in den nächsten Wochen an Highlights an?

Mathias: Ende Januar sind wir in Australien auf Tour und freuen uns auf die Sonne. Zurück in der Heimat erscheint im Februar ein neues Release von uns auf Mule Musiq. Domo arigato!

www.soundcloud.com/super-flu-de

 

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 Foto Super Flu: Falko Gerlinghoff