Ein Abendessen in Antwerpen
Mein lieber Tom, das darf doch bitte nicht wahr sein. Die Nachricht, dass du von uns gegangen bist, hat mich gestern tief getroffen. Ausgerechnet du, Tom. Ein toller Kerl, Ehemann und Vater. Ein echter DJ und Produzent. Einer, der Musikgeschichte geschrieben hat. Männer wie dich gibt es heute selten.
Ich habe sofort an unsere alten Zeiten in München gedacht und wie alles angefangen hatte. Auf einmal warst du da. Jung und wild, laut und frei. Trotzdem hast du dein Herz Bine geschenkt und ihr wart seitdem vereint. Ich erinnere mich noch an eure Hochzeit am Tegernsee. Drei tolle Kinder habt ihr bekommen und zusammen großgezogen.
Ich denke daran, wie du bei mir im Recordstore gearbeitet hast. Du hast das ganze Geld in Musik gesteckt. Ich erinnere mich an den Keller in der Domarkstraße, unser Studio, wo du und Eniac „Loneliness“ produziert habt. Das Vocal-Sample habt ihr von einem Acapella auf meinen Hip-Hop-Platten gehabt.
Dann kam Kosmo Records. Wir waren die Kosmonauten. Du warst einer von uns. Inner Circle. Ein Bruder im Geiste und ein Seelenverwandter. Die Zeit raste nur so dahin und alles wurde groß. So auch wir. Du hattest Great Stuff gegründet und warst später auch noch Gastronom. Immer ein Macher, immer vorwärts.
Ich weiß gar nicht, wie oft wir zusammen aufgelegt haben. Ob in den frühen 90ern im Pulverturm, Nachwerk, Parkcafé oder später bei Mayday, Loveparade und Nature One. Du warst immer da. Immer in Partylaune und voller unzähmbarer Energie. Deine Musik immer auf den Punkt. Deine Sets immer unwillkürlich und energiegeladen wie du. Dein eigener Sound und deine eigene Art, Abende in rauschende Raves zu verwandeln.
Als du Deutschland den Rücken gekehrt hast und mit deiner Familie nach Sardinien gezogen bist, haben wir uns leider aus den Augen verloren. Jeder lebte sein Leben und erlebte seine Zeit.
Vor ein paar Wochen haben sich unsere Wege endlich wieder gekreuzt bei einer Show in Belgien. Ich wollte mich eigentlich hinlegen, weil ich von der Nacht davor KO war, aber dein Anruf hat das verhindert. „Novy, altes Haus, komm, ich hab Hunger. Lass uns was essen gehen.“
Wir sind irgendwo am Bahnhof asiatisch essen und auf ein Bier gegangen. Eine Freundschaft, die ewig hält, trotz aller Umstände. So hat es sich beim Wiedersehen und deiner Umarmung angefühlt. Als wäre alles, was wir gemeinsam erlebt haben, erst gestern gewesen.
Wir haben über zwei Stunden mehr geredet als gegessen und wie zwei uralte Freunde viel gelacht und uns erzählt, wie es uns in den letzten Jahren ergangen ist. Ich war froh, dass du gesund und munter warst. Glücklich in Sardinien angekommen mit deiner Familie. Du hattest Pläne, wolltest musikalisch wieder Gas geben und neue Musik machen.
Nach dem Essen haben wir uns noch eine Stunde hingelegt und uns im Club wieder gesehen. Ich habe vor dir gespielt. Leider, und das ärgert mich sehr, bin ich bei der Hälfte, deines Sets gegangen, weil mein Flieger am Morgen um 7 ging. Ich habe dir immer gerne zugehört.
Und jetzt diese Meldung, dass du gestorben bist. Mein lieber Tom, ich bin wirklich tief traurig über deinen Tod. Aber ich bin dankbar, dass wir uns noch einmal begegnet sind und ich dieses Abendessen mit dir hatte. Einmal mehr zeigt es mir, dass die Dinge im Leben nicht selbstverständlich sind und wir dankbar sein müssen für alles.
Du warst wirklich ein feiner Kerl, ein lieber Freund und ein großartiger Künstler, Vater und Ehemann. Ruhe in Frieden, lieber Tom.
Bine, Amelie, Sophie und Max, mein herzliches Beileid.
Bis irgendwann, mein lieber alter Freund.
In tiefer Trauer,
Dein Novy