
Das Schweizer Electronica-Trio rund um Frontmann Tom Paul Fischer, Posaunist Florian Brändli und DJ Robin Meier hat sich seit seinem Start im Jahr 2016 durch Club- und Festivalbühnen inner- und außerhalb der Schweiz gespielt und dabei seine Audienz begeistert. Die drei veröffentlichten mehrere EPs, landeten mit ihren Songs auf unzähligen Playlists und entwickelten eine überregionale Fan-Base. Bei ihren fulminanten Live-Shows wird die Band außerdem begleitet von Schlagzeuger Nicolas Struchen. Mitte Februar erschien mit „Aurora“ die Lead-Single ihres aktuellen und gleichnamigen Releases. Nachfolger „Porto“ läutete im März den Frühling ein, und am 6. April erscheinen „Talin“ und „Arras“, die zwei fehlenden Mosaiksteine zur Vollendung der EP auf LIVANA MUSIC. Wir haben mit Florian über die Anfänge, die Heimat Baden und die neue EP gesprochen.
Florian, lass uns vorne beginnen. Welchen Background habt ihr drei jeweils?
Ich selbst komme aus dem Reggae, Ska, Dub und Funk. Mit 24 oder 25 Jahren ging es dann via Fat Freddy’s Drop in die elektronische Richtung. Unser Sänger Tom hatte es zunächst mit Indie-Rock und Blues und hat sich dann, wie ich, irgendwann für elektronische Musik begeistert. Der Dritte im Bunde, Robin, war schon immer in der Welt von House und Techno verwurzelt.
Wie habt ihr euch kennengelernt und festgestellt, dass Gitarre, Posaune und Synthesizer gut harmonieren?
Wir kannten uns hier aus unserer Region in Baden schon über verschiedene Ecken. Es gab hier eine Art Jugendclub, in dem wir am Wochenende gearbeitet haben. Tom hatte damals ein Projekt mit seiner Akustikgitarre gestartet. Irgendwann hatte er ein Konzert und wünschte sich ein Blasinstrument. So entstand die erste Kooperation. Robin hat irgendwann angefangen, mit Drummachines herumzuexperimentieren, was ziemlich gut gepasst hat. Anschließend haben wir uns intensiv mit Synthesizern beschäftigt, und das Projekt wurde somit immer elektronischer.
Euer erstes Release „Rain“ datiert auf den 1. April 2016. Wie hat sich euer Projekt seit dem Start entwickelt und verändert?
Ich denke, wir sind auf allen Gebieten ein ganzes Stück professioneller geworden. Sowohl musikalischer, jeder Einzelne an seinen Geräten bzw. Instrumenten, und somit hat TOMPAUL mit der Zeit an Tiefe gewonnen. Mittlerweile sind wir in der Lage, genau das umzusetzen, was wir uns noch vor drei oder vier Jahren vorgestellt haben. Unseren ersten Song „Rain“, den wir bestimmt fünf Jahre nicht mehr gespielt haben, haben wir jetzt kürzlich neu interpretiert und greifen das Thema in den neuen Shows wieder auf. Wir stehen noch immer sehr hinter den Songs aus unseren Anfangszeiten und erinnern uns gerne an diese Zeit zurück. Außerdem fehlt uns ja noch dieser eine Hit, mit dem wir automatisch in Verbindung gebracht werden (lacht).
Wie verläuft ein typischer Studio-Tag bei euch?
In der Regel treffen wir uns mittwochabends, hören in aktuelle Projekte rein und besprechen vieles. Über die Woche verteilt setze ich dann den Input der anderen beiden um und spinne gewisse Gedankengänge ein wenig weiter. Freitags sitzen Tom und ich dann den ganzen Tag zusammen – es geht mit Musikhören los und dann sprechen wir stundenlang über Sounds, Inspiration und Co. Dann fangen wir an, zu jammen und legen uns meist eine Deadline bis um 17 Uhr – sollte bis dahin kein Song stehen, machen wir für den Tag Schluss. Mit diesem Ablauf sind wir bislang ziemlich gut gefahren. Und generell läuft bei uns alles sehr demokratisch ab. Wenn zwei von dreien das Ding gut finden, wird es gemacht. Wir hatten am Anfang das Ziel, dass alle drei begeistert sein müssen. Dieser Vorsatz stand uns aber oftmals im Weg, um Sachen ans Laufen zu bekommen und hat oft nur zu einem halbgaren Kompromiss geführt.
Wie hat sich eure Heimat auf euren Sound ausgewirkt?
Baden ist jetzt nicht sonderlich renommiert für elektronische Musik. Vor einigen Jahren gab es hier einen Club namens Merkker, wo zwei von uns sogar für einige Zeit an der Bar und an der Garderobe gearbeitet haben. Dort sind wir regelmäßig in Kontakt gekommen mit dieser Musik – aber sonst gab es recht wenig hier. Im Jugendclub sind die sieben, acht Bands hier aus der Gegend gemeinsam gewachsen. Dort fand ein reger Austausch statt und man hat sich gegenseitig geholfen und ausgetauscht. Das hatte sicherlich einen Einfluss auf uns als Trio.
Was waren eure Highlights bislang?
Letztes Jahr haben wir beim Naturklang Festival in der Nähe von Zürich gespielt – ein Tagesevent, der einem richtigen Rave gleichkommt. Alles vorher war in der Regel immer eine typisch poppige Konzertsituation. Das hat uns extrem gut gefallen und der Menge allem Anschein nach auch. Ebenfalls grandios war das Sound Of The Forest in der Nähe von Mannheim. Fünf Minuten vor Stage-Time war kein Mensch vor der Bühne und wir hatten den schlimmsten Gig aller Zeiten befürchtet. Aber kaum hatten wir angefangen, wurde es supervoll und wir hatten eine unvergessliche Zeit.
In den letzten Wochen sind eure Singles „Aurora“ und „Porto“ erschienen.
Ja, und wir sind sehr über das bisherige Feedback erfreut. In der Küche unseres Studios hängt ein superschönes Plakat, auf dem ein Bild von Porto zu sehen ist. Meine Cousine, die Kunst studiert, hatte es gemacht und uns mitgebracht. Als es darum ging zu entscheiden, wie die Songs heißen sollten, kam uns irgendwann Porto in den Sinn – viel Sonne, lange Nächte und ein schöner Vibe, das hat generell zum Song gepasst. „Aurora“ hingegen wurde von den Polarlichtern beeinflusst, wissenschaftlich ja Aurora Borealis genannt. Wir haben nach schön klingenden Titeln gesucht und sind irgendwann dort gelandet. Von den Lichtern stammt auch die Inspiration für das Artwork.
Am 6. April erscheinen mit „Talin“ und „Arras“ die restlichen zwei Songs der EP, gefeiert wird das Release am gleichen Tag mit den Jungs von Animal Trainer.
Korrekt, wir freuen uns extrem, die beiden neuen Songs mit der Welt zu teilen und genau an dem Datum auch eine große Sause mit Samy und Adrian zu feiern. Im Rahmen der Inox Klubnacht geht es ins Royal hier in Baden. Bei Inox wird meist ein DJ-Act mit einem Live-Act kombiniert, vor uns waren u.a. Kerala Dust zu Gast. Außerdem wird die liebe Hannah zu Gast sein. Kommt alle!
Welche Pläne habt ihr für das restliche Jahr 2023?
Aktuell sitzen wir an weiteren Songs, die im Herbst erscheinen sollen. Bis dahin werden wir einige Shows spielen und weiterhin unseren Sound auf Hochglanz polieren und hoffen, dass immer mehr Leute den Weg zu unserer Musik finden.
Aus dem FAZEmag 134/04.2023
Text: Triple P
Foto: Jonathan Labusch
www.instagram.com/tompaulmusic