Sommerzeit, Reisezeit. Das bedeutet für einige Menschen, sich über das Reisebüro gegenüber oder mit einer kurzen Internetsuche einen Pauschalurlaub zu organisieren, den vorher schon 32.129 andere Menschen gebucht und für hach-so-schön empfunden haben. Die Ziele sind bekannt, Hauptsache der Strand ist nah, halbwegs sauber und im Restaurant des Hotels kann man in fünf Sprachen die regionale Küche beleidigen und Schnitzel mit Pommes ordern.
Klingt öde? Zurecht! Als treuer Verfechter des Roadtrips, mit all seinen Umständlichkeiten und all seiner Schönheit, kommt einem diese Massenabfertigung von Urlaubern ähnlich zuwider, wie Einblicke in die Burgerherstellung bekannter Fastfood-Ketten. Und darum halte ich hier jetzt ein Plädoyer für bewusstes Reisen und natürlich Feiern in vier Ländern. Markante Punkte: die Clubs. Die Zeit dazwischen: absolut nach eurem Gusto frei verfügbar. Denn Freiheit und Spontanität zählt im Urlaub mehr den je, auch wenn der Trip nur fiktiv ist.
Start in Köln, erster Halt: Zürich
Es ist zu früh! Urlaub sollte per Gesetz immer mit Ausschlafen beginnen. Gleichzeitig sagt Google Maps, dass die knapp 600 km Straßen zwischen Köln und Zürich ungefähr fünfeinhalb Stunden benötigen, daher ist ein zeitiger Aufbruch leider wichtig. Sechs Alben, zwei Flaschen Club Mate, eine Pinkelpause und eine Vignette später erwartet uns die 400.000-Einwohner-Stadt. Neben dem Rekord, als teuerste Stadt der Welt zu gelten – zumindest nach den Maßen der Economist Intelligence Unit, vom Namen her der nerdigsten Truppe der Geheimpolizei – beherbergt Zürich auch den Hive Club, unseren ersten Stopp. Abgesehen von Partys mit Oliver Schories, Santé, Anthony Rother, Andhim und vielen anderen, macht auch das eigene Label Hive Audio Lust, den Club zu erkunden.
Aus den Tunneln in den Tunnel
Nach einer lang durchfeierten Nacht in Zürich, geht es wieder auf die Straße. Vorbei an Bergen, durch Tunnel, mehr Berge, mehr Tunnel, geht es über die Grenze nach Italien. Das Ziel ist Mailand. Dort ist der Tunnel Club seit einigen Jahren aktiv und konnte bereits mit Âme, Jimmy Edgar, Michael Mayer und Motor City Drum Ensemble feiern, in den nächsten Wochen stehen Events mit der Red Bull Music Academy sowie Auftritte von Erol Alkan und Bicep an. Genug Gründe also, um die Sprachbarriere zu überwinden und mit einigen Brocken Italienisch um sich zu werfen.
Voulez-vous aller célébrer avec moi?
Raus aus Italien, es geht mit unseren westlichen Nachbarn weiter. Denn wir machen den Sprung nach Frankreich, genauer gesagt Lyon. Der Ruf als kulinarische Stadt klingt gut, schließlich gehört zu einem erholsamen Urlaub auch gutes Essen. Ob Paul Bocuse persönlich für einen kocht, hängt sicherlich von den finanziellen Mitteln ab, aber auch ohne Sternekoch darf man sich in Lyon auf regionale Spezialitäten und viel Fisch freuen. Clubmäßig machen wir einen kurzen Besuch im Le Sucre, wer aber auf den Spuren dieses erfundenen Trips plant, sollte sich das Nuits Sonores im Mai merken. Das Festival hat erst kürzlich sein Line-up verkündet, es reisen dieses Jahr unter anderem Ben Klock, KiNK, Marcel Dettman, Recondite, John Talabot, Genius of Time, Barnt, André Bratten, Lena Willikens und Carl Craig an.
Auf der Zielgeraden
Der letzte Abschnitt unserer Tour steht an. Dafür überqueren wir noch eine innereuropäische Grenze und fahren nach Spanien. Barcelona ist für Freunde elektronischer Musik sicherlich kein Geheimtipp. Aber die spanische Stadt eignet sich ideal als Endpunkt für den Urlaub. Die Empfehlung zum Feiern: der Nitsa Club. Ob Roman Flügel, John Talabot & Axel Boman, ein Showcase des Robert Johnson, Trentemøller, Boddika, Redshape oder eine Cadenza-Nacht – das Line-up in des Nitsa ist stets hervorragend. Und der Strand ist auch nicht weit.
Nach über 1.500 Kilometern ist der Urlaub vorbei. Wer noch ein wenig weiter feiern und mehr sehen möchte, kann nach weiteren Clubs in Europa Ausschau halten. Zum Beispiel nach den meist unterschätzten Clubs oder von Profis geliebten Club-Locations. Es gibt noch vieles zu entdecken.